Gut für Fans, Sponsoren und die Kasse der SCL Tigers

Nachdenken über Todd Elik

Die SCL Tigers wollen weiterhin nur mit drei Ausländern in die Meisterschaft 2009/10 steigen. Dies trotz des Umstandes, dass mit Todd Elik ein Spieler bereit stünde, welcher wohl für weniger Geld spielen würde als mancher Schweizer im Team. Das Langnauer Gemeindeparlament beschloss am Montag, den SCL Tigers finanziell unter die Arme zu greifen. Damit wurde zum Ausdruck gegeben, dass die Politik (und diese vertritt das Volk) in Langnau weiterhin Spitzen-Eishockey sehen will. Spitzeneishockey in der Schweiz wird nur in der NLA gespielt. Alles andere ist Beilage.

Blog • • von Bruno Wüthrich

«Bloss Sportbanausen glauben, im Sport gehe es um Leistung. Sport beinhaltet sehr viel mehr als Resultate. Sport ist Literatur für Nichtleser. Die Sportbühne ist das Stadttheater des kleinen Mannes. Was uns Sportfans interessiert, sind Dramen, Widersprüche und Emotionen,» schrieb der Schriftsteller und Kolumnist Pedro Lenz unlängst im Blick, und hat damit vollkommen recht! Die Langnauer Eishockeyaner haben uns über die Sommermonate genau dies geboten, und haben damit – trotz Negativpresse – den Wert der Marke SCL Tigers gesteigert. Selbst der Ligakrösus SCB oder der Schweizer Meister (wer kennt ihn noch?) HCD waren in diesem Theater ohne Rolle und deshalb nur graue Mäuse.

Nun droht die Sache um 180 Grad zu drehen. Jeff Toms, Martin Kariya, Daniel Steiner, Reto Kobach und Mathias Joggi sind die Spieler mit Potential, welche die Tiger verliessen. Neu dazu gekommen sind nur Aurelio Lemm und Roman Schild. Ein dritter Ausländer soll noch verpflichtet werden, auf einen vierten wollen die Tiger-Verantwortlichen aus Kostengründen verzichten. Hartnäckig weigert man sich im Lager der Emmentaler zur Kenntnis zu nehmen, dass mit einem solchen Aderlass im Kader und der damit verbundenen, drohenden sportlichen Erfolglosigkeit ebenfalls Einnahmenverluste in ähnlicher Höhe wie die Einsparungen drohen. Sind die Tiger früh abgehängt, wird der Zuschauerschnitt auf 3'500 oder noch tiefer sinken. Aus dem Drama könnte deshalb eine Tristesse werden, denn sportlich werden nur die Gegner für Musik sorgen. Den Tigern droht ein «Hinterherfahren» wie bei einem Radrennfahrer, der abgehängt nur noch gegen den Kontrollschluss fährt. Wenn er ins Ziel fährt, wird das grosse Publikum bereits weg sein. Die Werbeaufschriften auf seinem Trikot sieht niemand mehr.

 

Das Schlimmste jedoch ist, dass die Mannschaft mental angeschlagen in die wichtigste Phase der Meisterschaft steigen wird. Was dies bedeutet, sahen wir letzte Saison beim EHC Biel, und noch deutlicher in der Spielzeit davor beim EHC Basel. Im Emmental droht zudem die Gefahr, dass man sich bald einmal in Harmonie den Niederlagen ergibt, denn diese sind vorprogrammiert. Niemand wird der Mannschaft berechtigte Vorwürfe machen können, wenn sie kämpft. Und kämpfen werden Chrigu Webers Jungs, daran ist nicht zu zweifeln. Aber es wird wohl nicht reichen, weil der Mannschaft insgesamt das Potential fehlt. Bald einmal wird auch der Glaube an den Sieg fehlen.

 

Todd Elik ist einer, der die Niederlage hasst wie kaum ein anderer. Mit Todd Elik im Team kann kein Friede und keine Harmonie einkehren, wenn sein Team dauernd verliert. Genau so einen wie Todd Elik brauchen die SCL Tigers deshalb in der Mannschaft. Denn es darf nicht nur Harmonie und Einträchtigkeit herrschen. Es muss einer da sein, der vor Wut fast kotzt, wenn verloren wird, und der damit verhindert, dass die andern sich nur mit ihrem Körper, nicht aber mit ihrem Kopf gegen die Niederlagen auflehnen.

 

Todd Elik geht gegen Mitte Vierzig zu. Er wird nicht mehr besser. Elik kann deshalb bestimmt nicht der dritte Ausländer der Langnauer sein. Der Vierte jedoch schon. Vor allem in der aktuellen Situation wäre einer wie er Gold wert. Und Elik spielt nachwievor geniale Pässe, und kann das Powerplay nicht nur orchestrieren, sondern auch effizient machen. Zudem ist Elik in der Lage, Torchancen zu verwerten. Im aktuellen Kader der Tiger sind diese Qualitäten rar.

 

Und noch eine dritte Qualität spricht für Elik. Er ist der Mann für Dramen. Wegen ihm wird man die Tiger auch in der Erfolglosigkeit wahrnehmen. Und wegen ihm werden viele Zuschauer auch dann kommen, wenn die Tiger abgehängt am Tabellenende herum gurken. Denn das Langnauer Publikum kommt, wenn es unterhalten wird. Dank Elik wird Langnau auch in der Presse sein, den Sponsoren zum Wohle. Selbstverständlich wird der Zuschauerschnitt trotz Elik stark schwinden. Aber statt durchschnittlich 3'500 werden dank Elik vielleicht 4'000 kommen. Damit hätte Elik seine Kosten um ein mehrfaches eingespielt.

 

Liebe Verantwortliche der SCL Tigers: Seid innovativ. Denkt nicht allein an die Buchhaltung, sondern auch ans Publikum und die Sponsoren. Denn wenn diese abwandern, braucht ihr bald keine Buchhaltung mehr zu führen.