SCL Tigers - Kloten Flyers 4:5 (0:3, 2:1, 2:1)

Langnauer Drama gegen die Kloten Flyers

Wie gewonnen, so zerronnen. Trotz aufgeholtem Dreitore-Rückstand verloren die SCL Tigers ihr Heimspiel gegen die Kloten Flyers 23 Sekunden vor Spielende doch noch. Nach miserablem erstem Drittel hätten die Langnauer den Punktgewinn verdient gehabt.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

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Das war das 0:2 für die Kloten Flyers. Die SCL Tigers in Unterzahl mit einem Konter erwischt. Bild: Susanne Bärtschi

 

Was für ein Mist! Als die Langnauer kurz vor Ende der regulären Spielzeit mit fünf offenisven Leuten auf dem Eis gegen scheinbar angeschlagene Klotener die Entscheidung suchten, liefen sie ins offene Messer. 23 Sekunden vor Schluss markierte der von Matthias Bieber frei gespielte Vincent Praplan das siegbringende 4:5. Es war einfach dieser eine Fehler zu viel, der schliesslich trotz guter Leistung über zwei Drittel in die Niederlage führte. Es war jedoch beileibe nicht der einzige. Hätten die Gäste ihre Möglichkeiten im Startdrittel noch etwas effizienter genutzt, wäre die Partie bereits nach dem Startdrittel entschieden gewesen. «Ja, wir waren möglicherweise am Schluss etwas zu offensiv ausgerichtet, aber ich habe gar nicht genau gesehen, was geschehen ist», rätselte Martin Stettler zur fraglichen Szene. Für den Captain der Langnauer war es nach einem Fingerbruch das erste Saisonspiel. Der Start, damit ist vor allem das Startdrittel gemeint, misriet seinem Team jedoch völlig.

 

Dabei hatte doch seine Mannschaft einen Dreitore-Rückstand aus dem ersten, und einen Zweitore-Rückstand nach dem zweiten Drittel mit generösem Einsatz aufgeholt. Yannick-Lennard albrecht auf Zuspiel von Thomas Nüssli in der 49. Minute im Powerplay und Topscorer Chris DiDomenico auf Pass von Kevin Clark in der 55. Minute hatten den nach dem Startdrittel für unmöglich gehaltenen Ausgleich realisiert. Doch es ist nicht das erste Mal, dass sich das Team nach aufgeholten Rückständen kurz vor Spielende noch düpieren lässt. Und eben: Es sind nicht nur die Schlussminuten, über die man sich Gedanken machen muss. Es sind vor allem auch die verschlafenen Starts, die zu denken geben. «Wir sind jeweils top motiviert», meint Martin Stettler dazu. «Aber irgendwie spielen wir immer zu abwartend.» Damit trifft er den Nagel nur teilweise auf den Kopf. Zumindest gedanklich mögen die Tiger zu Spielbeginn jeweils mit einem schnell spielenden Gegner nicht mitzuhalten. Das muss ändern. Aber nun der Reihe nach:

 

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Und dies war das 0:3. Ganze vier Sekunden mussten die SCL Tigers diesmal Boxplay spielen, bis es erneut einschlug. Bild: Susanne Bärtschi

 

Miserable erste 20 Minuten

Nach 43 Sekunden war Damiano Ciaccio im Tor der SCL Tigers erstmals geschlagen. Klotens Topscorer Chad Kolarik ging vor dem Tor völlig vergessen und liess dem Langnauer Schlussmann keine Chance. Es ging dann fast im Minutentakt weiter mit hochkarätigen Möglichkeiten der Gäste. Ciaccio liess sich jedoch nicht weiter bezwingen, rettete zuweilen per Big Save, und einmal half sogar das Torgehäuse mit. Es hätte nach sieben oder acht Minuten bereits gut und gerne 0:3 für die Gäste stehen können.

 

Es dauerte bis zur 10. Minute, bis Kloten-Hüter Martin Gerber erstmals etwas zu tun bekamt. Die erste Langnauer Formation mit Tobias Bucher, Chris DiDomenico und Kevin Clark sorgte kurze Zeit für etwas Musik. Martin Gerber parierte jedoch sicher.

 

Das 0:2 fiel, als die SCL Tigers in Unterzahl agierten. Evgeni Chiriaev sass gerade eine Strafe wegen Stockschlag ab. Aber das fiel nicht im Poweplay, sondern auf einen Konter. Als Steve Kellenberger und James Sheppard, auf die Reise geschickt von Chad Kolarik, vor Ciaccios tor auftauchten, stand ihnen nur ein Langnauer Verteidiger gegenüber, Die beiden Kloten-Stürmer fakelten nicht lange. Pass Kellenberger zu Sheppard, 0:2!

