Gedanken zum Kantersieg von Olten über Langenthal

Ist der EHC Olten auch für die Tiger eine Nummer zu gross?

11:2 Kantersieg der Powermäuse gegen den SC Langenthal. Wollen die Verantwortlichen der SCL Tigers wie versprochen alles für den möglichst raschen Wiederaufstieg tun, so müssen sie sich derzeit am EHC Olten orientieren. Der EHC Olten feierte gestern Abend seinen 14. Sieg in Serie, und damit bereits 11 Runden vor Schluss die Playoff-Qualifikation.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

 

Olten LangenthalDas muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. 11:2 gegen den SC Langenthal. Die Oltner haben sich das, was sie jetzt haben, in den letzten Jahren systematisch erarbeitet. Der EHCO ist – eigentlich ein Jahr zu früh – für den Aufstieg in die NLA bereit. Ob es denn auch bereits in diesem Frühling klappt, hängt indes noch von verschiedenen Faktoren ab. Die wichtigste Frage lautet: Können die Powermäuse ihre derzeitige, beinahe überirdische Form bis zum angestrebten positiven Ende der Saison halten?

 

Drei Mal gewannen die Oltner in dieser Saison auch gegen die SCL Tigers. Die Emmentaler sind – nach eigenen Zielsetzungen – der zweite Aufstiegsaspirant der Liga, eigentlich der einzige Anwärter, für den der Aufstieg zumindest bezüglich der vorhandenen Infrastruktur nicht zu früh käme. Doch die Tiger gewannen gegen den EHC Olten in dieser Saison noch keinen einzigen Punkt. Sind die Oltner schuld, dass im Langnauer Fan-Umfeld zunehmend der Eindruck entsteht, der Aufstieg würde nicht mehr mit allen Mitteln angestrebt? Denn eines scheint klar zu sein. Alles für den Aufstieg zu tun bedeutet, auf einigen Positionen nachzurüsten. Denn die Oltner scheinen auf fast allen Positionen stärker besetzt. Im Vergleich zum «Rest der Liga» sind die Langnauer breit abgestützt. Zwar taucht kein einziger Tiger in den vordersten Positionen der Skorerlisten auf. Aber sie verfügen über sechs Spieler, die mehr als 20 Skorerpunkte aufweisen. Claudio Moggi, Tobias Bucher und Lukas Haas führen die interne Skorerliste mit jeweils 28 Punkten an, Raphael Kuonen folgt mit 27 Punkten dicht dahinter. Die Tiger verfügen zudem mit Kévin Hecquefeuille über einen Verteidiger, der, wenn seine Vorarbeiten besser verwertet würden, wohl der Nummelin der NLB wäre, und die Skorerliste sogar anführen könnte. Dies alles tönt schön und gut. Aber...

 

Der EHC Olten ist weitaus breiter und besser abgestützt

Die Powermäuse verfügen gleich über sieben Spieler, die 20 und mehr Skorerpunkte realisierten. Davon sind gleich fünf, die bereits über 30 Punkte auf ihrem Konto haben. aber nicht genug: Shayne Wiebe, Marco Truttmann und Remo Hirt bringen es bereits auf 40 Punkte und mehr. Auf den Punkt gebracht: Olten hat mehr, und vor allem die besseren Torschützen als die SCL Tigers. Der auch in dieser Beziehung führende EHCO hat 28 Treffer mehr erzielt als die Langnauer, die lediglich die fünftbeste Torproduktion der Liga aufweisen. Doch die Oltner sind auch defensiv solider, haben 10 Gegentreffer weniger kassiert als das Team vom Bengt-Ake Gustafsson. Aber am eindrücklichsten ist natürlich die Ausbeute nach Punkten. Olten erspielte und erkämpfte sich 77 Punkte, 16 mehr als die zweitklassierten Emmentaler.

