Nach der 2:0 Führung der SCL Tigers

Kommen jetzt die Spiele mit dem Vorschlaghammer?

Die SCL Tigers sind in dieser Ligaqualifikation das bessere Team. Doch der Aufstieg in die NLA ist trotz der 2:0 – Führung in der Serie noch längst nicht in trockenen Tüchern. Der schwierigste Teil der Aufgabe kommt erst noch.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

DiDo in Action

Langnaus Ausländer können mit Rappis Schweden problemlos mithalten. Auf dem Bild lässt Chris Didomenico seinen Rapperswiler Gegenspieler einfach stehen. (Bild: Susanne Bärtschi)

 

Die Euphorie ist gross im Emmental. Auch der letzte Zweifler hat erkannt, dass die SCL Tigers in dieser Ligaqualifikation eine grosse Chance haben, gegen die oberklassigen Lakers zu bestehen und diese in der NLA zu ersetzen. Optimisten glauben gar, die Hälfte des Weges in die oberste Spielklasse sei bereits absolviert. Diese Rechnung stimmt nur dann, wenn man davon ausgeht, dass den Lakers kein einziger Sieg gelingen wird. Doch davon ist nicht auszugehen.

 

Wahr ist hingegen, dass die Lakers, um die für den Ligaerhalt nötigen vier Siege zu erringen lediglich noch fünf Spiele Zeit haben. Schaffen sie dies nicht, ist der Abstieg besiegelt. Wahr ist ebenfalls, dass die Rapperswiler nebst drei Heimsiegen dringend auch ein Break (Auswärtssieg) benötigen, und sie dafür nur noch zwei Spiele Zeit haben. Doch beides ist noch zu schaffen, vor allem dann, wenn sich die Langnauer nervös machen lassen.

 

Doch bisher deutet nichts darauf hin, dass bei den SCL Tigers übermässige Nervosität aufkommen könnte. Sie haben zwei Siege auf ihrem Konto, und es war ihnen von Beginn weg klar, dass sie in dieser Ligaqualifikation nicht einfach durchmarschieren würden. Selbst wenn die Lakers die nächsten beiden Spiele gewinnen sollten, ist der Herausforderer immer noch im Budget.

 

Vorerst müssen sich die Seebuben erst einmal vom Tiefschlag von gestern Samstag erholen. Wer in einem so wichtigen Spiel so viel Glück hat, und es trotzdem verliert, der hat wahrlich ein Problem. Zwei Partien sind gespielt, und die Lakers haben nicht nur beide verloren – sie haben sie völlig zurecht und verdient verloren. Denn das Team von Bengt-Ake Gustafsson war klar besser.

 

Tiger haben noch Luft nach oben

Erstaunlich ist zudem die Tatsache, dass der Coach der Langnauer seine Ausländer deutlich weniger forciert als die Coaches der Lakers (bei Spiel eins noch Anders Eldebrink, bei Spiel zwei Michel Zeiter). Dies bedeutet, dass Gustafsson in seine Schweizer Spieler deutlich mehr Vertrauen hat als seine Gegenüber. Zwar dürfte die Forcierung der Rappi-Schweden kein Problem sein, weil die Rapperswiler über fünf vorzügliche Ausländer verfügen. Da aber auch Chris DiDomenico und Kévin Hecquefeuille vorzügliche Ausländer sind, sollten eigentlich trotzdem die Spieler mit Schweizer Lizenz den Ausschlag geben. Wie ausgeglichen das Kader der Langnauer besetzt ist, zeigt auch, dass der zweite Sieg ohne den kranken Anton Gustafsson, den besten Playoff-Torschütze der NLB (15 Tore) eingefahren wurde. Auch Thomas Nüssli ist einer, der Akzente setzen kann. Er kam in dieser Serie krankheitshalber noch gar nicht zum Einsatz.

 

«Wir haben noch Verbesserungspotential», ist Sven Lindemann überzeugt. «Wir spielten gestern im zweiten Drittel viel zu kompliziert und verloren zu oft die Scheibe. Dies können wir besser machen.» Tatsächlich liessen die Tiger ihren Gegner im zweiten Drittel nach einem 2:0 – Vorsprung nochmals ausgleichen. Doch die Rapperswiler hatten in diesem Abschnitt viel Glück. Yves Müller traf in der 23. Minute im Powerplay nur den Pfosten. Praktisch im Gegenzug schlossen die Lakers ihren ersten wirklich überzeugenden Angriff gleich mit ihrem ersten Treffer ab. Und auch der Ausgleich viel auf denkbar glückliche Art und Weise. Mit dem Rücken zum Langnauer Tor lenkte Jordi Murray ungewollt den Puck mit dem Schlittschuh ins Langnauer Tor ab. Trotzdem hatten die Lakers in diesem Drittel ihre beste Phase, waren wenn nicht das bessere, so zumindest das dominante Team.

 

Folgen nun die harten Bandagen?

Möglicherweise werden die Langnauer für den ärgerlichen zweiten Ausgleich der Rapperswiler bloss acht Sekunden vor Spielende noch dankbar sein. Weil der Sieg dank dem versenkten Penalty von Chris DiDomenico doch noch den Emmentalern zufiel, war diese Niederlage für die ohnehin schon labile mentale Verfassung der Seebuben sozusagen die Höchststrafe. Das Gefühl, hoffnungslose Verlierer zu sein, wird sich durch diese Pleite noch etwas mehr in die Gemüter der Spieler einbrennen.

 

Und trotzdem: Jetzt wird die Zeit kommen, in welcher bei den Rapperswilern definitiv die Verzweiflung einkehrt. Denn der Abstieg der «unabstigbaren» Lakers ist nur noch zwei Niederlagen entfernt. Unglückliche Äusserungen von Führungspersonen während der Qualifikation könnten darauf hindeuten, dass kein Plan B besteht und bei einem Abstieg nicht die NLB, sondern die 1. Liga die neue Heimat der Rapperswiler sein könnte. Dies würde bedeuten, dass Jobs verloren gehen (nicht nur bei der Mannschaft) und dass bereits jetzt so etwas wie Endzeitstimmung aufkommen könnte. Deshalb stehen jetzt möglicherweise Spiele bevor, in welchen sportliche Fairness keine Rolle mehr spielt und in welchen notfalls auch die Vorschlaghämmer hervor geholt werden. Die Tiger kennen dies aus dem verhängnisvollen sechsten Spiel der Playout-Serie vor zwei Jahren gegen den gleichen Gegner. Mit Claudio Moggi, Joel Genazzi und Bryce Lampman wurden gleich drei wichtige Spieler nach üblen (und wohl angeordneten) Attacken für den Rest der Saison aus dem Verkehr gezogen.

 

Doch in Langnau ist sich jeder dieses Umstandes bewusst. Der heutige Sportchef Jörg Reber war damals als Spieler ebenso dabei wie die Gebrüder Moggi, Lukas Haas, Martin Stettler und einige andere. Reber und Bengt-Ake Gustafsson werden ihre Vorkehrungen getroffen haben. Den andern Teil des Traumas aus diesem Spiel, nämlich den späten Ausgleich der Lakers und danach die Niederlage der Tiger in der Verlängerung, haben die Emmentaler mit dem gestrigen Spiel verarbeitet. Das Trauma hat jetzt zu den Lakers gewechselt.