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Kein Grund zum Abheben

Langnau will das Playoff-Märchen wiederholen. Die Chancen sind zwar intakt, doch die Voraussetzungen haben sich geändert.

Presse •

Mit ihrer No-Name-Truppe waren die SCL Tigers im letzten Jahr krasse Aussenseiter. Ohne Druck, mit harter Arbeit und Bescheidenheit machte Langnau das Unmögliche möglich. Die erstmalige Playoff-Quali löste eine Welle der Begeisterung aus.

Nun folgt die noch grössere Hürde: die Bestätigung des Erfolgs. Die Konkurrenz wird Langnau nicht mehr unterschätzen. Zudem sind die Erwartungen gestiegen. «Druck ist nur Druck, wenn man glaubt, es ist Druck», sagt Trainer John Fust (39) philosophisch und fügt an: «Solange die Stadionsanierung nicht vollzogen ist, bleibt der Ligaerhalt das Saisonziel.»

Doch Fust wäre nicht Fust, wenn er intern nicht erneut von den Playoffs sprechen würde. «17 Spieler, die bereits letzte Saison im Kader standen, wissen, dass mit Kampfgeist, Wille und Glauben an sich selbst Berge versetzt werden können.»

Angst, dass sich jemand auf dem Erfolg ausruhen könnte, hat der Schweiz-Kanadier nicht. «Wir haben neue Schlüsselspieler. Sie bringen frischen Wind in die Kabine. Hätten wir keine Änderungen vorgenommen, hätte vielleicht die Gefahr bestanden, dass jemand abgehoben wäre.»

Neun Spieler sind zum Team gestossen. Von den Ausländern blieb einzig Pelletier. Brooks steht zwar noch unter Vertrag, doch für ihn zeichnet sich ein Wechsel ab. Auf der Goalieposition hofften die Tigers auf die Rückkehr von Martin Gerber. Sie setzten ihm ein Ultimatum.

Doch Gerber (jetzt in Schweden) träumte von einem Engagement in Nordamerika und liess die Frist verstreichen. Langnau reagierte und verpflichtete den charismatischen Robert Esche als vierten Ausländer.

Auf dem Papier ging keine Substanz verloren. Die Marschrichtung ist klar: «Wir wollen besser werden. Top-Teams gewinnen auch an schwächeren Tagen. Diesem Niveau müssen wir uns annähern», so Fust. «Wir haben Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft wurde.»


Der Trainer: John Fust (39) muss niemandem mehr etwas beweisen: Gleich in seiner ersten NLA-Saison führte er als erster Coach die SCL Tigers in die Playoffs. Fust machte Schluss mit der Losermentalität und verpasste dem Team ein klares Defensivkonzept. Jetzt will der Schweiz-Kanadier mehr: Denn gut ist für Fust nie gut genug.

Die Transfers: Topskorer Iggulden musste über die Klippe springen, weil mit Kurtis McLean (Lukko Rauma) eine noch torgefährlichere Alternative gefunden wurde. Joel Perrault (Manitoba) verfügt über offensive wie auch defensive Qualitäten. In der Abwehr wurde der Abgang des umstrittenen Murphy mit Stettler (Bern) und Rytz (Fribourg) kompensiert.

Grösste Sorge: Die Last auf seinen Schultern wiegt schwer: US-Goalie Robert Esche (33, Minsk) soll Benjamin Conz (zu Lugano) vergessen machen und gleichzeitig der Schweizer Abwehr ein zuverlässiger Rückhalt sein. Kann Esche mit der Erfahrung aus 220 NHL-Spielen seinen Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden, droht der Absturz.

Die Hoffnung: Die Marktwerte der Spieler haben sich letzte Saison markant erhöht. So mussten die Tigers Daniel Steiner (zu Lugano) und Andreas Camenzind (zu den Lakers) ziehen lassen. Nun sollen Robin Leblanc (28), in Fribourg zuletzt überzählig, und der nicht gerade pflegeleichte Claudio Neff (von den Lakers) in die Bresche springen.

BLICK-TIPP: SCL Tigers - Rang 9

(Blick.ch)