Um ein NLB-Spitzenteam zu werden, brauchen die SCL Tigers einen starken Hüter

Nach Meilis Absage: Bäumle? Oder gar Hübl?

Die SCL Tigers waren sich mit Lukas Meili einig. Doch der Ex-Klotener wechselt nach Biel, und die Langnauer haben deshalb ein Goaliproblem. Soll nun doch wieder Thomas Bäumle das Tiger-Tor hüten, oder ist sogar Jaroslav Hübl eine Option?

Blog • • von Bruno Wüthrich

Wenn die SCL Tigers wieder aufsteigen wollen, brauchen sie einen exzellenten Torhüter. Denn alle drei Serien gegen den Abstieg wurden auf der Position des Torhüters gewonnen oder verloren. So sagt es die Statistik. Wir alle wissen: Statistiken sagen nicht alles. Aber sie erzählen uns doch einiges, und wenn sie eindeutig sind, sind sie kaum zu widerlegen. Im Fall des Abstiegs der SCL Tigers könnten sie eindeutiger nicht sein.

 

Der bessere Torhüter gewann immer

Drei Serien spielten die Langnauer gegen den Abstieg. Mit 1:4 Siegen ging die Serie gegen die Kloten Flyers verloren, mit 3:4 Erfolgen jene gegen Rapperswil, und das 2:4 nach Siegen gegen Lausanne war die Pleite-Serie zu viel. Insgesamt wurden also von 18 Spielen 6 gewonnen und 12 verloren.

 

Das letzte, mit 3:5 verlorene Spiel gegen die Kloten Flyers wurde nicht ausgewertet. Beim 2. Spiel gegen die Klotener (2:3 n.P.) und beim 1. Spiel in der Serie gegen Rappi (6:5 n.P) waren die Statistiken der sich gegenüberstehenden Torhüter exakt identisch. Verbleiben 15 Spiele, in welchen immer das Team gewann, welches den statistisch besseren Torhüter hatte. Die Anzahl der Schüsse spielte dabei keine Rolle. In der Serie gegen die Lakers schossen die Tigers im 2. und im 3. Spiel mehr auf das Tor der Rapperswiler, als umgekehrt, verloren indes beide Spiele. Völlig verändertes Bild in Spiel 4 und 5. Da dominierten die Rapperswiler in Bezug auf die Anzahl Schüsse aufs Tor. Beide Male siegten jedoch die Tiger. Noch deutlicher wird dies in der Ligaqualifikation. In 5 der 6 Spiele wiesen die Langnauer eine zum Teil deutlich bessere Schussbilanz auf. Das Ergebnis kennen wir.

 

Dass in 17 auswertbaren Spielen jedes Mal das Team gewann, das den statistisch besseren Torhüter stellte, zeigt auf, wie wichtig die Besetzung dieser Position für die SCL Tigers ist, wenn sie wieder aufsteigen wollen. Sie müssen dafür sorgen, dass sie über einen Hüter verfügen, der konstantes NLA-Niveau aufweist, und zudem mental stark genug ist, dann über sich hinaus zu wachsen, wenn es wirklich zählt. Die Lausanner sind aufgestiegen, weil sie auf der Torhüterposition klar besser besetzt waren als die Langnauer.

 

Klaus Zaugg bringt Thomas Bäumle ins Spiel

Weil Robert Meier vertragsbrüchig wurde, hat uns der EHC Biel Lukas Meili vor der Nase weg geschnappt. Die SCL Tigers waren sich mit der Nr. 2 der Kloten Flyers der letzten Saison mündlich geeinigt. Doch der Ruf aus der NLA war verständlicherweise stärker. Ist dies nun die Stunde für Thomas Bäumle, doch noch Torhüter in Langnau zu bleiben?

 

Bäumle spielte in der letztjährigen Qualifikation 31 Spiele für die SCL Tigers. Dabei erreichte er in 13 Partien Abwehrquoten von über 90 Prozent, was als sehr gut gilt. In weiteren 12 Partien spielte er ok, das heisst, er realisierte Werte zwischen 82 und 89,99 Prozent. In sechs Partien waren seine Werte ungenügend.

