9:4 - Sieg gegen Ambri:

Langnaus Berg- und Talfahrt endet auf dem Berg

Die SCL Tigers bestätigen auf eindrückliche Art und Weise ihre derzeit gute Form und holen gegen Ambri die wichtigen drei Punkte. Wichtig ist nicht die Höhe des Sieges, sondern wie er zustande gekommen ist.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Das ist Ville Koistinens Geschoss. Der Finne (auf dem Bild nicht sichtbar) realisiert bereits in der 2. Minute die frühe Führung für die SCL Tigers. Bild: Susanne Bärtschi.

 

Es war eine Berg- und Talfahrt für die SCL Tigers. Dass sie auf dem Berg endet, ist zwei Umständen zu verdanken. Erstens: Der Moral, welche diese Mannschaft am heutigen Abend zeigte. Und die sie in den letzten Spielen kontant zu zeigen in der Lage war. Zweitens war auch viel Glück dabei. Ambri traf insgesamt vier Mal nur die Torumrandung. Weil zwei Mal unmittelbar danach ein Treffer für Ambri fiel, sind allerdings nur deren zwei wirklich relevant. Trotzdem: es hätte, wenn es ganz dumm gelaufen wäre, auch anders heraus kommen können. Deshalb ist dieser Sieg gut fürs Selbstvertrauen. Doch die Langnauer sollten demütig bleiben. Bereits morgen folgt das Spiel in Kloten, bei dem die drei Punkte ebenso wichtig sind wie diejenigen von heute. Die Zürcher Unterländer demontierten heute im Hallenstadion ihren Kantonsrivalen. Sie dürften nach dem 5:1 - Sieg beim ZSC ebenso euphorosiert sein wie die Emmentaler nach ihrem 9:4 gegen Ambri. Entscheidend wird sein, wer heute mehr von seinem Pulver verschossen hat. Doch zurück zum heutigen Spiel.

 

Das ist Benjamin Neukoms Geschoss. Der Tiger, der von Gottéron kam (auf dem Bild nicht zu sehen), erzielt bereits in der 4. Minute das 2:0 für die Emmentaler. Bild: Susanne Bärtschi

 

Wir haben uns zuletzt immer auf die Schlüsseszenen konzentriert. Heute sind es nicht Schlüsselszenen, sondern Schlüsselminuten. Wer die sieben Minuten zwischen der 24. und der 31. Minute gesehen hat, hat das Spiel gesehen und begreift, weshalb die Langnauer heute als der strahlende Sieger aus dem Duell zweier in der Rangliste benachbarten und nur durch einen Punkt getrennten Mannschaften hervor gegangen ist.

Es kracht ganz ordentlich. Wir schreiben die 26. Minute, als Ville Koistinen einen Gegenspieler an die Bande nagelt. Der Schiedsrichter pfeift sofort. Das Verdikt: eine 5-Minuten-Strafe mit Restausschluss gegen Langnaus Finnen. Eine Fehlentscheidung? Sogar Ambris Sportchef Paolo Duca will kein Foul gesehen haben. Aber dies ändert nichts für Koistinen, und es ändert nichts für die SCL Tigers. Weil zu diesem Zeitpunkt bereits Aaron Gagnon auf der Strafbank sitzt, spielen die Langnauer 1,35 Minuten nur zu dritt gegen fünf Leventiner. Diese nützen die Chance. 72 Sekunden nach Koistinenes Ausschluss steht es 3:3. Matt D'Agostini trifft. Und weil die Langnauer zwei Minuten zuvor durch Diego Kostner einen Shorthander kassiert haben, scheint das Momentum zu kippen. Auf unnötige, wenn auch nur zum Teil selbst verschuldete Weise wird innert zwei Minuten ein Zweitore-Vorsprung verspielt. Und die Strafe gegen Koistinen, die ja zudem einen Restausschluss nach sich zieht, läuft weiter. Logischerweise kommt es noch schlimmer für die Emmentaler. Lediglich eine halbe Minute später schiesst Dominik Kubalik Ambri sogar in Führung. Von Koistinens Strafe sind noch nicht einmal zwei Minuten abgelaufen. Es ist das Schlimmste zu befürchten. Das Publikum, das zuvor getobt hat, ist nun wie gelähmt. Lassen sich die Langnauer den Sieg tatsächlich aus der Hand nehmen? Das Unheil scheint es jedenfalls nicht gut zu meinen. Keine Minute später kassiert Ivars Punnenovs eine Strafe. Er leistet sich eine Unsportlichkeit. Volle zwei Minuten haben die Langnauer nun zu dritt gegen fünf Gegner zu überstehen. Doch nun ist es genug des Unheils. Die Emmentaler überstehen diese Strafe. Und sie überstehen auch die Strafe gegen Koistinen ohne weiteren Gegentreffer. Letztere läuft gerade ab, als Pascal Berger auf Zuspiel von Anton Gustafsson ausgleichen kann. Das Momentum kippt auf die Seite der SCL Tigers. Sie haben diese für sie schwierige Situation nicht nur überstanden, sie gehen gestärkt aus ihr hervor. Am Ende des Drittels steht es 6:4. Pascal Berger, der Captain, welcher zuvor ausgeglichen hat, bringt die Tiger in der 36. Minute in wieder Führung. Und Aaron Gagnon stellt in der 40. Minute auf 6:4. Der Mist ist geführt. Dass die Langnauer im Schlussdritte noch weitere Tore erzielen und den höchsten Sieg der laufenden Meisterschaft erringen, ist erfreulich. Aber wichtiger ist - wie erwähnt - das Zustandekommen dieses Erfolges.