 

Gerade mal vier Sekunden brauchten die Zürcher Unterländer um das Überzahlspiel wegen der Strafe gegen Kevin Clark 28 Sekunden vor Schluss des Startdrittels auszunutzen. Vincent Praplan, erzielte es auf Zuspiel von Patrick von Gunten. Die SCL Tigers, die sonst gewiss keine schlechte Boxplay-Mannschaft sind, sündigten in diesem Drittel in Unterzahl zwei Mal bös. Kloten kam dadurch einerseit billig zu einem komfortablen 0:3 Vorsprung. Obowhl die Tiger ab der 10. Minute ebenfalls auf dem Spielfeld waren und am Spiel teilnahmen, hätte dieser aber auch höher ausfallen können.

 

Das zweite Drittel war gerade mal 37 Sekunden alt, da hämmerte Thomas Nüssli Martin Gerber den Anschlusstreffer ins Klotener Gehäuse. Frei gespielt wurde er von Chris DiDomenico. Die Langnauer starteten völlig verwandelt in den mittleren Spielabschnitt und kamen jetzt zu guten Tormöglichkeiten, und der Stanley Cup – Sieger im Tor der Gäste brauchte mehrmals etwas Glück, dass die Tiger das Resultat nicht weiter verbessern konnten. Doch die Hoffnung darauf, dass da doch noch etwas gehen könnte stieg kontinuierlich. Und tatsächlich: Als in der 30. Minute Philippe Schelling für zwei Minuten raus musste, bewiesen auch die Tiger, dass sie in Überzahlscoren können. Chris DiDomenico erzielte das 2:3 im Nachsetzen. Würden die Langnauer das Comeback, das sie im Spiel gegen den SC Bern schafften, sogar noch topen? Die Bemühungen wurden jäh etwas gebremst, als Michael Liniger der Ex Tiger im Klotener Dress, den irgendwo freiliegenden Puck in der 37. Minute zum 2:4 über die Linie stocherte. Gut, dass kurz darauf die zweite Pause kam. Die Pausenpredigten von Langnau-Coach Benoît Laporte scheinen ja etwas zu bewirken.

 

Fazit: die SCL Tigers haben erneut ihr Publikum bestens unterhalten. Und sie boten ihm die ganze Palette ihres Seins. Verschlafen im start, Übermütig nach realisiertem Ausgleich. Gute und schlechte Emotionen, ein riesiges Hin und Her. Sie schossen Tore 5 gegen 5, trafena ber auch zwei Mal im Powerplay, sie spielten für einmal ein schlechtes Boxplay, den Kloten nützte zwei der drei Strafen gegen Langnau aus, sie schürten Hoffnung und zeigten, dass sie zurecht in der NLA sind. Aber sie schenkten ihrem Publikum diesmal keinen Sieg. Und dies ist schade. Zumindest ein Punktgewinn hätte nach diesem Spielverlauf sein müssen.

 

 

SCL Tigers - Kloten Flyers 4:5 (0:3, 2:1, 2:1)

 

Ilfishalle, 5'842 Zuschauer. SR: Clément/Vinnerborg, Abegglen/Kovacs. Tore: 1. (0.43) Kolarik 0:1. 15. Sheppard (Kellenberger, Kolarik, Ausschluss Chiriaev) 0:2. 20. Sheppard (Praplan (von Gunten, Ausschluss Clark) 0:3. 21. (20.37) Nüssli (DiDomenico) 1:3. 30. DiDomenico (Ausschluss Schelling) 2:3. 37. Liniger (E. Gustafsson) 2:4. 49. Albrecht (Nüssli, Hecquefeuille, Auschluss von Gunten) 3:4. 55. DiDomenico (Clark) 4:4. 60. (59.37) Praplan (Bieber) 4:5. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen die SCL tigers, 4-mal zwei Minuten gegen die Kloten Flyers.

 

SCL Tigers: Ciaccio; K. Lindemann, Hecquefeuille; Koistinen, Stettler; Ronchetti, Müller; A. Gerber, Zryd; Bucher, DiDomenico, Clark; Nüssli, A. Gustafsson, S. Moggi; S. Lindemann, Albrecht, Haas; Haberstich, Chiriaev, Wyss.

 

Kloten Flyers: M. Gerber; von Gunten, Stoop; E. Gustafsson, Harlacher; Schelling, Frick; Büsser; Hollenstein, Santala, Praplan; Bieber, Sheppard, Kolarik; Casutt, Kellenberger, Hartmann; Studer, Liniger, Lemm.

 

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Murray, Bärtschi, C. Moggi, Berger (alle verletzt), T. Gerber, Gossweiler, Weisskopf (alle überzählig). Kloten ohne Collenberg (gesperrt), Guggisberg, Leone, Hasani, Boltshauser, Back, Obrist. 59.37: Timeout SCL Tigers. SCL Tigers ab 59.47 ohne Torhüter.