NLB Playoffs 2015, Final, 5. Spiel: SCL Tigers - EHC Olten 2:4 (0:3, 2:0, 0:1)

Hellwache Mäuse «berauben» schlafende Tiger

Die SCL Tigers verlieren das wichtige Spiel fünf der Serie gegen den EHC Olten mit 2:4. Sie liegen damit auch in der Serie mit 2:3 zurück. Ein superschwaches erstes Drittel und danach die ungenügende Verwertung der eigenen Möglichkeiten führten zu dieser vermeidbaren Niderlage. Trotzdem scheint der Titelgewinn noch möglich.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

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Nachdem sie im ersten Drittel wenig Durchschlagskraft hatten, kamen die Langnauer ab dem Mittelabschnitt besser ins Spiel und wurden, begünstigt durch gegnerische Strafen, gefährlicher.

 

Sind Tiger nicht gerade auf der Jagd, am Fressen oder in Revierkämpfe verwickelt, schlafen sie. Wer jedoch schon einmal ein Haus bewohnt hat, in dem auch Mäuse hausten, der weiss, dass die Biester offenbar niemals schlafen. Genauso läuft diese Serie. Das Eröffnungsspiel gaben schlafende Tiger an wache Mäuse beinahe kampflos ab. Danach war die Raubkatze jedoch zwei Spiele lang am jagen, und diese Jagd gestaltete sich erfolgreich. Etwas weniger erfolgreich dann Spiel vier, in welchem eigentlich wache Tiger ihre Chancen nicht nutzten. Doch irgendwie schien sich trotzdem genügend Sättigung eingestellt zu haben, dass in Spiel sechs wieder geschlafen wurde. Die Powermäuse hatten im ersten Drittel keinerlei Mühe, gleich vorentscheidend in Führung zu gehen. Sie mussten nur die Geschenke der Gastgeber annehmen. Es war, wie wenn die Hauskatze der Hausmaus das für sie bestimmte Fressen hinstellt und zuschaut, wie sich diese daran gütlich tut. Nachfolgend die Chronologie der Ereignisse.

 

Das erste Drittel lebte wie bereits oben beschrieben von den Gastgeschenken der Einheimischen. 7. Minute: 7. Zuerst benötigte es einen Big Save von Damiano Ciaccio, um die Oltner Führung zu verhindern. Im Gegenzug erarbeitete sich Langnaus Topscorer eine grosse Torchance, verwertete diese jedoch nicht. Dann ging es gleich wieder in die andere Richtung, und diesmal hatte Langnaus Schlussmann gegen den Schuss von Shayne Wiebe nichts zu bestellen.

 

13. Minute: Massimo Ronchetti will quer durch das eigene Drittel Sven Lindemann anspielen, der Pass bleibt jedoch bei Oltens Shayne Wiebe hängen, dieser bedient Justin Feser, der völlig allein keine Mühe hat, Damiano Ciaccio zu bezwingen.

 

17. Minute: Erneut ein Fehler der schlafenden Tiger. Diego Schwarzenbach spielt den Pass auf Remo Hirt, für den sich bei den Langnauern niemand zuständig fühlt. Und schon liegt der EHC Olten in der Ilfishalle mit 0:3 vorne. Dieses Resultat hatte man sich in Langau in den schlimmsten Albträumen nicht vorgestellt.

 

Im Mittelabschnitt wurden die Langnauer trotz ihrer grossen Nervosität, welche sich immer wieder in kleinen, aber den Spielfluss hemmenden Fehlern bemerkbar machte, stärker. 24. Minute: Ärgerliche Strafe gegen die SCL Tigers wegen zu vieler Spieler auf dem Eis. Doch während die Zuschauer in der ilfishalle bereits weiteres Unheil auf die Langnauer zukommen sahen, tankte sich Kévin Hecquefeuille bis vors gegnerische Tor, wo er Adrian Gerber bediente, welchem in Unterzahl der wichtige Anschlusstreffer gelang.

