Geld und Geist sind Biels letzte Goalie-Hoffnung

Pech für den EHC Biel: Langnaus Torhüter Thomas Bäumle nutzt die Ausstiegsklausel aus dem Vertrag nicht und bleibt bei den SCL Tigers. Jetzt steht Biel unter Druck.

Presse • • von 20 Minuten online, KlausZaugg

Biels Manager Daniel Villard war noch am Sonntagabend sicher, dass Thomas Bäumle den Vertrag in Langnau per Saisonende kündigen würde. Um mit Biel in konkrete Verhandlungen zu treten. Denn Reto Berras Agent hat den Bielern mitgeteilt, dass sein Klient per Ende Saison geht.

 

Doch Thomas Bäumle hat nicht gekündigt und bleibt bis Ende der nächsten Saison in Langnau. Für Biels Trainer Kevin Schläpfer ist das letztlich doch keine Überraschung. «Ich habe zwar mit Bäumle über einen möglichen Wechsel nach Biel gesprochen. Aber ich hatte immer das Gefühl, er würde bleiben. Er fühlt sich in Langnau wohl.»

 

«Ich bin von der Organisation überzeugt»

Dieses Gefühl hat Kevin Schläpfer also nicht getäuscht. Thomas Bäumle bleibt in Langnau – und das sogar ohne Aufbesserung oder Verlängerung des bestehenden, noch bis Ende nächster Saison laufenden Vertrages. Ein grosser Erfolg für Langnaus neuen Sportchef Jakob Kölliker. Er sagt gelassen: «Ein grosser Erfolg? Nein. Wir machen einfach unsere Arbeit. Es ist der Entscheid von Thomas Bäumle. Wir bauen bei uns keine Luftschlösser und wir wollen unser Unternehmen zurück zu seinen Wurzeln führen. Zu Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Transparenz. Wir sagen, wer wir sind, wir sagen, was wir haben und wir sagen, was wir wollen. Offenbar haben wir damit Thomas Bäumle überzeugt.»

 

So ist es. Thomas Bäumle sagt, Biel habe sich sehr, ja extrem um ihn bemüht. Es sei nicht ein Entscheid gegen Biel, sondern für Langnau. «Ich bin ein Kämpfer und ich werfe nicht einfach den Bettel hin, wenn es mal nicht läuft. Ich habe auch in Ambri mit einem Einjahresvertrag begonnen und bin dann sieben Jahre geblieben. Ich bleibe in Langnau, weil ich von diesem Team und der ganzen Organisation überzeugt bin. Wir haben mit nur zwei Ausländern in einer NHL-Lockoutsaison zuletzt mit Bern und dem ZSC zwei Riesenteams besiegt. Das zeigt, wie viel Leidenschaft in unserer Mannschaft steckt.»

 

Bäumle bleibt nicht nur der Organisation wegen im Emmental. Er will grosse Erfolge feiern. «Ich fühle mich sehr wohl in diesem Team, wir sitzen wirklich alle in einem Boot und ziehen alle am gleichen Strick. Wir haben hier in Langnau mit dieser Mannschaft, mit dem neuen Stadion und mit diesen treuen Zuschauern ein riesiges Potenzial. Hier ist eine sehr gute Führung daran, etwas Grosses aufzubauen und ich bin sicher, dass wir unseren Fans noch viel Freude machen werden.» Er habe ohne Aufbesserung des Vertrages auf die Kündigung verzichtet. «Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir uns noch auf eine längerfristige Zusammenarbeit einigen werden.» Gewährsleute melden, Sportchef Jakob Kölliker werde wohl eine vorzeitige Verlängerung um drei Jahre vorschlagen.

 

Wer folgt auf Berra?

Nun geht der Tanz um die Goalieposition in Biel erst recht los. Verwaltungsrat und Management hatten offensichtlich grosse Anstrengungen unternommen und Reto Berra als erstem Schweizer Spieler seit dem Wiederaufstieg von 2008 mehr als 300'000 Franken Jahressalär offeriert. Kevin Schläpfer sagt: «Seit ich nicht mehr Sportchef bin, kenne ich die Zahlen nicht mehr. Ich weiss nur, dass wir mit unserem Angebot offenbar an unsere Grenzen gegangen sind und trotzdem chancenlos waren. Aber wir können und dürfen bei den Salären eine gewisse Grenze nicht überschreiten. Sonst riskieren wir die Existenz unseres Unternehmens.»

 

Was nun? Schläpfer ist eine Kämpfernatur. Er gibt die Hoffnung nicht auf: «Es stimmt zwar, dass unser Sportchef nach unserer Offerte am Samstag von Reto Berras Agenten eine Absage bekommen hat. Aber für mich ist in dieser Sache das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.» Biels Trainer schliesst nicht aus, dass Reto Berra am Ende, wenn sich der Pulverdampf der Offerten und Gegenofferten, der Auslandspläne und NHL-Träume einmal verzogen hat, doch in Biel bleibt. Nicht wegen des Geldes. «Ich habe einfach das Gefühl, dass es Reto Berra bei uns gefällt und er uns nicht im Stich lassen kann.» Emotionen statt knallhartes Business. Ein wenig wie bei Thomas Bäumle in Langnau. Oder wie der grosse Dichterfürst Jeremias Gotthelf einen seiner Klassiker der Weltliteratur genannt hat: Geld und Geist. Nun ist dieses Gotthelf-Wort auch Biels letzte Hoffnung im grossen Torhüter-Pokerspiel.