Gottéron braucht einen neuen Patron

Nach dem plötzlichen Hinschied des Verwaltungsratspräsidenten Laurent Haymoz muss die Führung des NLA-Leaders neu bestellt werden. Im und um den Klub reden verschiedene Kräfte bei der Nachfolgeregelung mit.

Presse • • von Neue Zürcher Zeitung, Jürg Vogel

Der Verwaltungsrat der HC Fribourg-Gottéron AG trauert um seinen im Rahmen einer Velotour auf Mallorca im Alter von 66 Jahren an Herzstillstand verschiedenen Präsidenten Laurent Haymoz. Das Gremium hat an einer Sitzung entschieden, dass der VR-Vizepräsident Michel Volet bis zum 3. Juli, dem Datum der nächsten Generalversammlung der Betriebs-AG, die präsidialen Geschäfte führen wird.

Der Vorzeige-Klub mit dem Drachen-Emblem, der an der Saane eine gesellschaftliche Bedeutung hat wie die Hofreitschule in der Stadt Wien, befindet sich seit Monaten im sportlichen Hoch. Das ist mit ein Verdienst des verschiedenen Obmanns, der in den letzten drei Jahren den Kurs wesentlich steuerte. Haymoz war am 7. Juli 2010 als Nachfolger das Treuhänders Daniel Baudin ins Präsidentenamt aufgerückt. Mit diesem Obmann war der Verstorbene schon zuvor in Erscheinung getreten. 2006, als der Pleitegeier über Gottéron kreiste, half er in der Restrukturierung mit. Zuvor war das Duo Baudin/Haymoz als Oppositionskraft gegen den mächtigen Generaldirektor Roland von Mentlen aufgetreten.

 

Als pensionierter Direktor der Kreditabteilung der Freiburger Kantonalbank erfüllte Haymoz das Amt als Gottéron-Chef mit Herz, gewissermassen im Vollamt. Er leitete mit Erfolg den kommerziellen Verkehr mit Sponsoren (Einkünfte von 7 Millionen Franken), und er überwachte den sportlichen Betrieb. Der frühere Fussballer im FC Bulle führte eine Art Sportkommission, die es offiziell im Verein zwar nicht gibt; aber kein Transfer ging ohne das Plazet des Obmanns über die Bühne. Der Greyerzer tauchte oft in der Kabine auf und begleitete die Mannschaft ins Trainingslager bis zum Feierabendbier – eine Präsenz, die nicht alle Gottéron-Stars gleichermassen goutierten.

 

Der Leader der Nationalliga A wird eine gewisse Zeit brauchen, bis im Verein der Copains wieder Normalität einkehrt. Ein Vakuum mit negativen Folgen in der Führung ist indes kaum zu erwarten. Der Geschäftsführer Raphaël Berger kennt dank langjähriger Erfahrung als früherer Gottéron-Verteidiger die Verhältnisse. Und da ist noch der Fels in der Brandung, der dem Klub seit einem halben Dutzend Jahren Stabilität verleiht: Die Kantonalbank brachte Ordnung in die Konten des Vereins, ohne – wie das oft kolportiert wird – im Hockey ohne Kreditlimiten zu arbeiten.

 

Albert Michel, der Präsident des Verwaltungsrats der Freiburger Kantonalbank, ist der Mann im Hintergrund mit der nötigen Wasserverdrängung. Er hatte Haymoz ins Präsidentenamt begleitet, und er dürfte jetzt auch den neuen Mann fürs Tagesgeschäft mit auswählen. Dabei hat der Verein einen teuren Haushalt zu bewältigen. Und früher oder später muss das Fanionteam personell verjüngt werden. Wichtig ist, dass der Verein dem Strudel der Lokalpolitik fernbleiben kann, die in Freiburg gerne emotional bei einem Pastis und oft kurzsichtig geführt wird.

 

Gottéron feiert zurzeit das 75-Jahr-Jubiläum mit vielen Events. Der dafür Beauftragte, Christian Perritaz, ein erfolgreicher Kadermann aus dem Garage-Imperium des ZSC-Präsidenten Walter Frey, gilt als Macher. Ein Machtfaktor bleibt der Gönner-Zirkel Crosse d'Or, der pro Jahr etwa 1,3 Millionen Franken generiert und mit dem sich Haymoz zuletzt nicht mehr verstand. Als Figur im Hintergrund wirkt auch der frühere Präsident Gaston Baudet, der die Stiftung der Junioren präsidiert, über welche externe Mittel fliessen in Freiburg. Baudet hatte zudem in struben Zeiten vor dem drohenden Konkurs Ausstände der Sozialversicherung aus dem eigenen Sack beglichen und sich dafür Aktien der Betriebs-AG geben lassen. Baudet wird somit bei der Nachfolgeregelung ebenfalls mitreden.