NLB Playoffs 2015, Final, 7. Spiel: SCL Tigers - EHC Olten 5:2 (1:1, 2:1, 2:0)

Langnau holt den «Chüüüübuuuu»

Was für ein Erfolg! Nach Spiel fünf noch vor den Ferien stehend, holen sich die SCL Tigers nach einer überzeugenden Leistung gegen einen erneut starken EHC Olten verdientermassen den NLB-Titel. Der französische Nationalspieler Kévin Hecquefeuille glänzte mit drei Toren und zwei Assists. doch es war ein Erfolg des ganzen Teams, und es war auch ein Erfolg des Coaching-Staffs. Nun warten die Lakers aus Rapperswil!

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

Meisterfeier

Der Kübel ist unser! Die SCL Tigers waren dann, als es um die Wurst ging, das stärkere Team. Herzliche Gratulation.

 

Was für eine Anspannung! Und was für ein Spiel! Die SCL Tigers haben wieder gelernt, mit Druck umzugehen. Sie haben den Abstiegsblues abgestreift und sind zu einer echten Siegermannschaft gereift. Sie dominierten nicht nur die Qualifikation, als ihnen alles leicht fiel. Sie dominierten nicht nur die Viertel- und Halbfinals der diesjährigen Playoffs, als ihnen immer noch alles leicht fiel. Sie gewannen auch den Final, und sie zeigten vor allem dann, als sie mit dem Rücken zur Wand standen, nämlich nachdem am letzten Freitag der EHC Olten in der Serie mit 3:2 in Führung ging, in den Spielen sechs und sieben ihre wahre Stärke. Die Tiger können auch in wichtigen Spielen siegen. Das ist die wichtigste Erkenntnis an diesem Abend. Dies ist auch ein lieber Gruss an die Adresse der Rapperswil-Jona Lakers, die es in der kommenden Ligaqualifikation nicht einfach haben werden. Nervenflattern am Obersee ist angesagt.

  

Eigentlich hätte das Spiel bereits nach den ersten 20 Minuten entschieden sein können. Doch da waren die SCL Tigers mit dem unentschiedenen Spielstand noch miserabel bedient. Sie boten eines der besten Drittel der ganzen Saison, machten praktisch keine Fehler, standen hinten gut, lösten die Angriffe schnell und schnörkellos aus und erspielten sich so viele gute oder gar erstklassige Torchancen, dass es auch unter Auslassung einer grösseren Prozentzahl locker zu einer Zweitoreführung hätte reichen müssen. Stellvertretend nur drei davon. In der 5. Minute tauchte Martin Stettler allein vor den Oltner Tor auf, in der 11. Minute tankte sich Chris DiDomenico von der Seite her kommend bis vor den gegnerischen Kasten durch, und lediglich eine Minute später setzte Sven Lindemann bei Powerplay Langnau im Slot stehend den Puck neben statt ins Tor. So blieb der Führungstreffer von Kévin Hecquefeuille, er verwertete das Zuspiel von DiDomenico von der blauen Linie aus, die einzige Ausbeute im ersten Drittel. Dabei zeigte auch der EHC Olten eine sehr gute Leistung. Die Powermäuse spielten aufsässig und versuchten stets, die Langnauer unter Druck zu setzen. Doch dies gelang ihnen in dieser Phase nur äusserst selten. Dennoch rächte sich die magere Torausbeute der Tiger in der 20. Minute doch noch. Remo Hirt, von Sami El Assaoui angespielt, tauchte allein vor Damiano Ciaccio auf. Den ersten Versuch parierte der Tiger-Hüter noch, aber Hirt durfte nochmal und reussierte zum 1:1 – Ausgleich.

 

Was die Langnauer im Startdrittel verpassten, holten sie in der ersten Phase des zweiten Abschnitts nach. In der 22. Minute tankte sich Lukas Haas von der Seite durch die gegnerischen Abwehrreihen und versenkte den Puck herrlich in die weitere obere Ecke. Was für eine geile Kiste! Und lediglich zwei Minuten später zog erneut Kévin Hecquefeuille von der blauen Linie ab und war damit zum zweiten Mal erfolgreich. Claudio Moggi und Sven Lindemann verpassten kurz darauf die Vorentscheidung, dafür kratzte Adrian Gerber bei Powerplay Olten die Scheibe von der Linie. Doch eine erneute, streng gepfiffene Strafe gegen die Tiger führte schliesslich doch noch zum Anschlusstreffer für die Powermäuse. Auch nach 40 Minuten waren die Langnauer mit der knappen Führung schlecht bedient. Vor den letzten 20 Minuten war noch alles offen.