 

Mit andern Worten: Bäumles Werte in der NLA waren durchaus gut genug, damit er in der NLB zu den besseren Torhütern zählen könnte. Nur: Was ist, wenn es in die entscheidende Phase geht? Wenn es darum geht, sich in den Playoffs Runde für Runde weiter zu kämpfen, und schliesslich, falls diese erreicht wird, in der Ligaqualifikation die Chance zu nutzen? Bäumle spielte in den Serien des Playout-Finals gegen die Lakers und der Ligaquali gegen Lausanne entweder keine gute, oder gar keine Rolle. Gegen die Kloten Flyers zeigte er dagegen eine gute Serie. Aber die Zürcher Unterländer waren derart klar favorisiert, dass das Team der Langnauer inkl. Torhüter in dieser Serie kaum unter Druck standen. Übrigens hatte Klotens Ronnie Rüeger in dieser Serie ebenfalls die noch besseren Werte als Bäumle. Auch hier hat also das Team mit dem besseren Hüter die Serie für sich entschieden.

 

Zu Jaroslav Hübl hatte das Team mehr Vertrauen

In der NLB dürfen im Gegensatz zur NLA lediglich zwei Ausländer eingesetzt werden. Diese Regel spricht eindeutig gegen einen Ausländer auf der Torhüterposition. Aber stimmt diese Aussage auch für die SCL Tigers? Folgende Überlegungen müssen eine Rolle spielen:

 

  1. Spielen die SCL Tigers mit einem ausländischen Torhüter, werden sie dies weiter vorne bezahlen müssen. Soll die Substanz im Team gut genug sein, so müssen die Verantwortlichen den Wegfall eines Ausländers mit guten Schweizern so weit wie möglich kompensieren können.

  2. Ausländer werden nicht einfach so geholt, sondern nehmen in allen Teams jeweils wichtige Rollen ein. Doch der wichtigste Spieler eines Teams ist der Torhüter. Ist ein Team auf dieser Position nicht gut genug besetzt, kann es die Erreichung von höheren Zielen glatt vergessen. Es stellt sich demnach die Frage, weshalb denn für die wichtigen Positionen im Team Ausländer geholt werden, aber ausgerechnet die wichtigste von dieser Praxis ausgenommen sein soll. Ist auf der wichtigsten Position kein Inländer verfügbar, der gut genug ist, so muss man sich das Engagement eines Ausländers zumindest überlegen.

  3. Die SCL Tigers werden mit einem völlig neuen Team zur NLB-Meisterschaft antreten. Diese Mannschaft wird sich zuerst finden müssen. Diesbezüglich haben all ihre Gegner einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Ein Team, das einen hervorragenden Torhüter hinter sich weiss, findet sich eher. Die Angst vor Fehlern ist ebenfalls deutlich kleiner. Zudem: Wer weniger Tore erhält, muss auch weniger schiessen. Torhüter Jaroslav Hübl verlieh zu Beginn der letzten Saison seinem Team in defensiver Hinsicht sehr viel Sicherheit. Seine Vorderleute schätzten es, ihn im Rücken zu wissen. Schade, dass dies nicht zu mehr Punkten geführt hat.

  4. Für die SCL Tigers ist es möglicherweise langfristig besser, wenn das Team dank einem starken Hüter über eine solide und selbstsichere Defensive verfügt, und deshalb in der Offensive viele Spieler Verantwortung übernehmen können, als wenn die Hauptverantwortung in der Torproduktion zwei ausländischen Feldspielern obliegt. Das ganze Team wird so um einiges unberechenbarer.

     

Damit ich richtig verstanden werde: Dies soll kein Plädoyer für einen ausländischen Torwart sein. Zudem will sich dieser Blog nicht für Jaroslav Hübl stark machen. Er wäre jedoch derzeit verfügbar, und ausschliessen wollen wir ihn nach seinen weitgehend überzeugenden Leistungen im Tiger-Dress ebenfalls nicht. Hübl absolvierte 17 Spiele für die Langnauer und erreichte dabei in 10 Partien eine Fangquote von über 90 Prozent. In drei weiteren Spielen war die Quote ok, vier mal war der Wert ungenügend. Wie stark Hübl mental ist, wenn es drauf an kommt, wissen wir jedoch nicht. Die Verantwortlichen der SCL Tigers sollten das Feld bei der Suche eines Torhüters weit aufmachen, und dabein auch vor dem Ausland nicht halt machen. Ich plädiere dafür, eine ausländische Besetzung der Torwart-Position nicht voreilig auszuschliessen. Die SCL Tigers brauchen ein breites Kader mit starken Individualisten auf den wichtigsten Positionen. Die Position des Torhüters ist die wichtigste im Team. Sich hier bei der Auswahl einzuschränken, wäre vollkommen falsch.