Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

«Ich behaupte, dass wir die Besten sind»

Vor dem heutigen, möglicherweise entscheidenden, Playoff-Halbfinalspiel gegen La Chaux-de-Fonds (19.45 Uhr, Ilfishalle) spricht Sandro Moggi von den SCL-Tigers über die Kritik des Trainers, den SCB und die NLA.

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Sind die SCL Tigers eine überhebliche Mannschaft?

 

Sandro Moggi: (überlegt) Nein, wie kommen Sie darauf?

 

Oftmals verpasst es das Team, gute Leistungen zu bestätigen, spielt nach dem Prinzip «Es wird ja schon irgendwie gehen».

 

Ich glaube nicht, dass wir eine falsche Einstellung haben. Jeder weiss, dass er Spiel für Spiel hart arbeiten muss. Kann jeder seine Leistung abrufen, gewinnen wir in der Regel auch. Unverständlicherweise gelingt das nun mal nicht oft genug.

 

Stellt Langnau  innerhalb der NLB also die stärkste Equipe?

 

Ich behaupte, dass wir die Besten sind. Trotz einiger Probleme beendeten wir die Qualifikation auf Rang 2 – andere Absteiger hatten viel mehr Mühe gehabt.

 

Ein Heimsieg am Dienstag gegen La Chaux-de-Fonds, und die SCL Tigers stehen im NLB-Final...

 

...wir müssen gewinnen. Wir hätten dann eine Woche Pause bis zum Final, was gut oder schlecht sein kann. Einige sagen, man verliere den Rhythmus, andere meinen, die spielfreie Zeit sei wichtig dafür, die Batterien aufzuladen. Ich finde, dass wir im physischen Bereich sehr gut arbeiten, wir sind fitter als vor einem Jahr. Damals befanden wir uns monatelang in der Krise, waren mental ausgelaugt. Die psychische Müdigkeit wirkte sich irgendwann auf den Körper aus.

 

Coach Bengt-Ake Gustafsson liess unlängst verlauten, es mangle an Spielern mit Führungsqualitäten. Empfinden Sie diese Worte als Kritik?

 

Wir müssen als Team sicher wachsen, uns entwickeln. Wir verfügen beispielsweise über sehr wenig Erfahrung, was die Playoffs betrifft; die meisten haben schliesslich jahrelang gegen den Abstieg gespielt. Aber gerade am Sonntag, als es uns in La Chaux-de-Fonds lange überhaupt nicht lief, ergriffen einige in der Garderobe das Wort. Klar, ich fühlte mich durch Gustafssons Aussage angesprochen, meiner Meinung nach war sie nicht nötig.  Aber der Coach hat natürlich das Recht, zu kritisieren.

 

Was fehlt dem Team denn?

 

Wissen Sie: Jeder kann mehr, jeder muss seinen Job noch konsequenter verrichten! Und den einen oder anderen Transfer (Goalie Damiano Ciaccio, Verteidiger Yves Müller, Stürmer Thomas Nüssli/die Red.) hat der Verein ja bereits getätigt.

 

Sie haben in Langnau unter sechs Trainern gespielt. Was zeichnet Bengt-Ake Gustafsson aus?

 

Er stellt uns gut auf die Gegner ein und schafft es, sämtlichen Linien Einsatzzeit und Vertrauen zu geben. Man sollte Trainer aber nicht miteinander vergleichen, jeder hat gute und weniger gute Seiten. Bei uns stimmt die Formkurve, das Konzept scheint aufzugehen. Wir haben den Trainingsplan auf die Playoffs hin ausgerichtet, Rückschläge waren einkalkuliert.

 

In der Qualifikation gab es in der Tat Schwächephasen. Dem Vernehmen nach soll es innerhalb des Teams die eine oder andere Unstimmigkeit gegeben haben.

 

Es kann und soll auch nicht immer heiter zu und her gehen – erst recht nicht, wenn ein Team so hohe Ansprüche hat wie wir.

 

Sie hatten sich im Herbst in Hochform befunden, beinahe in jedem Spiel getroffen. Seit Anfang Dezember haben Sie jedoch nur drei Tore erzielt – weshalb?

 

Vielleicht fehlt etwas das Glück, vielleicht hat es andere Gründe. Ich habe keine Erklärung. Klar, ich hatte eine leichte Hirnerschütterung, die Nachwirkungen waren spürbar. Wichtig ist, dass man nicht verzweifelt. Zuletzt lief es mir wieder etwas besser.

 

Sie spielten jahrelang in der NLA. Wie gross ist der Unterschied zur zweithöchsten Liga?

 

Ich habe einige Spiele gesehen, abseits des Eises ist das aber schwierig zu beurteilen. Der SC Bern löste für mich eine B-Lizenz, aber die braucht der Klub nun nicht mehr. Nun, mit unseren Voraussetzungen muss der Aufstieg mittelfristig das Ziel sein. Ich hoffe, dass wir schon diese Saison die Gelegenheit bekommen werden, gegen den NLA-Letzten zu spielen. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie man sich als Oberklassiger in der Ligaqualifikation fühlt – miserabel nämlich.