Berner Zeitung

Noch keine Panik, aber eine Stichelei

In der ersten Playout-Runde sind die Langnauer gegen Kloten krasser Aussenseiter. Gedanken an den Abstieg versuchen die Verantwortlichen zu verdrängen. Ein Plan B existiert nicht.

Presse • • von Philipp Rindlisbacher

 

Der Cheftrainer war im Dezember entlassen worden, dem Geschäftsführer wurde vor drei Wochen gekündigt. Die Nachricht von einem Verlust mehrerer Hunderttausend Franken machte die Runde, sportlich lief so ziemlich alles schief, was schieflaufen konnte. Die SCL Tigers haben turbulente Qualifikationsmonate hinter sich – dabei beginnt erst morgen die richtig hektische Zeit in der Eishockeysaison.

 

Gegen die Kloten Flyers bestreiten die Langnauer ihre bereits 15.Playout-Serie, die Ouvertüre (Samstag, 19.45 Uhr) in der Kolping-Arena ist Playout-Partie Nummer 79. Ziehen die SCL Tigers in der Best-of-7-Serie den Kürzeren, erhalten sie gegen den Verlierer des Duells zwischen Ambri-Piotta und Rapperswil eine nächste Chance. Die Ligaqualifikation gegen den NLB-Meister wäre der finale Rettungsschirm.

 

Alles ist an die NLA geknüpft

Noch bestehe kein Grund zur Panik, sagt Coach Alex Reinhard, Sportchef Köbi Kölliker erwähnt derweil, «was in den letzten Monaten passierte, interessiert nicht mehr». Angst hat im Verein niemand – noch niemand. Kölliker jedenfalls verfolgte zuletzt vorsorglich diverse Spiele der NLB-Spitzenteams.

 

Die Nationalliga B – sie hängt wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Der Abstieg befinde sich irgendwo in seinem Hinterkopf, sagt Verwaltungsratspräsident Peter Jakob, «aber ganz weit hinten». Einen Plan B hätten die Verantwortlichen nicht in der Schublade. Die Verträge mit sämtlichen Akteuren jedenfalls gelten nur für die höchste Spielklasse, zudem sind alle Sponsoringvereinbarungen an den NLA-Status geknüpft. Arbeitsplätze würden verloren gehen. «Der Abstieg wäre ein Horrorszenario. Der Verwaltungsrat wird aber auf jeden Fall in dieser Form weitermachen, egal was in den nächsten Wochen geschehen wird», versichert Jakob.

 

Reinhards Klausel

Die Kloten Flyers sind gewiss nicht der Wunschgegner der SCL Tigers. «Wir dürfen nicht damit rechnen, dass wir diese Hürde überspringen werden», konstatiert Jakob. Insgeheim dürfte es ihm sogar recht sein, wenn die Saison noch etwas andauern würde. Pro zusätzliches Heimspiel verdienen die Emmentaler rund 30000 Franken, sie könnten also die Rechnung, welche nicht aufgehen wird, leicht korrigieren. «Natürlich ist das in wirtschaftlicher Hinsicht ein reizvoller Gedanke, nicht aber für meine Nerven», sagt Unternehmer Jakob, der erst heute von einer Geschäftsreise aus Hongkong zurückfliegt.

 

Das Duell mit den Zürchern ist insofern speziell, weil die SCL Tigers mit Flyers-Geschäftsführer Wolfgang Schickli verhandeln. Dem Vernehmen nach hat er bereits zugesagt. Jakob sagt, dass wohl am Montag eine Entscheidung getroffen werde. Der Wechsel dürfte bald kommuniziert werden. Alex Reinhard wiederum hat der Vereinsführung das Vertrauen ausgesprochen, «in meinen Vorstellungen ist er auch nächste Saison unser Trainer, nur schon aus wirtschaftlichen Überlegungen», sagt Jakob. Betreffend Reinhards Zukunft sind offenbar aber noch keine Gespräche geführt worden. Sein ursprünglicher Vertrag als Assistent läuft noch bis 2015 – wird er aber in den nächsten Wochen degradiert, kann er den Klub dank entsprechender Vertragsklausel verlassen.

 

Genazzis Provokation

Reinhard sagt, er schlafe derzeit gut, sei zuletzt nach schlechten Darbietungen aber «hässig» gewesen. Er weiss, auf wen er in der entscheidenden Meisterschaftsphase zählen kann, wird auch unpopuläre Entscheide fällen. Die Akteure sind sich bewusst, was auf dem Spiel steht – für die meisten geht es um nichts Geringeres als die sportliche Zukunft. «Wir haben uns lange auf die Playouts vorbereiten können, nun darf sich niemand mehr verstecken», meint Jörg Reber, ergänzend, Kloten habe eine starke Mannschaft, «jede Linie ist für viele Tore gut». Joël Genazzi wiederum, der Zürcher in Emmentaler Diensten, geizt nicht mit Provokationen: «Die Klotener sind Schönwetterspieler. Ich bin gespannt, ob sie den Kampf annehmen werden.»