Milliardäre sprechen mit Jungmillionären

Jetzt wird es spannend: Am Dienstag kommt es im NHL-Arbeitskampf in New York zu einer Aussprache zwischen sechs Teambesitzern und sechs Spielern.

Presse • • von 20 Minuten online, Klaus Zaugg

Weil nichts mehr geht, weil sich NHL-General Gary Bettman und Spielergewerkschafts-Boss Don Fehr nichts mehr zu sagen haben, und weil auch die staatliche Schlichtungsstelle den Verhandlungsstau nicht auflösen konnte, kommt es nun am Dienstag zu einem interessanten Versuch, was den Lockout betrifft.

 

Sechs Teambesitzer – Jeremy Jacobs (Boston), Murray Edwards (Calgary), Larry Tanenbaum (Toronto), Mark Chipman (Winnipeg), Ron Burkle (Pittsburgh) und Jeffrey Vinik (Tampa) - sind bereit, sich am Dienstagnachmittag in New York mit sechs Spielern zu einer Aussprache zu treffen. Die Liga hat sich auf diese sechs Repräsentanten geeinigt. Nun muss die Gewerkschaft noch sechs Spieler für diese schicksalsschwere Sitzung bestimmen. Weder NHL-General Gary Bettman noch Gewerkschaftsboss Don Fehr werden im Sitzungsraum sein. Dass gegenseitige Misstrauen ist inzwischen so gross, dass Liga und Gewerkschaft geschlagene drei Tage brauchten, um sich auf diese Sitzung zu verständigen.

 

Novum im Lohnstreit

Die Milliardäre (Teambesitzer) werden sich anhören, was die Jungmillionäre (die Spieler) zu sagen haben. Und umgekehrt. Solche direkte Verhandlungen hat es in der Geschichte der NHL-Arbeitskämpfe (die schon die Saison 2004/05 gekostet haben) noch nie gegeben. Das mag zeigen, wie dramatisch die Situation inzwischen geworden ist.

 

Was kann dabei herauskommen? Alles deutet darauf hin, dass die Teambesitzer ihre Macht demonstrieren werden. Wenn Milliardäre und Millionäre streiten, gewinnen die Milliardäre. Es geht im Kern um die Verteilung der Einnahmen (letzte Saison 3,3 Milliarden Dollar). Die Teambesitzer sind zu einer Teilung von 50:50 der tatsächlichen Einnahmen bereit. Das heisst: Wenn die Einnahmen zurückgehen (was nach dieser Saison zumindest vorübergehend zu erwarten ist), gibt es weniger Lohn. Aber Spieler wollen unter allen Umständen garantierte Verträge. Damit werden sie kaum durchkommen.

 

Die Teambesitzer machen Druck

Die Saison 2004/05 ist erst am 16. Februar 2005 abgesagt worden. So lange wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diesmal nicht dauern. Insider gehen davon aus, dass die Teambesitzer wenn immer möglich bereits im Dezember entscheiden wollen, ob diese Saison noch gespielt wird oder nicht. Es wäre keine Überraschung, wenn sie der Gewerkschaft bald ein Ultimatum stellen. Ein Deal bis zu einem bestimmten Datum – oder die Saison wird annulliert.

Wir stehen damit vor einem «Big Tuesday». Wenn die NHL-Saison gerettet werden soll, dann muss es bei diesem Meeting eine Annäherung der Parteien geben. Die «Toronto Sun» hat dazu eine Leserumfrage durchgeführt. Wird das Meeting zwischen Spielern und Teambesitzern etwas bringen? Ja oder Nein? 82 Prozent sagten: «Nein, bringt auch nichts.»