20 Minuten online

«Ich erlebe hier das pure Gegenteil von Langnau»

von Marcel Allemann, 20 Minuten online - Vor vier Wochen mit Langnau abgestiegen. Nun der Nati-Höhenflug. Simon Moser (24) durchlebt Extreme.

Presse • • von Marcel Allemann

20 Minuten: Simon Moser, zuerst der Tiefpunkt mit den SCL Tigers und nun diese sensationelle WM mit der Nati. Wie erleben Sie diese beiden Welten?
Simon Moser:
Es ist wie Tag und Nacht. Mit Langnau waren wir am Ende in einer Negativspirale, welche mit dem traurigen Abstieg endete. Und jetzt erlebe ich hier mit sechs Siegen in Serie das pure Gegenteil davon.

 

Demnach müssten Sie der Schweizer Spieler sein, der es am meisten geniesst?
Für mich ist es so natürlich einfacher, den Abstieg zu verdauen. Ich geniesse es auf jeden Fall. Aber ich denke jeder von uns geniesst es, einen derartigen Lauf zu haben.

 

Über wieviel Selbstvertrauen verfügten Sie noch, als Sie in die Nati einrückten?
Dieses war natürlich schon sehr angeschlagen, es war nicht einfach nach dem Abstieg. Aber zum Glück ging es danach wieder aufwärts, in den beiden letzten Testspielen gegen Deutschland fand ich wieder recht gut in den Rhythmus. Das hat mir geholfen.

 

Sie konnten aber nach dieser Saison mit diesem Ende kaum damit rechnen, dass Sie für die WM gesetzt sind, oder?
Nein, das habe ich auch nicht. Ich war sogar überrascht, dass ich in der letzten Woche der Vorbereitung noch eine Chance erhielt, mich aufzudrängen, denn das Team stand zu diesem Zeitpunkt schon zu einem grossen Teil. Zu verlieren hatte ich nach dem Abstieg jedoch nichts mehr, deshalb wollte ich einfach nochmals mein Bestes geben.

 

In der Ligaqualifikation gegen Lausanne konnten Sie nur wenige Impulse setzen. Doch jetzt sind Sie an der WM einer der herausragenden Spieler. Wie ist so etwas erklärbar?
Einerseits hat es sicher mit dem Selbstvertrauen zu tun. Andererseits war ich bei den SCL Tigers am Ende ziemlich ausgelaugt. Wir hatten zuvor bereits zwei sehr strenge Playout-Serien gegen Kloten und Rappi. Damit ich mein Spiel spielen kann, muss ich immer Vollgas gehen. Wenn man dann auf drei oder zwei Linien herunter geht, dann spürt man das eben irgendwann. Es fehlte mir am Ende auch an der nötigen Kraft. Hier in der Nati ist das alles ganz anders - da powern wir mit vier Linien.

 

Was erwarten Sie nun für einen Match gegen Weissrussland im abschliessenden Gruppenspiel?
Die Weissrussen sind technisch und läuferisch sehr gut. Aber wenn wir unser System weiterhin konsequent durchziehen und konzentriert bleiben, werden wir ihnen unser Spiel aufzwingen und auch zu Chancen kommen.

 

Und der Viertelfinal vom Donnerstag? Ist dieser bereits im Hinterkopf?
Im Moment nicht, in meinem Kopf ist einzig Weissrussland. Es geht um den Gruppensieg, es kann noch zu Verschiebungen in der Tabelle kommen, wir wissen ja noch nicht einmal gegen wen wir im Viertelfinal spielen und deshalb ist dieser auch noch nicht im Hinterkopf.

 

Und wie sehr ist es in Ihrem Hinterkopf, dass Sie nach dem Abstieg der SCL Tigers ein vertragsloser Spieler sind?
Nach dem Abstieg gab es verschiedene Anrufe von Klubs aus der Schweiz. Und ich habe mir auch schon einige Gedanken gemacht. Als ich dann an die WM mit durfte, habe ich jedoch allen gesagt, dass ich nun vorläufig nichts mehr von ihnen hören möchte, sondern dass ich mich auf die WM und die Nati konzentrieren will und das ist mir bislang auch sehr gut gelungen.

 

Es war zu lesen, dass Kloten gegenüber den anderen interessierten Klubs im Vorteil ist. Können Sie das bestätigen?
Nein, das kann ich nicht bestätigen. Wie gesagt: Ich mache mir derzeit keinerlei Gedanken in diese Richtung, sondern will hier an der WM mit der Schweiz etwas Spezielles erreichen und da befinden wir uns auf einem gutem Weg.