25.11.2012 - «Jeder spielt weit unter seinem Niveau»

«Jeder spielt weit unter seinem Niveau»

Das Volk murrt. Und es pfeift. Die jüngste Klatsche ist die heftigste auf eigenem Eis. Simon Moser spricht Klartext. Und Pascal Pelletier ist frustriert.

Presse • • von Blick, Daniel Gerber

Pascal Pelletier stiert den Boden an. Nur selten hebt er den Blick. Hart arbeiten die Emotionen an ihm, meisseln Gram in sein Gesicht. 2:7 tauchten die SCL Tigers gegen den EV Zug. Pelletier ist für den verletzten Simon Moser ins Captain-Amt gerückt. Der Kanadier ist ein Schatten seiner selbst geworden. In den letzten Saisons nahe bei einem Punkt pro Match, kommt er nun in 19 Spielen auf zwei (!) Tore und sechs Assists. Anders sein jüngster Gegner Damien Brunner, der mit 15 Toren alleine häufiger traf, als die komplette erste und zweite Sturmlinie der Tigers zusammen.

 

«Es ist eine harte Situation.» Pelletier presst die Lippen zusammen. «Wir spielen gut, dann kommen wir vom Spielplan ab und die anderen nutzen das aus.» In den letzten Runden ist stets der SCL aus dem Konzept gefallen. Nie der Gegner. «Uns fehlt das Selbstvertrauen. Wir müssen da als Team rausfinden.» Gross seien die Erwartungen nach zehn Auswärtsrunden gewesen, man habe gedacht, dass es auf eigenem Eis einfacher gehen werde. «Das war ein grosser Fehler.» Ihn frustriere auch die eigene, magere Ausbeute. Bis vors Tor fightet der Kanadier, dort aber passiert nichts. «Ich habe meine Chancen, aber sie gehen nicht rein. Keine Ahnung, was ich sagen soll.» Er müsse das Tor wieder finden.

 

Moser: «Viel muss passieren!»

Sechs Pleiten in neun Heimspielen und in der Doppelrunde gegen Zug 13 Gegentore und 0 Punkte. Bei den Tigern ist die einzige Konstante, dass nichts zusammenläuft. Zur Verabschiedung werden die Spieler ohne Rücksicht auf Verluste ausgepfiffen.

 

Nach einem Knochenriss im Fuss probierte Simon Moser in den letzten Wochen alles. Dank einer Spritze konnte er die Matches bestreiten, tags darauf ging er jeweils an Krücken. Doch die Schmerzen wurden zu stark, nun muss der tapfere Tigers-Captain wieder pausieren.

 

«Jetzt muss viel passieren», spricht Moser Klartext. «Es war ganz schlecht, tut mir Leid für die Fans.» Jeder spiele weit unter seinem Niveau, schönzureden gebe es nichts. «Jeder probiert es zu verkrampft, wir zerfallen nach zwei, drei Gegentoren.» Die aktuelle Lage erschrecke. «Wir rechneten nicht damit und sind nun gehemmt. Schon jetzt geht es um Leben und Tod.» Wer ein Mittel kenne, dürfe sich gerne melden. Aber am Trainer liege es nicht, die Spieler würden diese Fehler machen. «Im Hintergrund wurde der Job mit der Halle gut gemacht, und nun konnten wir leider nichts zurückgeben. Aber wir müssen jetzt reagieren.»

 

Playoffs sind weg

Die Playoffs können kein Thema mehr sein. Dazu braucht es rund 70 Punkte: 68 Punkte benötigte Biel 2012 für Rang acht, 64 waren anno 2011 nötig (Freiburg), 67 im 2010 (Lugano) und 2009 Zug mit 71 Zählern. Die Tigers bräuchten noch 54 Punkte aus 28 Spielen, macht 1,93 Punkte im Schnitt – nur Servette hat in der NLA derzeit einen Schnitt der noch besser ist (2,04 Punkte).

 

Kaum angefochten werden dürfte Trainer John Fust – aus wirtschaftlichen Gründen: sein Vertrag läuft bis Frühjahr 2015. Zudem sind die Playoffs auch mit einem neuen Coach nicht mehr zu erreichen.