Immer wieder des Rätsels Lösung

Die beiden SCL Tigers-Coaches John Fust und Alex Reinhard müssen immer wieder über die Mannschaftsaufstellung grübeln. Des Rätsels Lösung hat häufig den gleichen Namen – Joel Genazzi.

Presse • • von Wochen-Zeitung, Werner Haller

Als John Fust noch Trainer beim EHC Visp war, fiel ihm bei den Young Sprinters Neuenburg ein durchschlagskräftiger Mittelstürmer mit einem Durchschnitt von einem Skorerpunkt pro Spiel auf: Joel Genazzi. Vor der Saison 2009/10 holte er den Dübendorfer nach Visp, wo dieser auf dem Weg in den NLB-Final mit 66 Punkten in 61 Spielen ein Schlüsselspieler war. Genazzi spielte nicht etwa mit den Ausländern zusammen, sondern er führte die dritte Angriffslinie an. Im Powerplay allerdings wurde er im Paradeblock als vierter Stürmer auf der blauen Linie eingesetzt und in Überzahl erzielte er 14 seiner 24 Tore. Diese offensiven Qualitäten überzeugten John Fust und er nahm Genazzi auch gleich nach Langnau mit. Doch manchmal kommt alles anders als man plant. Der frühere Junioren-Internationale fiel in den bisherigen 81 NLA-Spielen für die Emmentaler nicht wie vorgesehen als Goalgetter, sondern vielmehr mit seiner Vielseitigkeit auf.


Der Umgang mit häufig wechselnden Positionen innerhalb einer Mannschaft ist nicht Jedermanns Sache. Genazzi macht jedoch das einzig Richtige – er jammert nicht über das ständige Hin und Her, sondern versucht, seine Aufgabe so gut wie nur möglich zu erledigen und damit den Trainern und dem Team zu helfen: «Ich mache einfach das, was von mir verlangt wird», sagt der Stürmer und Verteidiger mit der Rückennummer 19, der schmunzelnd hinzufügt: «Wenn ich im Stadion zum Training oder zu einem Spiel eintreffe, schaue ich zuerst einmal auf die Tafel mit der Mannschaftsaufstellung, um festzustellen auf welcher Position ich gebraucht werde.» Wie flexibel Genazzi ist, zeigt ein Blick auf die letzten vier Spieltage.

• In Lugano (4:3 n.V.) bildete Genazzi zusammen mit Gerber und Leblanc eine Angriffslinie.
• Im Heimspiel gegen Ambri (3:2) erhielt der amerikanische Torhüter Robert Esche eine Chance und für den überzählig gewordenen kanadischen Verteidiger Mark Popovic wurde Genazzi in der Abwehr eingesetzt.
• Im Derby gegen den SCB (5:3) spielte Urban Leimbacher im Tor und Popovic kehrte an der Seite von Genazzi ins Team zurück.
• In Kloten (2:4) ersetzte Joel Genazzi den Flügelstürmer An-
ton Gustafsson, der sich gegen den SCB verletzt hatte. Und als der tschechische Stürmer Wojtech Polak nach 40 Minuten ausfiel, mussten Fust und Reinhard über die eine oder andere Umstellung grübeln. Die Lösung des Rätsels fanden sie wieder einmal bei ihrem Allrounder. Sie funktionierten ihn vom Flügelstürmer wieder zum Verteidiger um und Joel Genazzi stand mit Mark Popovic, Kurtis McLean, Pascal Pelletier und Paul DiPietro prompt bei beiden Toren auf dem Eis.

Den Weg über Umwege finden
Anpassungsfähig zu sein, das musste Genazzi schon als Junior lernen. Bei Dübendorf und Kloten lief alles noch in geordneten Bahnen. Aber nach dem Wechsel zu Fribourg kam er zu einigen Einsätzen in der NLA, spielte für die Elitejunioren, das NLB-Partnerteam der Young Sprinters, in der 1. Liga für Düdingen und mit der U20-Junioren-Nationalmannschaft in der NLB. Mit der U17-Auswahl gewann er an der Jugend-Olym-
piade die Silbermedaille und an der U18-WM konnte er die Rückkehr in die WM-A-Gruppe feiern. Bei den SCL Tigers hat er sich erstmals in einem NLA-Team einen Stammplatz und dank seiner Vielseitigkeit einen Vertrag bis 2013 verdient. «Jeder Spieler», sagt Genazzi, «muss seinen eigenen Weg zu seinem Ziel finden. Ich habe diverse Umwege hinter mir, aber an meinem Ziel bin ich noch nicht angelangt. Ich bin noch mitten in der Ausbildung, die mir die SCL Tigers mit ihrem Vertrauen und ihrer Geduld ermöglichen.»

Verstärkung für die «Orange Lakers-Armee»
Die Fans der Växjö Lakers werden wegen ihren Auftritten in den Klubfarben auch die «Orange Armee» genannt. Diese hat am vergangenen Wochenende Verstärkung aus dem Emmental erhalten. Unter den 5300 Besuchern des Heimspieles gegen Färjestads befanden sich auch zwanzig Mitglieder des Martin Gerber-Fanklubs. Der Langnauer Torhüter erwies sich beim Besuch seiner Freunde und Bekannten als besonders gastfreundlich. Er bot eine seiner besten Leistungen in dieser Saison und «stahl» für die Växjö Lakers den Sieg. Martin Gerber wehrte beim 4:1-Erfolg gegen seinen ehemaligen Klub, mit dem er 2002 schwedischer Meister wurde, 31 oder 96,9 Prozent aller Schüsse ab. Färjestads Goalie Cristopher Nihlstorp hingegen liess drei von bloss 15 Schüssen passieren. In den letzten vier Spielen hat Martin Gerber nur vier Gegentore zugelassen und liegt in der Torhüterstatistik der Elitserien mit einer Abwehrquote von 92,5 Prozent und 2,22 Gegentoren pro Spiel auf Platz 4. Unterstützt wird er von einem der besten Verteidiger der Liga, von Ilkka Heikkinen. Der 27-jährige Finne hat mit 15 am drittmeisten Tore der Elitserien erzielt, mit neun am meisten Powerplaytore, mit 24 (15 Tore/9 Assists) am meisten Skorerpunkte aller Verteidiger und zudem ist seine Schusseffizienz überdurchschnittlich hoch und die zweitbeste der Liga: 15 Tore mit 94 Schüssen ergibt eine Erfolgsquote von 16,0 Prozent. Seiner offensiven Qualitäten zum Trotz ist Ilkka Heikkinen nach 38 Spielen für Aufsteiger Växjö mit einer Minus-3-Bilanz auch defensiv einer der sichersten Werte.