Berner Zeitung

Kölliker ist das nächste Langnauer Opfer

von Philipp Rindlisbacher, Berner Zeitung - Zwei Wochen nach dem Abstieg der SCL Tigers erhält Köbi Kölliker die Kündigung – der Sportchef jedoch akzeptiert sie nicht. Das Salär des 59-Jährigen soll ins Team investiert werden.

Presse • • von Philipp Rindlisbacher

 

Trainer John Fust war im Dezember freigestellt worden, im Februar erhielt Geschäftsführer Ruedi Zesiger den blauen Brief. Im April musste Coach Alex Reinhard gehen, und gestern wurde Köbi Kölliker per sofort entlassen. Die Seuchensaison der SCL Tigers fordert ihr nächstes Opfer. Sportchef Kölliker, der während der Ligaqualifikation als Trainer gewirkt hatte und beim Abstieg in die NLB an der Bande gestanden war, durfte nur fünfeinhalb Monate lang in Langnau arbeiten. Bis Ende Juli erhält er den Lohn ausbezahlt. Die Tigers strebten einen Neuanfang an, lässt der Klub verlauten. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit.

 

Die Kündigung Köllikers hatte sich abgezeichnet, zuletzt häuften sich negative Wortmeldungen in Zusammenhang mit dem 59-Jährigen. Von Spielerseite erhielt er nicht uneingeschränkt Rückendeckung. Bereits im Zuge der Entlassung Zesigers war Kölliker auf der Kippe gestanden. Er habe die nicht all zu hohen Sympathiewerte des Sportchefs registriert, sagt Geschäftsführer Wolfgang Schickli, «für den Entscheid waren diese aber nicht ausschlaggebend».

 

Schickli in der Verantwortung

Das durch die Entlassung frei werdende Geld (ein tiefer sechsstelliger Betrag) soll in die Equipe investiert werden, einen Sportchef wollen die Tigers nicht mehr beschäftigen. Klar ist, dass Schickli nun noch mehr zu sagen haben wird als bisher; er zieht die Fäden, steht daher in der Verantwortung, welche er nicht scheut. Auf Onlineplattformen wurde er von Fans schon als Alleinherrscher bezeichnet. Mit Kölliker (er hatte sich gegen die Anstellung Schicklis eingesetzt) verstand sich Schickli nie so richtig. Kölliker wiederum kritisiert das Vorgehen des Geschäftsführers und akzeptiert die Kündigung nicht. Das entsprechende Schreiben hat er nicht unterzeichnet.

 

Am Dienstag steht eine erste Sommertrainingseinheit auf dem Programm. Ein Sextett (Anton Gustafsson, Alban Rexha, Valentin Lüthi, Sandro Zaugg, Simon Sterchi und Yannik-Lennart Albrecht) soll teilnehmen. Es mag erstaunen, dass die Tigers just in der Phase der Teambildung – noch ist kein Vertrag unterschrieben – den Sportchef feuern. Mit dem ehemaligen deutschen Nationaltrainer geht gewiss Fachwissen verloren. Schickli jedoch meint, dass genügend sportliche Kompetenz vorhanden sei.

 

Um die Transfers wird sich fortan eine Sportkommission kümmern, dieser gehören neben Verwaltungsrat Karl Brügger (Vorsitzender) Nachwuchschef Konstantin Kuraschew, Teamchef Christoph Bärtschi, Schickli und der neue Trainer Tomas Tamfal – das Engagement dürfte bald bestätigt werden – an. Das Gerüst des NLB-Kaders soll demnächst stehen, Etienne Froidevaux wiederum könnte zu Aufsteiger Lausanne wechseln.