Simon Schenk unplugged

«Mach mit däm wot hesch, dert wot bisch, das wot chaisch»

Auf Radio Neo1 sagt der wohl profilierteste Langnauer Eishockeyaner Simon Schenk recht unverblümt, was er von der Situation hält, in welcher sich die SCL Tigers befinden. Vor allem beim zweiten Mal reinhören fällt auf, welch harsche Kritik in Schenks Worten steckt.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

Simon SchenkSimon Schenk ist eine der schillerndsten und verdienstvollsten Figuren im gesamten Schweizer Eishockey. Schweizer Meister 1976 und drei Mal Vizemeister mit dem SC Langnau als einer der Führungsspieler, 30-facher Nationalstürmer, danach u.a. Nationaltrainer, Retter des SC Langnau in den 1990er-Jahren als Trainer, Sportchef und teilweise auch Geschäftsführer in Personalunion, danach führte er als Manager die ZSC Lions vom maroden Liftklub zur nationalen Spitze und zu mehreren Meistertiteln, und baute gleichzeitig mit den GCK Lions die heute erfolgreichste Nachwuchsorganisation der Schweiz auf. Schenk trainierte übrigens auch als Spieler des SC Langnau bereits sehr erfolgreich mehrere Nachwuchsteams in Langnau. Kaum ein anderer hat in diesem Land im Eishockey derart erfolgreich so viele Funktionen ausgeführt wie Simon Schenk. Wie es scheint, fehlen ihm noch der Verwaltungsratspräsident, der Materialwart und der Masseur zur Vollständigkeit im Funktionen-Palmares. «Simu» ist also einer der profiliertesten Macher und Kenner des schweizerischen und internationalen Eishockeys. Einer, der anpacken kann, der sich aber auch ausdrücken kann. Simon Schenk war 17 Jahre Nationalrat für die SVP und als solcher Mitglied der Kommissionen für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) und für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF).

 

Befragt von Radio Neo1 über seine Wahrnehmung der Situation bei den SCL Tigers fand Schenk für geübte Ohren mehr als deutliche Worte. FANTIGER hat die wichtigsten Aussagen aus dem rund viertelstündigen Interview notiert.

 

Schenk: «Nach dem vermeidbaren Abstieg wurden ein paar Fehler gemacht.»

Anmerkung FANTIGER: Da der Abstieg vermeidbar war, wurden bereits vorher Fehler gemacht.

 

Schenk: «Die gemachten Fehler wurden mit den Wechseln bei den Trainern, Ausländern, und jetzt auch beim CEO grösstenteils korrigiert.»

Anmerkung FANTIGER: Aber nach dem Auswechslen der Coachs und der Ausländer war die Kriegskasse nicht mehr nur nicht vorhanden, sondern auch noch leer.

 

Schenk: «Der Fast-NLB-Meistertitel nur ein Jahr nach dem Abstieg ist nicht soo schlecht. Aber auch nicht das Maximum, das man hätte machen können.»

Anmerkung FANTIGER: Also war die Wahrnehmung der Fans nicht völlig falsch. Auch der Kenner sah dies so. Wer da alles gemeint ist, der nicht das Maximum geliefert haben soll, bleibt offen.

 

Schenk: «Man liess sich in Langnau von den falschen Leuten beraten, und hatte in den Führungsgremien relativ wenig Hockeywissen.» Oder: «Peter Jakob hat auf die falschen Leute vertraut und überhörte gewisse Warnsignale, die deutlich vernehmbar waren.»

Anmerkung FANTIGER: Hoffentlich hören die Verantwortlichen jetzt auf die richtigen Leute, sichern sich genügend Hockey-Knowhow, und hören jeweils die deutlich hörbaren Warnsignale.

 

Schenk «Den guten Namen, den Langnau mal hatte im Nachwuchsbereich, ist heute nicht mehr gleich gut. In den 1. Liga – Zeiten des SCL stellte Langnau die meisten Spieler in sämtlichen Nachwuchs-Nationalmannschaften. Heute hat man wieder ab und zu einen Nationalmannschaftsspieler. Hätten die SCL Tigers eine Top-Nachwuchsbewegung, könnten sie besser darauf aufbauen.»

