Nach dem Ambri-Debakel

Nur ein Wetterleuchten oder schon ein richtiges Gewitter?

Langnaus Sportchef Jörg Reber war gar nicht erbaut ob der Leistung seiner Mannschaft gestern in Ambri. Das bekamen Spieler und Coaches nach dem Spiel zu spüren.

Blog • • von Bruno Wüthrich

Wetterleuchtete er noch oder gewitterte er schon? Tiger-Sportchef Jörg Reber

 

Wenn die letzten Berichterstatter das Stadion verlassen, sind die Auswärtsmannschaften in ihren Luxus-Cars längs auf dem Heimweg. Schliesslich geht es darum, sich zwischen zwei anstrengenden Spielen bestmöglich zu erholen. Doch als ich gestern die Valascia verlies, um selbst die Heimreise anzutreten, stand der Car der SCL Tigers noch auf dem Parkplatz, und kein einziger Spieler war zu sehen.



Dies hatte seinen Grund. Tigers-Sportchef Jörg Reber sah sich veranlasst, sich Gehör zu verschaffen. Er begab sich unmittelbar nach der Partie in Ambri in die Garderobe der Spieler. Was da gesprochen wurde, ist nicht bekannt. Bekannt ist jedoch, dass die Gardinenpredigt rund 40 Minuten dauerte, und die beiden Coaches nicht dabei sein durften, sondern wie Bittsteller vor der Türe zu warten hatten, bis sie endlich ebenfalls Zutritt erhielten.

 

Musste draussen warten: Coach Benoît Laporte



Die SCL Tigers befinden sich in einer äusserst heiklen Situation. Zwar lieferten sie bisher eine überraschend starke Saison ab, und entgingen jeder Krise. Doch das, was jetzt ist, könnte eine Krise sein, der nicht so einfach zu entgehen ist. Und dies zum dümmstmöglichen Zeitpunkt. Wenn die Mannschaft da nicht rechtzeitig raus findet, wird der Klassenerhalt schwierig. Dann müssen wir darauf hoffen, dass der HC Ajoie NLB-Maister ist, was in dessen Verfassung allerdings gar nicht so abwegig wäre.



Treffen die SCL Tigers nach einer Final-Pleite gegen den EHC Biel in der Ligaqualifikation auf motivierte Lakers, dann führen Leistungen wie die gestrige auf direktem weg in die NLB. Wir hätten dann innerhalb von gut zwei Jahren den zweiten unnötigsten Abstieg aller Zeiten entgegen zu nehmen.



Welche Dispositionen der Sportchef im Auge hat, ist derzeit nicht bekannt. Er bekennt sich nachwievor zu seinem Coaching-staff, wie er dies die ganze Saison getan hat. Doch es muss Benoît Laporte und Rolf Schrepfer sehr, sehr, sehr schnell gelingen, das Steuer herum zu reissen. Sonst kann sie auch der loyalste Sportchef nicht mehr im Amt halten.



Festzuhalten gilt, dass sich Jörg Rebers Dispositionen bisher alle als richtig erwiesen. Alle, bis auf eine. Nach dem Aufstieg im letzten Frühjahr verweigerte er Aufstiegs-Coach Bengt-Ake Gustafsson die Vertragsverlängerung und engagierte statt dessen Benoît Laporte. Eine Disposition, die sich bisher (noch?) nicht als richtig erwiesen hat.



Die Frage ist deshalb, ob Jörg Rebers Ansprache gestern Abend in der Kabine zu Ambri erst ein Wetterleuchten, oder bereits ein richtig heftiges Gewitter war.