«Ich überlegte mir schon, hier einzuziehen»

von Philipp Rindlisbacher, Berner Zeitung: Noch ist nicht ganz alles fertig, der Premiere steht aber nichts im Weg: Die SCL Tigers spielen Samstag (19.45 Uhr) gegen Leader Servette erstmals in der renovierten Ilfishalle. Stürmer Sandro Moggi übt sich in Zurückhaltung.

Presse • • von Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

 

Ein Kommen und Gehen herrscht am Mittwochnachmittag vor der Langnauer Ilfishalle. Der Klang einer Schleifmaschine ist zu vernehmen, Putzkolonnen sind am Werk und haufenweise Kisten werden geschleppt. Ein halbes Dutzend Neugierige schlendern rund um die neue Arena; sie stellen sich verständlicherweise die Frage, wie hier in Kürze Eishockey gespielt werden soll. Doch bereits heute ist es so weit, um 19.45 Uhr wird das sanierte und erweiterte Stadion eröffnet. Und der Rahmen passt: Die SCL Tigers messen sich bei der Premiere mit Tabellenführer Servette.

«Keine Panik, irgendwie wird alles bereit sein», sagt Sandro Moggi, um anzufügen: «Es ist der Wahnsinn, was hier im Sommer geleistet wurde.» Der 29-jährige Stürmer hat über 500 Nationalligapartien bestritten und trägt seit 2007 den Tiger auf der Brust. Beim Umbau hatte er einen Tag lang selbst Hand angelegt, für diese Zeitung schlüpfte er in die Rolle des Stadionführers.

 

Holzbänke mussten bleiben

Der Rundgang beginnt in der neuen Einstellhalle. 42 Plätze umfasst sie, «ich darf mein Auto hier leider nur an den Trainingstagen parkieren. Während den Spielen geniessen VIP-Besucher Priorität.» Ein Aufzug führt ins Stadioninnere. Er stoppt beim Tigersaal, dem Prunkstück der «neuen» Ilfishalle. Es ist ein rund 1500 Quadratmeter grosser Raum mit diversen Restaurants; 1000 Leute können verköstigt werden, «bald einmal sollen hier coole Konzerte über die Bühne gehen», erzählt Moggi. Die neuen Bierzapfanlagen erwähnt er freilich nicht.

 

Im Obergeschoss befindet sich die Jakob-Galerie. Ein Restaurant für geladene Gäste und 220 Tribünenplätze wurden errichtet; «wer hier sitzen will, muss aber etwas bezahlen», sagt Moggi schmunzelnd und schwärmt vom prächtigen Ausblick. Stolz schielt er auf die zwei Plattformen, auf welchen Behinderte künftig die Spiele verfolgen können; er verweist auf die neue Lichtanlage («eine der besten, die es gibt») und den Videowürfel. «Eine halbe Million hat der gekostet. Für Werber ist er aber bestimmt attraktiv.» Trotz neuer Technik, mehr Schnickschnack und besserem Komfort – eines fällt auf Anhieb auf: Der Charme der altehrwürdigen Halle ist geblieben. So gibt es nach wie vor Holzbänke. «Viele Langnauer verzichten gerne auf einen Schalensitz. Sie hätten uns die Hölle heiss gemacht, wenn die Bänke herausgerissen worden wären.»

 

Weg mit dem Schimmel

Gerne posiert Fanliebling Moggi in der Fankurve. Diese ist in den Osten gezügelt. «Sie ist viel grösser als früher, die Rampe ist steiler – da wird die Post abgehen.» Etwas abseits der Stehplätze sticht die Ahnengalerie ins Auge. Sämtliche Meisterspieler von 1976 sind verewigt. «Solche Bilder sind ein Ansporn.»

 

Dann zeigt Sandro Moggi sein Reich – die Garderobe. Fotografieren ist hier an und für sich streng verboten; für einen Schnappschuss vor seinem Spind macht der Profi aber eine Ausnahme. In der Mitte liegt eine Matte mit einem aufgestickten Tigerkopf. Wer diesen betritt, wird zur Kasse gebeten. Sofort fällt auf: Es ist mehr als bloss eine Umkleide. Der Raum ist mit modernster Technik ausgestattet; es hat ein Trainerbüro, eine Küche, eine Lounge mit Playstation und anderen Annehmlichkeiten. «Ich überlegte mir schon, die Wohnung zu künden und hier einzuziehen», sagt Moggi augenzwinkernd. Einen Wellnessbereich hat es zwar nicht, «in den Duschen gibt es jetzt aber keinen Schimmel mehr. Zwischen der alten und neuen Garderobe liegen Welten. Nur schade, dass auch die gegnerische Mannschaft mehr Platz hat.»

 

Es liegt nun an Sandro Moggi und seinen Teamkollegen, dass sich die Gäste in der Ilfishalle künftig nicht all zu wohl fühlen werden.