Nach Bewerbung in Bern

John Fust: Vom Helden zum Clown?

Er hätte SCB-Trainer werden können – und jetzt bleibt er doch Assistent in Lausanne. Wird John Fust nach der kuriosesten Bewerbung der Neuzeit zum Clown?

News • • von Klaus Zaugg


Er war für den SCB und vor allem für SCB-General Marc Lüthi die klare Nummer 1 für die Nachfolge des gefeuerten Antti Törmänen. Lüthi bestätigt, dass der SCB sogar bereit gewesen wäre, Lausanne eine Ablöse zu bezahlen. Interessant ist dabei Lüthis Aussage, Fust sei dem SCB angeboten worden. «Sonst hätten wir gar nie Verhandlungen aufgenommen.» Diese Aussage ist nicht anzuzweifeln: Gerade weil Marc Lüthi weiss, dass er als SCB-General im Glashaus sitzt, achtet er seit jeher wie auf korrektes Vorgehen in solchen Sachen.

 

Es gibt bei dieser Ausgangslage zwei Varianten und beide sind für John Fust nicht eben ruhmreich. Entweder hat ihn sein Agent Dani Giger ohne sein Wissen in Bern ins Gespräch gebracht, oder er hat seinem Agenten den Auftrag gegeben, in Bern seine Bewerbung zu deponieren. So oder so ein recht ungewöhnliches Vorgehen für einen Assistent-Trainer in der NLA. John Fust und sein Agent mussten auch wissen, dass sich eine solche Bewerbung unmöglich geheim halten lässt wenn sich alle Medien mit der Frage beschäftigen, wer wohl neuer SCB-Trainer wird.


Wie dem auch sei: Weil Lausanne nicht gleich nachgegeben hat, verzichtet John Fust auf den SCB-Trainerjob. Oder, um es ein bösartig zu sagen: Er hat möglicherweise ob der Aussicht, das Bayern München des Hockeys coachen zu können, kalte Füsse und Fracksausen bekommen. Wie ein Dorfcasanova, der im letzten Augenblick doch vor einer Liebschaft mit Scarlett Johansson zurückschreckt. Arbeitsrechtlich hätte John Fust problemlos auch gegen den Willen von Lausanne nach Bern zügeln können – im allerschlimmsten Fall hätte ihn ein Arbeitsgericht zur Zahlung von zwei oder drei Monatslöhne verdonnert.


Ein Job beim SCB ist (war?) der Bubentraum des kanadisch-schweizerischen Doppelbürgers. Die Chance, am Ende der Saison als Held gefeiert zu werden, der den SCB in die Playoffs gecoacht hat, ist vertan. Es kann nun unter Umständen sein, dass John Fust im nächsten Frühjahr in Lausanne als Sündenbock für den Sturz in die Abstiegsrunde herhalten muss. Vom Helden zum Clown?


Nun, so ganz dramatisch ist die Situation nicht. Die Gefahr, zum Clown zu werden, ist wohl gebannt. Denn John Fust oder/und sein Agent Dani Giger haben ganz offensichtlich die offiziellen Gespräche mit dem SCB dann nicht hinter dem Rücken von Lausanne geführt. Sondern mit dem Wissen von Lausannes Sportdirektor Jan Alston. «Bern hat uns wegen John Fust angefragt und wir haben die Situation zusammen mit Cheftrainer Heinz Ehlers und John Fust besprochen», sagt Alston. «Wir sind dann zusammen mit John zum Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn er bei uns bleibt und haben Bern abgesagt. Wir sind sehr froh, dass wir John Fust bei uns behalten können. Er hat sich sehr professionell verhalten.»


Marc Lüthi bedauert die Absage des Wunschkandidaten. «Aber wir akzeptieren diesen Entscheid. Die Sache ist für uns damit erledigt.» Nun gehe die Suche eben weiter. Und John Fust und sein tüchtiger Agenten haben unter Umständen auch etwas gelernt: Es ist für John Fust möglicherweise doch noch zu früh, am ganz grossen Rad zu drehen.