Der Wandel bei Peter Jakob vom Frust zur Lust.

Keine Woche ohne positive Meldung

Am Anfang stand die Ungewissheit. Dann kam der Frust. Aber seit Verkündung der Defizitgarantie und der Teilnahme an der NLA-Meisterschaft vergeht bei den SCL Tigers keine Woche ohne positive Meldung. VR-Präsident Peter Jakob erklärt, wie der den Turnarround schaffte, und wie aus den anfänglichen Frust besiegte.

News • • von Bruno Wüthrich

FANTIGER: Gut ein Jahr VR – Präsident der SCL Tigers: Was hat sich im Leben des Peter Jakob verändert?

Peter Jakob: Der Zeitaufwand ist enorm. Dafür ist die Aufgabe sehr spannend und ich habe durch sie sehr viele neue Leute kennen gelernt. Zum Beispiel den Banker, der mich lehrte, dass es nichts nützt, wenn ich zu ihm komme und ihm sage, wie es den SCL Tigers schlecht gehe. Damit könne ich sein Interesse nicht wecken. Wenn ich ihm jedoch sagen würde, wo ich mit dem angeschlagenen Sport-Unternehmen hin will, welche Visionen ich habe, und ihm einen Plan für die nächsten Jahre vorlege, dann könne auch er, der Banker, vielleicht Freude an den Tigers gewinnen.

 

Sie sprachen bei Ihrem Antritt von «Höllenritt» und «Himmelfahrtskommando». Wie war es wirklich?

Ja, es war der erwartete Höllenritt. Wir wussten lange Zeit nicht, ob wir die Deadline 30. April schaffen werden. In den Monaten Dezember, Januar und Februar erlebten wir nur äusserst frustrierende VR-Sitzungen. Dazu kam die ganze Problematik mit dem Personal inkl. Trainer. Manchmal schien es, als wolle es nicht aufhören mit den negativen Meldungen. Es war wie ein Fass ohne Boden.

 

Haben die SCL Tigers mittel- und langfristig überhaupt eine Chance, in der höchsten Spielklasse des Landes zu überleben? Was ist nötig dazu?

 Ja. Vor allem im Zusammenhang mit der Sanierung der Ilfishalle haben wir ein Konzept, welches es uns erlauben wird, sämtlichen Matchbesuchern, vom Stehplatz-Zuschuer bis zu den VIPs mehr zu bieten und dadurch auch mehr Geld zu verdienen. Wenn es gelingt, dieses Konzept zu realisieren, dann sehe ich eine gute Chance. Falls dies jedoch nicht gelingen sollte, falls der Versuch, die Situation rund um die Ilfishalle zu verbessern, erneut scheitern sollte, müssen wir aufgeben.

 

Sie müssen die SCL Tigers lokal verankern, aber sie müssen sie auch national platzieren. Ist dies eine Gratwanderung?

Kein Sponsor will sich mit einer Verlierer-Mannschaft identifizieren. Wenn wir unser Ziel, weiterhin in der obersten Klasse zu spielen, realisieren wollen, müssen wir ein konkurrenzfähiges Team stellen können. Dabei müssen wir einen etwas anderen Weg gehen als unsere Konkurrenten. Unsere Spieler müssen «Dreck fressen», und für weniger Geld mehr leisten als andere. Und wir müssen unsern Klub positionieren als einzigen Vertreter des ländlichen Raumes.

 

Auf der Website der SCL Tigers sind deutlich mehr Sponsoren aufgeführt als auch schon. Täuscht der Eindruck, oder waren Sie wirklich derart erfolgreich an der Sponsorenfront?

Ja! Wir haben wohl zum ersten Mal in der Geschichte der SCL Tigers die 2-Millionen-Grenze bei den Sponsoring-Einnahmen klar und deutlich übertroffen. Und ich lege Wert auf die Feststellung, dass sich darin keinerlei verkappte Darlehen oder andere «faule Hunde» verbergen, sondern dass es sich bei sämtlichen Beträgen tatsächlich um reines Sponsoring handelt.

 

Sie haben damit eine Grenze nahezu pulverisiert! --- Sie haben damit bewiesen, dass es auch mit den SCL Tigers möglich ist, mehr als 2 Millionen an Sponsoring-Geldern zu generieren. Auf was führen Sie diesen Erfolg zurück?

Als wir im Frühling verkündeten, dass wir auch zur kommenden Saison antreten werden, gab dies einen gewaltigen Schub. Seither verging keine Woche ohne positive Meldung. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass wir hielten, was wir versprachen. Nämlich das Ruhe einkehrt in das Unternehmen SCL Tigers. Die Zeit der Skandale ist seit einem Jahr vorbei. Für den einen oder andern Partner ist vielleicht die Zeit noch etwas zu kurz, und er wartet auf die Bestätigung in der kommenden Saison. Sobald es los geht mit der Sanierung der Eishalle, wird uns dies weiteren Schub verleihen.

 

Könnte der Erfolg an der Sponsorenfront mit Ihrer Defizitgarantie zu tun haben? Damit sicherten sie das Unternehmen SCL Tigers ab und machten es für Sponsoren interessant, denn diese laufen nicht Gefahr, ihr Geld zum Fenster hinaus zu schmeissen...