Zum Wellental gehört auch der Start in dieses Spiel. Denn die Langnauer führen bereits nach vier Minuten mit 2:0. Ville Koistinen (2.) und Benjamin Neukom (4.) treffen aus der Distanz. Ambri-Coach Luca Cereda nimmt sein Timeot. Von da weg ist Ambri bis zum Schluss des Drittels die bessere Mannschaft. Dominic Zwerger erzielt folgerichtig in der 17. Minute den Anschlusstreffer.

Auch das Mitteldrittel beginnt gut für die Langnauer. Erst 71 Sekunden sind gespielt, als Raphael Kuonen das 3:1 erzielt. Die Tiger beissen sich in Ambris Drittel mehr mit Kampf als mit spielerischer Raffinesse fest. Doch plötzlich ein tolles Zuspiel von Antony Huguenin auf den Torschützen, der direkt abschliesst. Der Shorthander von Diego Kostner lediglich anderthalb Minuten später scheint die Tiger zwischenzeitlich aus dem Konzept zu bringen. Tatsächlich stehen schwierige Minuten bevor.

Ebenfalls zu erwähnen: Die SCL Tigers kassieren zwei ihrer vier Gegentreffer in Unterzahl und einen in Überzahl. Sie erzielen jedoch gleich drei Treffer in Überzahl und einen in Unterzahl. Zudem fällt der Ausgleich zum 4:4 lediglich vier Sekunden nach Ablauf der Strafe gegen Koistinen und kommt damit auch fast einen Shorthander gleich.

 

SCL Tigers - HC Ambri-Piotta 9:4 (2:1, 4:3, 3:0)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft). SR: Prugger/Stricker, Fluri/Gurtner. Tore: 2. Koistinen (Gustafsson, Thuresson, Ausschluss Collenberg) 1:0. 4. Neukom (P. Berger) 2:0. 17. Zwerger (Guggisberg, Platino) 2:1. 22. Kuonen (Huguenin) 3:1. 24. Kostner (Bianchi, Teamstrafe Ambri!) 3:2. 27. D'Agostini, Kubalik (Ausschlüsse Gagnon, Koistinen) 3:3. 28. Kubalik (Müller, Ausschluss Koistinen) 3:4. 31. P. Berger (Gustafsson) 4:4. 36. P. Berger (Seydoux) 5:4. 39. Gagnon (Erkinjuntti, Gustafsson, Ausschluss Zgraggen) 6:4. 42. Thuresson (Huguenin, Erkinjuntti, Ausschlüsse Kostner, Collenberg) 7:4. 43. Gustafsson (Erkinjuntti, Ausschluss Collenberg) 8:4. 45. Erkinjuntti (Gagnon, Ausschluss Zryd!) 9:4. Strafen: 4-mal zwei Minuten + 1-mal fünf Minuten (Ville Koistinen, Behinderung) gegen die SCL Tigers, 6-mal zwei Minuten gegen Ambri.

 

SCL Tigers: Punnenovs; Koistinen, Zryd; Blaser, Huguenin; Lardi, Erni; Seydoux; Erkinjuntti, Gagnon, Thuresson; Nüssli, Albrecht, Dostoinov; Neuko, P. Berger, Kuonen; Haas, Gustafsson, Gerber.

HC Ambri-Piotta: Conz (ab 43. Descloux); Zgraggen, Plastino; Collenberg, Fora; Jelovac, Ngoy; Moor; Zwerger, Emmerton, Guggisberg; Kubakil, Müller, D'Agostini; Lauper, Goi, Berthon; Bianchi, Kostner, Incir; Mazzolini.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne N. Berger, Stettler, Randegger, Peter (alle verletzt), Rüegsegger (gesperrt), Himelfarb, Elo (beide gesperrt. Ambri ohne Stucki, Trisconi, Gautschi (alle verletzt), Lhotak (NLB), Monnet, Trunz, Taffe (alle überzählig). 03.54: Timeout Ambri. 9. Pfostenschuss Ambri. 18. Pfostenschuss Thuresson. 26. Pfostenschuss Kostner. 27. Lattenschuss Zwerger. 40. Lattenschuss Kostner