Berner Zeitung

Kölliker: «Keine Verzweiflungsaktion»

Der 59-Jährige Köbi Kölliker will «das Ego in den Profis wecken», hielt sich im ersten Training indes zurück. Er sagt: «Ich werde toben, wenn ich es für nötig halte.»

Presse • • von Philipp Rindlisbacher

Im ersten Training, welches Sie leiteten, blieb es erstaunlich ruhig. Ist jetzt nicht der Moment gekommen, um zu toben?

Köbi Kölliker: Soll ich auf die Taktiktafel hauen oder den Filzstift kaputt machen? Das bringt nichts. Ich muss jetzt überzeugen. Die Spieler machen schon, was sie sollen.

 

Wenn dem so wäre, stünden Sie nun nicht an der Bande.
Ich schaue jetzt genau, wie sich die Spieler auf dem Eis verhalten. Grundlos zu tauben, erachte ich nicht als sinnvoll. Ich werde toben, wenn ich es für nötig halte. Nun muss man den Spielern Vertrauen geben. Sie brauchen aber nichts von einer sanften Tour zu schreiben. Wir (Kölliker und sein Assistent Alfred Bohren/die Red.) gehen konsequent vor. Wir wollen das Ego in den Profis wecken.

 

Ist dies Alex Reinhard nicht gelungen?
Alex hat hervorragend gearbeitet. Vielleicht hat er fast zu viel gemacht; es sah so aus, als hätte er zu viel Energie verbraucht.

 

Wäre es nicht besser gewesen, eine externe Lösung anzustreben; einen Cheftrainer zu bestimmen, den das verunsicherte Team noch nicht kennt?
Allen Verantwortlichen war es wichtig, dass der Trainer die Spieler kennt; dass er weiss, wer der Heinz und wer der Franz ist.

 

Als Sportchef hätten Sie ja den Emmentaler Alfred Bohren ja zum Cheftrainer ernennen können...
...er hätte das ja nicht alleine machen können. Und wissen sie, ich habe bisher nicht mit dem Team auf dem Eis gearbeitet, habe meine Ideen nicht eingebracht. Daher gibt es sicher frischen Wind.

 

Warum stecken die SCL derart tief im Schlamassel?
Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten. Es gibt viele Faktoren, über die Analyse könnte man sicher ein Buch schreiben. Das ist jetzt unser letzter Strohhalm, aber keine Verzweiflungsaktion. Die Verantwortlichen haben sich diesen Schritt gut überlegt.

 

Wenn Sie den Ligaerhalt schaffen, wollen Sie dann auch nächste Saison an der Bande stehen?
Nicht unbedingt, ich suche diesen Glamour nicht zwingend. Ich will der Organisation helfen. Es geht nicht um mich. Und wissen Sie, selbst wenn Scotty Bowman (er gewann als NHL-Trainer neunmal den Stanley Cup) gekommen wäre, hätten wir keine Erfolgsgarantie.