Wochen Zeitung, Bruno Zürcher

«Ich wehre mich gegen den Vorwurf, die SCL Tigers zu Tode zu sparen»

Verwaltungsrats­präsident Peter Jakob ist mit der abgelaufenen Saison zumindest wirtschaftlich zufrieden. Um die SCL Tigers voran zu bringen, will er in den Nachwuchs investieren.

Presse •


Peter Jakob, im Schnitt besuchten fast 5300 Personen die Heimspiele – über tausend mehr als budgetiert. Finanziell war die letzte Saison für die SCL Tigers sicher ein Erfolg.

Die Rechnung wird ausgeglichen abschliessen; wir schreiben eine schwarze Null.



Kein Gewinn?

Wir hatten dank der treuen Fans und Sponsoren zwar Mehreinnahmen, gleichzeitig mussten wir auch Mehrausgaben verbuchen. beispielsweise kamen während der Saison Bengt-Åke Gustafsson und Peter Anderson dazu, und dem entlassenen Trainer Tomas Tamfal mussten wir den Lohn weiterzahlen. Auch beim Abgang des ausländischen Stürmers Josef Straka mussten wir einen grossen Abschreiber hinnehmen. Dies sind nur einige Beispiele.  



Der eine oder andere Wechsel ist bei einem Eishockey-Club normal.


Es ist klar: Wenn sich beide Goalies die Beine brechen, müssen wir einen Ersatz organisieren. Der finanzielle Spielraum ist bei uns aber klein. Die oft erwähnte «Kriegskasse» haben wir schlicht nicht. Ich wehre mich auch gegen den Vorwurf, der Verwaltungsrat spare die SCL Tigers zu Tode und wolle gar nicht aufsteigen. Wir streben den Wiederaufstieg an, aber wird geben nur so viel Geld aus, wie wir auch einnehmen. Schliesslich haben wir auch eine Verpflichtung gegenüber unseren Mitarbeitern, Lieferanten, aber auch gegenüber der Gemeinde Langnau, welche der SCL Tigers AG ein Darlehen gewährt und bislang jede Rückzahlung pünktlich erhalten hat.



Im Hockeybusiness wird nicht überall so ganz glasklar gewirtschaftet.


Das regt mit zuweilen ganz schön auf. Ambri-Piotta kann beispielsweise die Löhne schon wieder nicht zahlen. Andere Klubs können wursteln wie sie wollen, am Schluss sorgt ein Mäzen dafür, dass die Kasse stimmt. Kloten beispielsweise stand kurz vor dem Ruin und hat nun dank einem Mäzen für eine Unsumme eine Spitzentruppen zusammengekauft. Und nun heisst es, der Club würde alles unternehmen für den Erfolg!



Wenn morgen ein Mäzen an Ihre Türe klopft, würden Sie aber schon öffnen.


Ja. Die Chancen, dass das geschieht sind aber sehr, sehr gering. Dafür pflegen wir vom Verwaltungsrat wohl mit den falschen Leuten Kontakte oder die SCL Tigers sind für einen Mäzen nicht attraktiv. Ich möchte
aber klarstellen: Investieren in die SCL Tigers würde aber nur eine absolut seriöse Persönlichkeit.  



Wenn die Finanzen knapp sind, gilt es, möglichst wenig auszugeben. Wo wollen Sie den Sparhebel ansetzen?


Wir haben uns nach dem Abstieg zu wenig über das Lohn-Niveau in der NLB informiert. Es galt, innert weniger Wochen eine neue Mannschaft zusammenzustellen. Mittlerweile haben wir gemerkt, dass wir zum Teil
weit höhere Löhne zahlen als die anderen Clubs der Liga. Dort können wir sicher etwas korrigieren.



Bei laufenden Verträgen können Sie wohl wenig ändern.


Das ist so. Aber besonders jüngere Spieler sind realistisch und finden sich mit etwas tieferen Löhnen ab. Dies auch, weil ihnen bewusst ist, welche Perspektive ihnen die SCL Tigers bieten. Für einen jungen
hungrigen NLB-Spieler sind die SCL Tigers auch so attraktiv.



Diese Aussage würde zu einer Strategie passen, in der vor allem auf junge, hiesige Spieler gesetzt wird.  