 

Der überragende Mann des Spiels war eindeutig Kévin Hecquefeuille. Er war an sämtlichen Toren der SCL tigers beteiligt, schoss drei Tore selbst und assistierte zwei Mal. Man fragt sich, was gewesen wäre, wenn der französische Nationalspieler in der Finalserie vom letzten Frühjahr nicht verletzt gewesen wäre. Doch die Leistungen aller andern Spieler können ebenfalls nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wenn ein Team an einem so wichtigen Abend derart überzeugend auftritt, wenn quasi über die ganzen 60 Minuten keine Fehler gemacht werden, dann spricht dies nicht nur für einzelne Spieler, sondern für die ganze Mannschaft. Jeder hatte sich im Griff, jeder spielte diszipliniert, kampfbetont, intensiv, abgeklärt und was es sonst noch alles für Attribute gibt. Eine echte Meistermannschaft mit einem Meistercoach und einem Meister-Assistenten. Bengt-Ake Gustafsson, seines Zeichens Olympiasieger als Coach, Weltmeister sowohl als Spieler als auch als Coach, schwedischer Meister als Coach, kann nicht nur die Weltelite erfolgreich coachen. Er gewinnt mit seinem Team auch die schweizerische NLB. Chapeau vor einem grossen Coach.

 

Im letzten Drittel dauerte es lediglich bis zur 45. Minute, bis Kévin Hecquefeuille mit seinem dritten Treffer die Entscheidung herbei führte. Von da weg spielten die Tiger definitiv dem Titel entgegen. Nach dem Spiel, an der Meisterfeier, betonten sowohl Präsident Peter Jakob als auch Captain Martin Stettler, die beide zum Publikum sprachen, dass der Weg noch weiter gehe und das Ziel jetzt die Rückkehr in die NLA ist. Die SCL Tigers sind ein starker Herausforderer des NLA-Letzten. Es wird definitiv keine Operetten-Ligaquali geben. Der Tiger klopft an die Türe zur höchsten Spielklasse. Es wird heftig poltern!

 

Herzliche Gratulation und herzlichen Dank auch an den EHC Olten, der den SCL Tigers eine hochstehende und spannende Finalserie lieferte und sich nicht nur als fairer Verlierer, sondern auch als fairer Gegner erwies. Es ist nicht selbstverständlich, dass der Meister ohne jegliche personellen Verluste in die Ligaqualifikation steigen darf.

 

 

SCL Tigers - EHC Olten 5:2 (1:1, 2:1, 2:0)

 

Ilfishalle, 6'050 Zuschauer (ausverkauft). SR: fischer/Kurmann, Kaderli/Wüst. Tore: 3. Hecquefeuille (DiDomenico) 1:0. 20. Hirt (El Assaoui) 1:1. 22. Haas (Hecquefeuille) 2:1. 24. Hecquefeuille (C. Moggi, Haas) 3:1. 38. Ganz (Schneuwly, Ausschluss Hecquefeuille) 3:2. 45. Hecquefeuille (Ausschluss Ganz) 4:2. 53. S. Lindemann (Hecquefeuille, Haas, Ausschluss Parati) 5:2. Strafen: 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 6-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Schwarzenbach, Check gegen den Kopf) gegen Olten. 

 

SCL Tigers: Ciaccio; Bärtschi, Stettler; K. Lindemann, Hecquefeuille; Müller, Ronchetti; Bonnet; Bucher, Gustafsson, DiDomenico; S. Lindemann, C. Moggi, Haas; S. Moggi, A. Gerber, T. Gerber; Wyss, Albrecht, Rexha; Sterchi.

 

EHC Olten: Tobler; Aeschlimann, Meister; Ganz, Parati; Bagnoud, El Assaoui; Schnyder, Lüthi; Wüst, Burki, Truttmann; Schwarzenbach, Schneuwly, Hirt; Wiebe, Feser, Ulmer; Weber, Studer, Scherwey.

 

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Nüssli (krank), Crocce, Lakos, Tremblay, Rüegg, Zryd, Schlapbach (alle überzählig). Olten ohne Wüthrich, Pargäzzi, Schild (alle verletzt), Marolf, Brunner, Grossniklaus (alle überzählig).