Neuer Tiger lebt in einer Promi-WG

Er hat einen französischen Pass – und lebt in einer Wohngemeinschaft mit einem Sänger und einem Profifussballer. Verteidiger Sami El Assaoui spielt heute Mittwoch gegen Ambri erstmals für die SCL Tigers.

Presse • • von Berner Zeitung, Philipp Rindlisbacher

Sami El Assaoui möchte gerne noch etwas länger trainieren. Doch als der Eismeister mit seiner Reinigungsmaschine einfährt, läuft der Verteidiger als Letzter in Richtung Garderobe. «Ich geniesse es hier, denn alles ist besser: die Spieler, das Umfeld, das Stadion. Das macht Spass.»

 

El Assaoui ist das neue Gesicht in der Ilfishalle. Im Tausch mit dem enttäuschenden Martin Stettler wurde er vom NLB-Verein La Chaux-de-Fonds engagiert. Bis am 31. Januar 2013 soll er für die SCL Tigers einlaufen, ehe er in den Jura zurückkehren wird. Heute (19.45 Uhr) bestreitet er mit den Emmentalern gegen Ambri sein zweites NLA-Spiel. Zu seiner Premiere auf höchster Stufe kam er vor Jahresfrist mit den ZSC Lions – ebenfalls gegen die Leventiner.

 

Illustre Wohngemeinschaft

Derzeit logiert El Assaoui im Hotel. Seine Wohnung in La Chaux-de-Fonds habe er behalten, sagt der 21-Jährige, um lächelnd anzufügen: «Ich muss leider weiter Miete zahlen.» Das tut er auch in Lausanne; mit seinen Jugendfreunden Alexandre Pasche und Bastian Kaltenbacher (alias Bastian Baker) hat er vor Jahren eine Wohngemeinschaft gegründet. Letzterer verdient sein Geld als Sänger und gewann heuer einen Swiss Music Award. Pasche spielte einst bei YB, steht mittlerweile bei Servette unter Vertrag. «Wir treffen uns an den Wochenenden», erzählt El Assaoui. «Jeder macht zwar sein eigenes Ding, und doch gibt es viele Gemeinsamkeiten. Noch hat es keiner ganz nach oben geschafft, Woche für Woche werden unsere Leistungen aber kritisch beurteilt.

 

Zuletzt weilte El Assaoui oft im Waadtland, in einer Akademie und in Schulen war er als Sportlehrer tätig. Seit dieser Woche ist der Romand temporär Profi – zum ersten Mal überhaupt. «Bisher hatte ich wegen Beruf und Eishockey kaum einen freien Tag. Jetzt wird sich mein Leben ändern, diese Chance will ich nutzen.» Mit guten Leistungen will sich El Assaoui einen Platz im Langnauer Kader für die kommende Saison sichern.

 

Schweiz, Frankreich, Marokko

In La Chaux-de-Fonds hat Sami El Assaoui in 32 Partien 25 Skorerpunkte gebucht, dennoch bezeichnet er sich nicht als Offensivverteidiger. «Ich mache, was von mir verlangt wird.» In Langnau wird er primär defensive Aufgaben zu erledigen haben, der neue Cheftrainer Alex Reinhard will die löchrige Abwehr endlich stabilisieren. El Assaoui wird mit Philipp Rytz ein Verteidigerpaar bilden, sich mit dem Seeländer französisch unterhalten können.

 

Er spricht aber auch Deutsch und andere Sprachen, bezeichnet sich als multikulturell. Seine Mutter, eine Krankenschwester, ist Bretonin, sein Vater, ein Arzt, stammt aus Marokko. El Assaoui seinerseits ist schweizerisch-französischer Doppelbürger und nach dem ehemaligen SCB-Spieler Ramzi Abid der erst zweite NLA-Spieler mit Wurzeln im Maghreb.

 

Die Liebe zum Eishockey hat er denn auch selbst entdeckt. «Meine Eltern verstehen gar nichts davon, wollten, dass ich eine akademische Laufbahn einschlage.» El Assaoui jedoch hielt an seinen Zielen fest, «obwohl ich als Junior immer einer der Schlechtesten in meinem Team war». Offen und ehrlich sagt der 21-Jährige, dass er untalentiert sei. «Wenn ich nach einem Tag Pause das Eis betrete, fühle ich mich fürchterlich.» In die NLA habe er es nur dank harter Arbeit gebracht – mit eingangs erwähntem Trainingsfleiss.