An den Chancen für aufstiegswillige NLB-Klubs ändert sich (fast) nichts

Mut- und beinahe sinnlose Modus-Anpassung

Die Playout-Halbfinals werden ersetzt durch eine Hin- und Rückrunde der letzten Vier, wobei alle Teams ihre Punkte mitnehmen. Und die Ligaqualifikation wird nur gespielt, wenn sich der Sieger der NLB für den Aufstieg in die NLA beworben hat. Was bedeutet diese Modusänderung für die SCL Tigers?

Blog • • von Bruno Wüthrich

Wie schön wäre dies für die Fans der SCL Tigers gewesen, wenn es so gekommen wäre, wie dies nun mit der geplanten Modusänderung beinahe unmöglich gemacht wird. Nämlich, dass sich ein Tabellen-Neunter, der den achten und letzten zu den Playoffs berechtigenden Rang nur knapp und in letzter Sekunde verpasste, sich danach gegen einen ausgeruhten, sich bereits eine halbe Saison lang auf diese Serie vorbereitenden Tabellenletzten in Abstiegsgefahr bringt. Die SCL Tigers waren in der letzten Saison Tabellenletzter, und abgeschlagen noch dazu. Die Kloten Flyers verpassten die Playoffs nur um Haaresbreite. Trotz zwei äusserst knappen Spielen zu Beginn der Serie hatten die Langnauer gegen die Zürcher Unterländer letztendlich keine Chance. Aber solche Serien liefen auch schon anders. Zum Beispiel ein Jahr früher, als die zuvor inferioren Lakers aus Rapperswil die frustrierten, und erst im letzten Spiel der Qualifikation gescheiterten Genfer gleich mit 4:1 in den Playout-Final beförderten, wo sich das Team von Chris McSorley jedoch rettete. Krasser war es in der Saison 2005/06, als sich Gottéron als Tabellen-Neunter der letzten Sekunde danach in der Ligaqualifikation und gehörig in der Bredouille wieder fand, und dort sechs Spiele benötigte, um sich gegen den EHC Biel zu retten.

 

Diese Entwicklungen wollen die Vertreter der National League nun verhindern. In der Doppelrunde, welche den Playout-Halbfinal ersetzt, werden die Punkte aus der Qualifikation mitgenommen. Wäre bereits in der abgelaufenen Saison nach dem neuen Modus gespielt worden, hätten sich die Kloten Flyers ob des Ligaerhalts keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Denn in sechs Spielen können maximal 18 Punkte aufgeholt werden. Die Flyers hatten auf Langnau 28, und auf Ambri und Rapperswil je 16 Punkte Vorsprung. Für die Tigers war es demnach unmöglich, Kloten noch zu überholen. Und bei zwei Teams mit je 16 Punkten Rückstand kann man es drehen und wenden wie man will: Ein Team, aber keinesfalls alle beide könnten den Neunten noch überholen. Auch ein Jahr zuvor hätte der Neunte der Qualifikation (Servette) die Doppelrunde der letzten Vier nur noch pro forma zu spielen brauchen. Damals lautete der Stand nach der Qualifikation: 9. Servette 67 P, 10. SCL Tigers 52 P, 11. Ambri 49 P und 12 Rapperswil 40 P. Auch hier wären, weil sich ja die nachfolgenden Teams gegenseitig Punkte stehlen, lediglich noch ein Team theoretisch in der Lage gewesen, die Genfer noch zu überholen. Keinesfalls aber deren zwei gleichzeitig.

 

Mit dem neuen Modus kann sich also kein Team mehr darauf vorbereiten, im Playout-Halbfinal gegen eine Mannschaft antreten zu dürfen, die mit den Playouts überhaupt nicht rechnete. Neu wird die erste «Best of Seven – Ausmarchung» gegen den Abstieg der Playout-Final sein. Dieser wird zwischen zwei ungefähr gleichwertig vorbereiteten Verliererteams ausgetragen. Eines davon wird in die Ligaqualifikation weiter gereicht.

 

Aufstiegs-Chancen bleiben (fast) gleich

Kein Zweifel. Die SCL Tigers wären wohl auch abgestiegen, wenn bereits in der letzten Saison nach dem neuen Modus gespielt worden wäre. Wer in heiklen Situationen die falschen Entscheide trifft, wird bestraft. Es ist auch nicht ersichtlich, weshalb mit dem neuen Modus der Vertreter aus der NLB grössere Aufstiegs-Chancen haben sollte als bisher. Er wird lediglich in der Ligaqualifikation kaum mehr auf den Neunten der NLA-Qualifikation, und somit auf ein potentiell starkes Team treffen. Aber diese Konstellation gab es zuletzt 2006.

 

Bleibt offen, was geschieht, wenn den NLB Playoff-Final zwei Teams bestreiten, die nicht aufsteigen wollen. Ob dann der NLA Playout-Final abgesagt wird. Es wäre eine Serie ohne jeden Nutzen und ohne jegliches Zuschauer-Interesse. Denn auf die Ligaqualifikation wird künftig verzichtet, wenn der NLB-Meister zuvor kein Aufstiegsgesuch stellte. NLB-Klubs müssen sich künftig bereits im Herbst entscheiden, ob sie beim Gewinn der NLB-Meisterschaft in die NLA aufsteigen wollen.

 

Fazit

Nach neun Jahren musste wieder mal eine Modusänderung her. Sie fiel zahn- und mutlos aus, und ist vor allem dafür geeignet, dass das Zuschauerinteresse beim Neunten (und ev. beim Zehnten) der Quali-Tabelle im weiteren Verlauf der Meisterschaft gegen Null tendieren dürfte. Und der aufstiegswillige Vertreter der NLB wird auch künftig darauf angewiesen sein, dass er in der Ligaqualifikation auf einen Gegner stösst, der durch eine Reihe von Fehlentscheiden «nahezu freiwillig» absteigt. Letztmals war dies im Frühjahr 2013 der Fall.