Langnau hat den neuen Hockey-General gefunden

Wenn nicht noch der Kirchturm auf den Bären stürzt, wird Wolfgang Schickli ab 1. Mai 2013 der neue Manager der SCL Tigers. Mündlich sind sich alle einig.

Presse • • von 20 Minuten online, Klaus Zaugg


Die Meinungen im Verwaltungsrat der SCL Tigers sind gemacht. Wolfgang Schickli soll ab 1. Mai 2013 den gefeuerten Ruedi Zesiger ersetzen und Langnaus neuer Manager werden.

 

Entscheidend: Jene Verwaltungsräte, die Jahr für Jahr das Defizit ausgleichen, wollen explizit Schickli. Einer davon ist Präsident Peter Jakob. Auch im Emmental gilt: Wer zahlt, befiehlt. Wolfgang Schickli hat in Kloten bereits gekündigt. Weil er mit der Philosophie des neuen Besitzers und Präsidenten Philippe Gaydoul nicht mehr hundertprozentig einverstanden ist. Er darf das Unternehmen per Ende April verlassen.

 

Wolfgang Schickli bestätigt gegenüber 20 Minuten Online die Gespräche mit den SCL Tigers und sagt, dass er ein wirklich gutes Gefühl habe und diese Herausforderung gerne annehmen würde. «Ein schöner Ort, ein gutes Hockeyunternehmen, ein sehr schönes Stadion und sehr gute Leute – ja, ich kann mir vorstellen, in Langnau zu arbeiten.» Hinzu kommen private Gründe: Schickli hat eine Freundin aus dem Bernbiet. Auch die Gewährsleute aus Langnau melden übereinstimmend: Schickli steht vor der Türe.

 

Nachkomme von Steuervögten?

Passt Wolfgang Schickli zu Langnau? Hier der Versuch einer Annäherung an einem Mann, der im Wesen und Wirken ein wenig an SCB-Kultmanager Marc Lüthi mahnt. Wolfgang Schickli kommt nicht aus einer grossen Sportlerdynastie. Bei den Schicklis handelt es sich um ein uraltes Winterthurer Geschlecht und die Legende geht, dass die Schicklis einst von den Kyburgern als Steuervögte eingesetzt worden sind.

 

Ob wahr oder eine gute Legende ist unerheblich. Wichtiger: Wolfgang Schickli hat Erfahrungen im Sport gesammelt und ein Gespür für Marketing. Sein Vater hatte eine Werbeagentur und arbeitete als Unternehmensberater. Schickli junior war später als Jelmoli-Werbegeneral ein halbes Jahr lang Sportchef beim FC Zürich. Zwischendurch arbeitete er als Reporter für das einstige Radio Z und für die «Züri Woche». Zuletzt hatte er für ein grosses Handelsunternehmen in Deutschland gearbeitet, nebenbei als Trainer den Fussball-Drittligisten Wallisellen vor dem Abstieg gerettet und schliesslich seit dem 8. Juni 2012 die Kloten Flyers im einem Blindflug durch stürmischen Zeiten der Veränderung auf Kurs gehalten.

 

Diese Erfahrungen haben ihm geholfen, um eine Ahnung zu bekommen, wie Sport und Sportler funktionieren. Und zudem ist er im Eishockey nicht nur im «Züribiet» vernetzt. Unter anderem kennt er Marc Lüthi seit Jahren und wird sogar zur SCB-Gala eingeladen worden. Ein Anlass, zu dem nur wahre, handverlesene Insider zugelassen sind.

 

Langnau national zur Marke machen

Seine Tätigkeit in Kloten war eine gute Lehre für das hohe Hockey-Amt im Emmental: Kloten ist, wie Langnau, eine alte, im Umfeld tief verwurzelte Hockeykultur mit Dorfkönigen. Aber weder in Kloten noch in Langnau können diese Dorfkönige im 21. Jahrhundert ein Hockeyunternehmen finanzieren. Sie brauchen Geld aus nationaler Vermarktung.

 

Wolfgang Schickli beherrscht die klar strukturierte, bisweilen holzschnittartige Sprache der modernen Kommunikations- und Werbestrategen. Aber er wirkt dabei durchaus ehrlich und geradlinig. Darin ähnelt er stark Marc Lüthi. Er hat inzwischen gelernt, dass im Eishockeygeschäft vieles nicht berechenbar ist. Deshalb tut er alles, um wenigstens das Berechenbare in den Griff zu bekommen. Er ist ein sehr guter Verkäufer. Darin ähnelt er Langnaus ehemaliger Manager-Legende Heinz Schlatter. Aber anders als Schlatter ist Schickli auch ein Meister des strukturierten Schaffens mit einem Hang zum Kontrollfreak. Chaos wird es bei ihm keines geben. Höchstens ein kreatives.

 

Eleganz löst Geknorze ab

Und was ist der Unterschied zu seinem Vorgänger Ruedi Zesiger? Am besten können wir das mit einem den Emmentalern vertrauten Vergleich aus dem Schwingen erklären. Wolfgang Schickli kommuniziert und geht bei der Arbeit so direkt und zielstrebig und offensiv vor wie König Wenger Kilian beim Eidgenössischen in Frauenfeld.

 

Ruedi Zesiger war auf seine ganz besondere Art und Weise auch erfolgreich – aber er strukturierte seine Arbeit und seine Kommunikation eher im Stil eines Verteidigungskünstlers wie Flühmann Fritz oder Hämmerli Hans. Durchaus geschickt und schlau, aber etwas knorzig und halt nicht ganz so elegant und geschliffen, wie das heute in den Büros der Werbe- und Sponsorenhengste in Bern oben, in Basel oder draussen in Zürich erwartet wird. Dort, wo die Langnauer künftig die Kohle für ihr wirtschaftliches Überleben holen müssen.