Anmerkung FANTIGER: Bis die SCL Tigers mit eigenen Nachwuchsleuten in die NLA aufsteigen können, würden wohl zu viele Jahre verstreichen. Handicap: Es fehlt ein zweites Eisfeld. Doch der Einbau möglichst vieler eigener Nachwuchsleute, kombiniert mit dem Ziel des rasch möglichsten Aufstieg sollte im Fokus bleiben.

 

Schenk: «Ich habe Mühe mit dem Begriff «technische Kommission» bei einem fünfköpfigen Gremium, bestehend aus zwei Trainern, die irgendwann selbst zum Thema werden und drei Nicht-Hockey-Leuten. Da würde ich eher von einer Fan-Truppe reden.»

Anmerkung FANTIGER: Falls «Simu» mit seiner «Mühe» richtig liegt, ist dies wenig schmeichelhaft sowohl für das damalige Management wie auch für den Verwaltungsrat. Doch mehr Kompetenz als zuvor unter «Sportchef» Ruedi Zesiger hatte das Gremium allemal.

 

Schenk «Mit Leuten, die denken, man könne ein Hockey-Unternehmen führen wie eine Firma in der freien Wirtschaft, hat man in der Regel keine guten Erfahrungen gemacht.»

Anmerkung FANTIGER: Aber sowohl bei gewissen Aussagen, als auch bei gewissen Handlungen entsteht der Eindruck, dass die SCL Tigers genau so geführt werden sollen wie ein Unternehmen der Wirtschaft.

 

Schenk: «Peter Jakob hat eine sensationelle Infrastruktur geschaffen, aus der man etwas machen könnte.»

Anmerkung FANTIGER: Die beiden Wörtchen «machen könnte» am Schluss des Satzes wollen nicht so recht gefallen. Ob man wohl bald sagen kann «macht»?

 

Schenk: «Es wäre wichtig gewesen, dass Langnau bei den NL-Versammlungen prominent und mit den richtigen Leuten vertreten gewesen wäre. Denn die Beziehungen unter den Klubs sind sehr wichtig. Da vernimmt man unter anderem die Fehler, die andere gemacht haben, und kann so vermeiden, diese zu wiederholen. Aber an diese Versammlungen kamen jeweils andere Personen.»

Anmerkung FANTIGER: Wen um Himmels Willen haben die SCL Tigers denn da jeweils geschickt? Da fehlen die Worte...

 

Schenks Motto: «Mach mit däm wot hesch, dert wot bisch, das wot chasch.» Dazu Schenk: «Ich weiss nicht, ob man in Langnau auch nach diesem Motto handelt. Mit einer cleveren Führung kann Langnau in ein bis zwei Jahren wieder in der NLA sein».

Dazu FANTIGER: Bitte, liebe SCL Tigers – Führung, - seid clever. Wir wissen alle, dass man Aufstiege nicht einfach planen kann. Wir werden auch bei einem Scheitern gnädig sein, wenn wir spüren, dass sich die gesamte Organisation mit voller Kraft darum bemühte, die gesetzten Aufstiegsziele zu erreichen. Beim EHC Visp haben wir gesehen, was möglich ist, wenn die gesamte Organisation ein Ziel unbedingt erreichen will. In Langnau war – über die letzten zwei Saisons betrachtet – von ganz oben bis ganz unten zu wenig sportlicher Ehrgeiz und auch zu wenig Leidenschaft für den Sport vorhanden. Darum sind die SCL Tigers jetzt da, wo sie sind.

 

FANTIGER findet, Simon Schenk würde sich mit seiner Kompetenz und seiner guten politischen Vernetzung extrem gut im Verwaltungsrat der SCL Tigers machen. Denn selbst wenn er diese Funktion nicht ehrenamtlich ausüben würde, sondern der einzig bezahlte Verwaltungsrat der Tiger wäre, so wäre das, was er einbringen würde, ein enormer Gewinn für die Organisation.