 

Der Druck der Tiger wurde nun stärker. In der 29. Minute hinderte ein Oltner den Langnauer Topscorer Chris DiDomenico mit einem Stockwurf am Torerfolg. Den fälligen Penalty versemmelte der Kanadier jedoch. Doch nicht einmal eine Minute später drückte Lukas Haas in Überzahl von der blauen Linie ab und traf haargenau. Die SCL Tigers waren wieder im Spiel und hatten noch ziemlich genau 30 Minuten Zeit, die Partie noch zu kehren.

 

Doch weder im Mitteldrittel noch im Schlussabschnitt vermochten die Langnauer eine ihrer zahlreichen Torchancen zu nutzen. In den letzten 20 Minuten scheiterten nacheinander Martin Stettler, Claudio Moggi, Anton Gustafsson und Sven Lindemann, der in der 57. Minute zudem nur den Pfosten traf, trotz hochkarätiger Möglichkeiten.

 

«Im letzten Jahr lagen wir nach fünf Spielen mit 3:2 Siegen vorne und verloren dann trotzdem. Dieses Jahr ist es genau umgekehrt», hielt Adrian Gerber die Hoffnung auf den Titelgewinn aufrecht. Die SCL Tigers waren 40 Minuten lang das bessere Team. Doch das nützt rein gar nichts, wenn das Startdrittel derart übel verschlafen wird. Und auch wenn dies einfacher tönt als es ist: Wenn man derart viele Torgelegenheiten erhält, sollte man eine davon nutzen. Das ganze Spiel zusammen gezählt hatten die Langnauer bestimmt drei mal so viele hochkarätige Chancen wie die Powermäuse. Gut erzogen, nahmen die Oltner die Geschenke der Gastgeber im ersten Drittel dankbar an. Sie machten aus deutlich weniger viel mehr.

 

Trotz dieses Rückstandes: Die SCL Tigers brauchen jetzt «nur» zwei Siege in Serie. Für eine Mannschaft, die aufsteigen will, darf dies kein unmögliches Unterfangen sein. Zumal der EHC Olten spätestens ab heute ebenfalls viel zu verlieren hat.

 

 

SCL Tigers - EHC Olten 2:4 (0:3, 2:0, 0:1)

 

Ilfishalle, 6'050 Zuschauer (ausverkauft). SR: Erard/Wiegant, Bürgi/Kohler. Tore: 7. Wiebe (Ulmer) 0:1. 13. Feser (Wiebe) 0:2. 17. Hirt (Schwarzenbach, Schneuwly) 0:3. 24. A. Gerber (Hecqufeuille, bei Unterzahl Langnau!) 1:3. 30. Haas (S. Moggi, Bankstrafe Olten) 2:3. 60. Truttmmann (El Assaoui) 2:4. Strafen: 9-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 8-mal zwei Minuten gegen den EHC Olten.

 

SCL Tigers: Ciaccio; Müller, Stettler; K. Lindemann, Hecquefeuille; Ronchetti, Bonnet; Bärtschi; Bucher, Gustafsson, DiDomenico; S. Lindemann, C. Moggi, Haas; S. Moggi, A. Gerber, T. Gerber; Wyss, Albrecht, Rexha; Sterchi.

 

EHC Olten: Tobler; Schnyder, Meister; Ganz, Parati; Bagnoud, El Assaoui; Aeschlimann, Grossniklaus; Wüst, Feser, Truttmann; Schwarzenbach, Schneuwly, Hirt; Wiebe, Burki, Ulmer; Weber, Studer, Scherwey.

 

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Nüssli (krank), Crocce, Lakos, Tremblay, Rüegg, Zryd, Schlapbach (alle überzählig). Olten ohne Wüthrich, Pargäzzi, Schild (alle verletzt), Marolf, Brunner, Lüthi (alle überzählig). 28.53 DiDomenico scheitert mit Penalty). 57. Pfostenschuss S. Lindemann. 58.31: Timeout SCL Tigers. SCL Tigers von 28.31 bis 59.46 ohne Torhüter.