 

Auf die Playoffs kommt es an

Die SCL Tigers müssen die Qualifikation nicht gewinnen, und können trotzdem ein aussichtsreicher Kandidat für den Aufstieg sein. Doch sind sie dies auch? Zweifel sind angebracht. Die Rhetorik der Führungsetage deutet nicht auf einen raschen Wiederaufstieg hin. Zu viele Aussagen, die unmittelbar nach dem Abstieg oder vor der Saison gemacht wurden, werden heute relativiert. Das Bistro 46 läuft nicht gut genug. Der Tigersaal und die Jakob-Galerie bringen offenbar zumindest neben dem Spielbetrieb zu wenig ein. Beides hat zwar mit dem Gezeigten auf dem Eis nichts zu tun, mahnt aber die Verantwortlichen offenbar zur Vorsicht. Nicht einmal die durchschnittlich über 5'100 Zuschauer erinnern derzeit die Teppichetage an die gemachten Versprechen. Zwar haben die Playoffs eigenen Gesetze, und Olten wäre nicht der erste überragende Qualisieger, der danach in den Playoffs versagte. Doch um aufzusteigen, müssten die SCL Tigers nicht nur die NLB gewinnen, sondern auch den Letzten der NLA in die Zweitklassigkeit versenken. Derzeit ist ein Gelingen dieses Vorhabens kaum denkbar. Zumindest dürften sich die Verantwortlichen der Langnauer Eishockeyaner nicht darauf verlassen, dass a) der EHC Olten in den Playoffs einbricht, und b) die SCL Tigers über sich hinaus wachsen werden. Die Hoffnung dürfen sie zwar haben. Diese hat jedoch mit «alles für den Aufstieg tun» nichts gemeinsam.

 

Aufstieg in den nächsten Jahren?

Der EHC Olten, so viel steht fest, will in die NLA. Schaffen die Powermäuse es in diesem Jahr nicht, so werden sie in der nächsten Saison ein noch ernsthafterer Anwärter sein. Schaffen sie es jedoch, so kommt es sehr darauf an, wen sie denn an ihrer Stelle in die NLB beordern. Sind es die Rapperswil-Jona Lakers? Dann könnte die wohl unbegründete Hoffnung bestehen, dass diese Organisation durch den Abstieg gleich auseinander bricht, und bezüglich Aufstieg kein ernsthafter Anwärter mehr sein wird. Doch wer weiss dies schon. Die Gefahr des Auseinanderbrechens nach dem Fall in die Zweitklassigkeit besteht in Rapperswil tatsächlich. Doch der schnelle Wiederaufstieg wäre für die Seebuben die wohl einzige Chance, der definitiven Bedeutungslosigkeit zu entgehen. Darauf zu bauen, dass bei einem Aufstieg von Olten und einem Abstieg der Lakers in der nächsten Saison kein anderer ernsthafter Aufstiegsaspirant bereit steht, wäre deshalb naiv. Trifft es mit dem Abstieg gar den EHC Biel oder den EV Zug, dann sind die SCL Tigers im Rennen um den Wiederaufstieg lediglich noch Aussenseiter. Und dann wäre da noch der EHC Visp und etwas später der EHC Basel. Visp wird demnächst mit dem Bau einer neuen Eishalle beginnen und will danach in die NLA. Der EHC Basel hat bereits eine NLA-Infrastruktur, geht aber den Aufstieg nach den gemachten Erfahrungen gemächlich an. Doch der nächste ernsthafte Versuch kommt auch in Basel bestimmt.

 

Betrachtet man die Kommunikation und die Rhetorik aus Langnau, kann einem schaudrig werden. Denn mit der Einstellung, welche bei den SCL Tigers derzeit auf und neben dem Eis an den Tag gelegt wird, könnten diese noch jahrelang in der Zweitklassigkeit verbleiben. Wollen die Tiger ihr Versprechen wahr machen, und spätestens drei Jahre nach dem Abstieg wieder in die NLA aufsteigen, so tun sie gut daran, sich unverzüglich an diese Aufgabe zu machen, und die erste Saison nicht einfach so sausen zu lassen. Denn danach sind nur noch zwei Jahre Zeit, die Ankündigung fristgerecht wahr werden zu lassen. Und eines ist klar: Leichter wird es in den nächsten Jahren auf keinen Fall!