Wenn wir in Langnau etwas Gutes auf die Beine stellen wollen, müssen wir über den Nachwuchs sprechen. Wir haben – wie eingangs erwähnt – schlicht nicht die finanzielle Kraft, um nationale Spitzenspieler zu
engagieren und so eine Mannschaft zusammenstellen zu können, die den Sprung in die NLA schafft.



Widerspricht das Engagement des 32-jährigen Spielers Thomas Nüssli nicht dieser Strategie?


Die sportlichen Entscheide werden von der Sportkommission gefällt. Dazu äussere ich mich nicht. Allgemein ist aber bekannt, dass ein Mix von jungen und erfahrenen Spielern am besten funktioniert.



Während der Playoff-Spiele haben viele Fans bemängelt, dass vor allem die routinierten Spieler kämpferisch nicht mit gutem Beispiel vorangegangen seien.

Ich wurde auch einige Male von langjährigen Fans und Sponsoren darauf angesprochen, dass dieser Mannschaft der so genannte «Wale-Gerber-Biss» fehle; das ist wohl ein Stück weit so. Die Einsatzbereitschaft war sicher nicht immer bei allen Profis professionell. Ich blicke aber lieber nach vorne: Für die kommende Saison muss das Ziel sicher «B-Meister» heissen und dann schauen wir weiter.



Wie kann die einstige Kämpfer-Mentalität wieder hergestellt werden?


Ich denke, dass dies am ehesten mit jungen, eigenen Spielern möglich ist, die in der Organisation der SCL Tigers oder einem Partnerteam gross geworden sind. Spieler aus der Region wissen, was die SCL Tigers den Leuten hier bedeuten. Die enge Bindung an den Club ist sicher besser als wenn ein Spieler von irgendwo für eine Saison hier im Emmental sein Geld verdient.



Mit Fabian Haberstich und Patrick Bandiera haben zwei talentierte Eigengewächse Verträge für die erste Mannschaft erhalten. Müssten nicht viel mehr junge Talente hier ausgebildet werden?

Daher ist es wichtig, dass wir das Umfeld der SCL Tigers verbessern, indem ein zweites, gedecktes Eisfeld zur Verfügung steht. Unsere Nachwuchsorganisation, die SCL Young Tigers, ist schlicht limitiert, was die Anzahl Junioren anbelangt. Sie können gar nicht mehr aufnehmen.    



Die Idee eines zweiten Eisfeldes ist nicht neu; beispielsweise wurde die Kühlanlage im Stadion entsprechend dimensioniert. Wie weit ist das Vorhaben gediehen?

Bei einer solchen Vision kann man jahrelang darüber reden oder einmal einen ersten Schritt wagen. Um mit potenziellen Geldgebern verhandeln zu können, brauchen wir als Grundlage ein ausgearbeitetes Projekt.
Vorgesehen ist ein Eisfeld und darüber eine Nebennutzung, etwa Hotellerie oder Gewerbe, welche den Betrieb des an sich defizitären Eisfeldes mittragen würde. Ob dieses Bauvorhaben dereinst realisiert wird, ist noch völlig unklar. Beim Schwingkeller in Langnau hat man auch 20 Jahre geplant und dabei mindestens vier Varianten geprüft, um dann zu merken, dass die fünfte die beste war.



Es dürfte noch etliche Verhandlungen brauchen, bis ein Eisfeld an der Stelle der Markthalle gebaut werden kann.


Das ist ein langer Weg. Das Einverständnis der Markthalle-Betreiber ist das eine, die Zahl der Parkplätze und vor allem die Finanzierung das andere.



Und am Ende bezahlen Sie und Ihre Kollegen aus dem Verwaltungsrat das zweite Eisfeld?


Mit dem Anbau beim Ilfisstadion, der sich bestens bewährt, erachte ich meinen Teil für geleistet. Mir liegt es aber sehr am Herzen, dass wir nun eine Entscheidungsgrundlage erarbeiten, weshalb ich mich da
engagiere.



Ursprünglich wollten Sie das Amt des Präsidenten nur solange ausüben, bis sich das Unternehmen stabilisiert hat. Dachten Sie 2009, dass das so lange dauern würde?


Nein. Aber nach dem Abstieg aus der NLA abzutreten, wäre nicht meine Art gewesen. Die Organisation ist stabiler geworden; das ist so. Das Unternehmen soll noch mehr Mittel selber generieren können, um noch
besser auf eigenen Beinen stehen zu können. Dann wird sich auch der wirtschaftliche und sportliche Erfolg einstellen. Dafür werde ich mich weiter einsetzen.