HC Ajoie - SCL Tigers 4:3 (1:1, 1:1, 2:1)

Mit vielen Unkonzentriertheiten in die Niederlage

3:4 Niederlage in Pruntrut. Unkonzentriertheiten und die Stärke des Underdogs wiesen dem Tiger den Weg in die Pleite. Die Niederlage war indes bereits im Vorfeld förmlich zu riechen.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

Lorenzo Croce 5Musste sich vier Mal bezwingen lassen, trägt jedoch an der Niederlage seiner Mannschaft keine Schuld: Lorenzo Croce. Bild: Susanne Bärtschi.

 

 

Einen Shorthander kassiert, ein Tor in der letzten Minute eines Drittels kassiert (das 2:2 durch Thimothé Tuffet nur 14 Sekunden vor der zweiten Pause), zwei Tore innerhalb von nur 13 Sekunden in der Startminute des Schlussdrittels zugelassen (3:2 durch Stanslav Horansky nach 40.31, und das 4:2 nach 40.44 durch Dario Kummer), dazu jede Menge kleiner Unkonzentriertheiten, dies alles war einfach zu viel des Schlechten gegen einen stark aufspielenden HC Ajoie. Die SCL Tigers fanden nach dem Anschlusstreffer zum 4:3 duch Topscorer Chris DiDomenico in der 44. Minute für einmal keinen Weg mehr zum Punktgewinn. Erstmals bringen die Emmentaler von einem Auswärtsspiel keinen einzigen Punkt mit nach hause. 

 

Sollte die Mitteilung nun erstaunen oder nicht? Noch keine der regelmässigen FANTIGER-Vorschauen auf ein Spiel wurde auch nur annähernd so wenig gelesen wie diejenigen für das Spiel von heute Sonntag gegen den HC Ajoie. Die Pruntruter interesierten nun ganz offensichtlich «keine Sau». Mehr als 90 Prozent betrug die Differenz zur Vorschau auf das Spiel gegen den EHC Visp. Derart siegessicher war die Langnauer Fangemeinde. Was ohnehin klar ist, muss auch nicht interessieren. Ein grosser Irrtum. Auf diesen Umstand hingewiesen, meinte ein nicht genannt werden wollender Vertreter der SCL Tigers: «Wenn sich diese Einstellung auch nur zu ein paar wenigen Prozenten in die Mannschaft einschleicht, verlieren wir heute.» 

 

Auf die Frage nach der Einstellung seiner Mannschaft antwortete Coach Bengt-Ake Gustafsson: «Nein, die Einstellung stimmte nicht. Sonst hätte es all diese Fehler nicht gegeben.» Gustafsson fand kein einziges gutes Haar an der Leistung seiner Schützlinge. «Mit Herumkurven in den Ecken gewinnt man keine Spiele». Und der kühle Schwede, der nach den zwei Toren in der ersten Minute des Schlussdrittels für seine Verhältnisse sehr, sehr, sehr grantig wurde, fordete: «Wir dürfen die Intensität und unser Niveau nicht verlieren. Es ist klar, dass ein Team auch Leistungsschwankungen hat. Doch es darf sich nicht gehen lassen.»

 

Gehen lassen haben sich die SCL Tigers nicht. Sie starteten konzentriert, aber erfolglos in das Spiel. In den ersten 10 Minuten der Partie spielten praktisch nur die SCL Tigers. Mit einer einzigen Ausnahme. In Überzahl spielend, behinderten sich zwei Langnauer gegenseitig und liessen einen eigentlich gut gespielten Pass zu einem Iceing verkommen. Das darauf folgende Bully im Drittel der Tigers gewann Ajoies Kanadier Francis Lemieux. Der Puck landete bei Dario Kummer, der direkt abzog und Tigers-Hüter Lorenzo Croce mit seinem Knaller ins enfernte hohe Eck nicht den Hauch einer Chance liess. Es war nicht der fehlende Wille im Spiel, sondern viel mehr die fehlende Bereitschaft, sich auch im Kopf auf einen starken Gegner einzustellen, welche zu dieser Niederlage führte. Nicht zu vergessen die Leistung des HC Ajoie, welcher wie gewohnt in der heimischen Patinoire de Voyeboeuf intensiv und schnell spielte, und für einmal die etwas bessere Chancenauswertung aufwiesen. Nicht von ungefähr liegen der Tabellenzweite (La Chaux-de-Fonds) und der neue Siebte (Ajoie, vor dem Spiel noch Achter) lediglich elf Punkte auseinander.

 

Übrigens: Auch die SCL Tigers nutzten eine erste und eine letzte Minute eines Drittels. 21 Sekunden vor Ende des Startabschnitts schaufelte Massimo Ronchetti den Puck vor das Ajoie-Tor, Lukas Haas lenkte zum 1:1 Ausgleich ab. Lediglich 43 Sekunden waren im zweiten Drittel gespielt, als Claudio Moggi einen Schuss von Yves Müller zur ersten und einzigen Führung der Langnauer ablenkte. Aber eben: Der HC Ajoie nutzte «seine» Startminute um ein Tor besser.

 

Bereits in zwei Tagen reisen die Langnauer zum nächsten vermeintlichen Underdog der Liga. Dass man bei Hockey-Thurgau auch verlieren kann, wissen die Tiger jedoch bereits. Zudem darf die Niederlage in Pruntrut eine heilende Wirkung nicht verfehlen. Es gibt in dieser NLB keine schwachen Teams. Wer bereits siegessicher an ein Spiel reist, wird mit einer Ohrfeige zurück kehren.

 

 

HC Ajoie - SCL Tigers 4:3 (1:1, 1:1, 2:1)

 

P.d.Voyeboeuf, Pruntrut, 2051 Zuschauer. SR: Wirth, Fluri/Progin. Tore: 5. Kummer (Lemieux, Ausschluss Orlando! 1:0. 20. (19.39) Haas (Ronchetti, Rexha) 1:1. 21. (20.43) C. Moggi (Müller, DiDomenico) 1:2. 40. (39.44) Tuffet (Prmeau, Mäder, Strafe angezeigt) 2:2. 41. (40.31) Horansky (Lemieux) 3:2. 41. (40.44) Kummer (Mosimann, Casserini) 4:2. 44. DiDomenico (Bonnet, C. Moggi) 4:3. Strafen: 5-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Orlando, Check gegen den Kopf) gegen Ajoie, 3-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

 

HC Ajoie: Mischler; Orlando, Hauert; Barbero, Casserini; Mettler, Ryser; Vermeille; Horansky, Lemieux, Beauregard; Mosimann, Portmann, Kummer; Tuffet, Mäder, Primeau; Zigerli, Frossard, Rimann.

 

SCL Tigers: Croce; Bonnet, Zryd; Müller, Lakos; Bärtschi, Ronchetti; Nüssli, C. Moggi, DiDomenico; S. Lindemann, Bucher, Gustafsson; Haas, A. Gerber, Rexha; Wyss, Albrecht, T. Gerber; Schlapbach, Sterchi.

 

Bemerkungen: Ajopie ohne Erard, Barras, Verreault-Paul (alle verletzt) Tanner (krank). SCL Tigers ohne Rüegg, S. Moggi (beide verletzt), Hecquefeuille (rekonvaleszent), Stettler, K. Lindemann (beide krank). SCL Tigers ab 58.40 ohne torhüter. 59.48. Timeout SCL Tigers.