Wochen-Zeitung, Werner Haller

«Koko» und sein Nachholbedarf

Juraj Kolnik: Der slowakische Stürmer der SCL Tigers ist nach drei schwierigen Saisons mit sehr viel Pech eishockeyhungrig wie noch selten zuvor in seiner Karriere.

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Juraj Kolnik wird höchst ungern an die vergangenen drei Jahre erinnert. «Koko», wie die Romands ihren Publikumsliebling zu dessen NLA-Topskorerzeiten bei Servette nannten, wechselte im Herbst 2010 von den Genfern in die russische KHL zu Dynamo Moskau, wo seine Pechsträhne begann. Nach einer schweren Knieverletzung und einer Lungenentzündung mit diversen Komplikationen wurde der Zweijahresvertrag im November 2011 vorzeitig aufgelöst. Juraj Kolnik beendete die Saison bei den ZSC Lions und wurde mit diesen Schweizer Meister. Danach kam er bei Rapperswil ebenfalls nie richtig auf Touren. Während des NHL-Lockouts herrschte bei den Lakers-Ausländern, angeführt von Superstar Jason Spezza, ein Überangebot. Und als Juraj Kolnik im vergangenen Sommer bei den SCL Tigers einen weiteren Anlauf nahm, erlitt er eine schwere Rückenverletzung. Erst nach einem rund dreimonatigen Aufbau durfte er nun das Training mit der Mannschaft wieder aufnehmen. «Endlich wieder einmal spielen zu dürfen, hundertprozentig gesund bleiben und in den entscheidenden Meisterschaftswochen in Bestform sein», das sind die Ziele seiner näheren Zukunft. «Ich habe einen grossen Nachholbedarf». Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass Juraj Kolnik aus den erwähnten Gründen in den letzten drei Saisons nur gerade 69 von 203 möglichen Spielen bestreiten konnte. Rückschläge, wie er sie erlebt habe, seien vor allem mental eine Herausforderung, sagt er. «In negativen Phasen immer möglichst positiv zu bleiben, das ist nicht leicht. Aber ich habe das zum Glück in jungen Jahren gelernt.» Schon mit 17 verliess er sein Zuhause Richtung Nordamerika, um sich den Traum von der NHL zu erfüllen. «Ich war von einem Tag auf den andern ohne meine Familie, alles war neu, dazu über 60 Spiele, endlos scheinende Busfahrten und eine riesige Konkurrenz. Es war die härteste, aber auch die beste Schule meines Lebens als Mensch und Sportler.»



Keine übertriebenen Erwartungen

Juraj Kolnik hat mitbekommen, dass sich die SCL Tigers viel von seiner Rückkehr erhoffen. «Ich allein kann aber keine Wunder bewirken», warnt er vor übertriebenen Erwartungen. «Schon gar nicht nach dermassen schwierigen Zeiten. Auch in der Nationalliga B führt der langfristige Erfolg nur über eine konstant solide und ausgeglichene Mannschaftsleistung. Die Zeiten, in welcher einzelne Spieler für den Unterschied sorgen konnten, gehen langsam, aber sicher zu Ende.»

 

Juraj Kolniks Karriere

Geboren am 13. November 1980 in Nitra (Slowakei). Grösse: 181 cm. Gewicht: 90 kg. Position: Flügelstürmer. Vertrag mit den SCL Tigers bis 2014. NHL-Draft: 1999 New York Islanders, 4. Runde, Nummer 101. NHL: 240 Spiele, 95 Punkte für New York Islanders und Florida. AHL: 298 Spiele, 198 Punkte für Lowell, Springfield, Bridgeport und San Antonio. Quebec Junior League: 138 Spiele, 242 Punkte für Quebec und Rimouski. KHL (Russland): 8 Spiele, 5 Punkte für Dynamo Moskau. NLA: 233 Spiele, 245 Punkte für Servette, ZSC Lions und Rapperswil. Grösste Erfolge: Mit Rimouski Memorialcup-Gewinner (Stanleycup der Junioren); Mit Servette Vizemeister 2008 und 2010; NLA-Topskorer 2009; am meisten NLA-Assists 2008 und 2009; mit den ZSC Lions Meister 2012. Mit der Slowakei zwei WM-Turniere (2004; 2008).