Berner Zeitung

«Ich muss mir alles hart erarbeiten»

69 Tage nach seinem tragischen Unfall gibt der Eishockeyspieler Ronny Keller erstmals Auskunft über sein schweres Leben im Rollstuhl.

Presse •

 

Am 5. März kam es im NLB-Playoff-Halbfinal zwischen Olten und Langenthal zu einem folgenschweren Zusammenprall: Olten-Verteidiger Ronny Keller knallt im Duell mit Langenthals Stefan Schnyder gegen die Bande und ist seither querschnittgelähmt. Im Paraplegiker-Zentrum Nottwil lädt der 33-Jährige nach über zwei Monaten zur ersten Medienkonferenz:

 

Ronny Keller über das Gefühl, als Eishockeyspieler im Rollstuhl zu sein: «Ich spüre den Sport immer noch in mir. Ich spielte seit meinem fünften Lebensjahr Eishockey. Das waren 28 Jahre, also fast mein ganzes Leben. Ich fühle mich dem Sport noch immer verbunden. Es freut mich, dass es der Schweiz bei der WM so gut läuft. Ich habe mir zwei Tage nach dem Unfall bereits wieder die NLA-Playoffs angeschaut. Lustigerweise hat mir dies nichts ausgemacht.»

 

...über die Bilder während dem Unfall: «Ich habe keine Erinnerungen. Auch die 10 Minuten davor fehlen mir. Ich kann mich nur ans Aufwachen im Samariterraum erinnern. Von diesem Moment an ist alles noch da.»

 

...über seinen Körper: «Mein altes Leben ist vorbei. Jetzt ist es alles neu. Im Kopf bin ich der Gleiche, aber der Körper ist jetzt wieder wie ein Baby. Ich muss mir alles hart erarbeiten und auch die Bewegungen neu erlernen. Das ist extrem hart. Ich habe schwere Momente hinter und sicher auch noch vor mir.»

 

...über die Verarbeitung des Unfalls: «Ich hatte Kontakt mit dem ehemaligen Skifahrer Silvano Beltrametti. Er hat mir ein langes Mail geschickt und mich auch motiviert, dass das Leben wieder schön sein kann. Ich will jetzt so gut wie möglich leben und darum so schnell wie möglich unabhängig sein – dafür investiere ich meine ganze Energie. Ich habe in den letzten Jahren neben dem Hockey in einem Treuhandbüro gearbeitet. Der Chef wollte schon lange, dass ich dort voll einsteige, er hat mir einen Job angeboten.»