Die Situation war sehr unangenehm und ich habe mir die Sache gut überlegt. Nach der Verkündung der Defizitgarantie fanden die Diskussionen um die Lizenz oder um «Sein oder Nichtsein» schlagartig ein Ende. Sämtliche Beteiligten waren wie befreit. Die Erfolge, die wir seither erzielten, waren vorher undenkbar.

 

Eigentlich könnte man sagen, die Defizitgarantie ist das beste Mittel, um ein Defizit zu vermeiden.

Meine Frau sagte zu mir, sie sei auch für die Defizitgarantie. Aber bezahlen wolle sie nichts.

 

Wie wichtig sind die SCL Tigers für die Region?

Peter Jakob: In den letzten 20 Jahren siedelte sich keine einzige namhafte Firma mehr im Emmental an. Es zogen zwar auch nur ganz wenige weg. Aber dies zeigt trotzdem, dass es attraktivere Regionen gibt als die Unsere. Deshalb müssen wir Sorge tragen zu dem, was wir haben. Dazu gehören auch die SCL Tigers. Was viele nicht wahr nehmen ist, dass die SCL Tigers mehr sind als nur Bier, Bratwurst, Lärm und Abfall. Die SCL Tigers sind der Lebensinhalt und die Identifikation von vielen Menschen. Es würde sehr viel verloren gehen, gäbe es die SCL Tigers nicht mehr. Kürzlich kam ein alter Mann auf die Geschäftsstelle und brachte die Rechnung für sein Saisonabi zurück. Er habe seit 35 Jahren an keinem Spiel gefehlt, aber seine Gesundheit lasse einen regelmässigen Besuch der Spiele nicht mehr zu. 10 Minuten später trat eine alte Frau durch unsere Türe und meinte, sie müsse die Rechnung für ihren Mann wieder haben. Dieser heule draussen im Auto «z'luter Wasser».

 

Welches sind die Erwartungshaltungen von Sponsoren und solchen, die es werden wollen an die SCL Tigers?

Es gibt diejenigen, welche uns aus Überzeugung unterstützen, und dabei nicht auf eine betriebswirtschaftliche Rechnung abstützen. Daneben gibt es die grossen Firmen, welche meistens einen vollamtlichen Sponsring-verantwortlichen beschäftigen. Solche Firmen schauen genau hin, wieviel TV-Präsenz sie erhalten und was sie mit ihrem Engagement erreichen. Grosse Firmen wollen eine nationale Präsenz. Sie beabsichtigen, mit ihrem Auftritt zusammen mit den SCL Tigers ihre Firma oder ihre Marke ins richtige Licht rücken zu können.

 

Sportlicher Erfolg bringt mehr Sponsoren. Mehr Sponsoring bringt mehr sportlichen Erfolg. Werden die SCL Tigers irgendwann in einen Bereich kommen, wo das Rad des Erfolges zu drehen beginnt?

Ich glaube fest daran. Aber zurzeit stimmt das Angebot noch nicht. Ein grosser Sponsor hat auch grosse Erwartungen. Ein grosser Sponsor will mit seinen Gästen nicht in das Gedränge einer Tigerstube. Auch deshalb brauchen wir neue Möglichkeiten im Bereich Cattering.

 

Sprechen Sie von VIP-Logen?

Ja. Aber zugeschnitten auf Langnau. Bei uns herrscht kein Kravattenzwang. Und wir würden auch nicht unbedingt Kaviar und Champagner servieren. Es geht dabei vor allem um das gute Gefühl unserer Gäste. Dies erreicht man auch mit einer Käseplatte und Weisswein.

 

Wo besteht der dringenste Handlungsbedarf?

Peter Jakob: Die grösste mittelfristige Herausforderung ist der Catteringbereich. Wir könnten es uns einfach machen und einen Investor suchen. Dieser würde jedoch das Geschäft selbst betreiben wollen, was die SCL Tigers nicht weiter bringen würde. Wir suchen demnach nach einer Lösung, mit der wir das Cattering selbst betreiben können. Nur so generieren wir die benötigten Einnahmen.

 

Wie ist dies zu erreichen?

Es geht nur, wenn wir das Cattering auf eigene Rechnung, in eignen Räumlichkeiten und langfristig finanziert betreiben können. Nur so kann es funktionieren. Doch dazu braucht es viel Geld. Die SCL Tigers aber erhalten keinen Kredit.

 

Wie gross ist demnach der Schritt zu einem eigenständigen Cattering?

Wir haben klare Vorstellungen, wie wir dies realisieren können. Um dies durchziehen zu können, braucht es ein unglaubliches Engagement von verschiedenen Leuten aus der Region, welche Visionen haben und daran glauben. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir dies schaffen.

 

Die Führung der SCL Tigers erhielt kürzlich ein dickes Lob von ihrem wichtigsten Geldgeber, dem Club 76. Was bedeutet das für Sie?

Nach dem Theater im letzten Sommer stand uns der Club 76 kritisch gegenüber. Dass wir nun ein solches Lob ernten, bedeutet uns sehr viel.