Offener Brief an die Curler von Langnau

Blog • • von Bruno

 

Wir gaben euch, was ihr wolltet! Bitte verzichtet per sofort auf euer Baurecht!

 

Liebe CurlerSEPARATOR

 

 

Es ist gut, dass ihr nicht den Weg der Huttwiler geht, welche von ihrer Sprintbahn auf dem Dornacker nur die ersten 97 Meter sanierten, und den Rest im alten Zustand beliessen. Als Sahnehäubchen schoben die «Blumenstadter» zwischen dem sanierten und dem belassenen Abschnitt einen Betonstreifen ein. Nicht ganz so lächerlich, aber trotzdem fragwürdig wäre gewesen, wenn Langnau an der Oberstrasse eine Curlinghalle für teure Millionen gebaut hätte, und es in Kauf genommen hätte, dass die Anlage nicht den internationalen Normen entspricht. Weil wir Langnauer uns nicht derart lächerlich machen wollen wie die Huttwiler, sind wir euch Curlern für den Entscheid pro Zollbrück sogar dankbar.

 

Leider – und das wissen wir alle – ist euer Entscheid, das späte Projekt in Zollbrück zu bevorzugen, mit Risiken verbunden. In Zollbrück könnte es Einsprachen geben. Oder gegen den zu erwartenden, zustimmenden Entscheid des GGR von Langnau, euren Verzicht auf das Baurecht mit 1,5 Millionen abzugelten, könnte trotz der damit verbundenen Einsparungen von 1,4 Mio. das Referendum ergriffen werden. Das Schlimmste aber wäre wohl, wenn der positive Volksentscheid vom 10. Juli 2011 wegen eurer Kehrtwende auf juristischem Weg in Frage gestellt würde. Ich verstehe nicht, weshalb ihr mit eurer Kehrtwende die Sanierung der Ilfishalle gefährdet. Denn ein derartiges Hin und Her war nie Bestandteil des Deals. Bei genauer Betrachtung ist euer Verhalten nicht fair! Denn der Stimmbürger der Gemeinde Langnau, der das Sanierungsprojekt Ilfishalle, gepaart mit dem Bau der neuen Curlinghalle und eines Schwingkellers an der Oberstrasse mit überwältigenden 76 Prozent Zustimmung gutgeheissen hat, ist mehrheitlich in Sachen Curling nicht kompetent. Mit andern Worten: Wir alle waren auf eure Kompetenz angewiesen, und ihr, liebe Curler, habt mitgeholfen, das – wie wir nun wissen - fragwürdige Projekt an der Oberstrasse voran zu treiben und durch die Instanzen zu boxen.

 

Zur Erinnerung: Der «Fanclub SCL Tigers» hat sich massiv dafür eingesetzt, dass das Projekt als Ganzes bewilligt wird. Trotz grossen finanziellen Einbussen haben wir unser Vereinsmagazin FANTIGER mit zwei Monaten Verspätung im Juni 2011 herausgebracht. Wir nahmen es in Kauf, dass sich im Sommer kaum jemand für Eishockey interessiert. Dafür war der Zeitpunkt optimal, um Werbung für einen positiven Ausgang der bevorstehenden Abstimmung zu machen. Erinnert euch doch bitte auch an die Plakataktion, welche der Fanclub gestaltete und finanzierte, oder an die Flyer-Aktion und den Anlass am Viehmarktplatz, beides organisiert durch die Fanszene. All dies im Wissen, dass ohne Verzicht der Curler auf das grundbuchamtlich verbriefte Baurecht die Ilfishalle nicht saniert werden kann, und deshalb den «Chempeschiebern» ihre Wunschvariante zur Verfügung gestellt werden muss. Nach der Abstimmung ging der Kampf weiter. Befürchtet wurden Einsprachen gegen das Projekt an der Oberstrasse. SCL Tigers Präsident und Ilfishallen-Investor Peter Jakob stellte die erste Grossdemo in Langnau in Aussicht, sofern Einsprachen an der Oberstrasse den Baubeginn bei der Ilfishalle verzögern würden. Der Kampf wurde auch hier gewonnen, wobei «gewinnen» das falsche Wort ist. Diejenigen, die Bedenken hatten, und von denen Einsprachen befürchtet wurden, stellten das Allgemeinwohl über ihre eigenen Bedürfnisse. Ich rechne ihnen dies hoch an und bedanke mich herzlich dafür.

 

Liebe Curler, die Curlinghalle an der Oberstrasse ist bewilligt und kann gebaut werden. Damit ist die Bedingung erfüllt, die für euren Verzicht auf das Baurecht nötig war. «Unser» Teil des Deals ist erfüllt! Es ist höchste Zeit, dass ihr euren Teil erfüllt! Dass das Projekt an der Oberstrasse nicht optimal ist, kann weder der Bevölkerung, noch den SCL Tigers, noch deren Fans angelastet werden, sondern liegt voll und ganz in der Verantwortung von euch Curlern und euren Vereins-Oberen. Ihr hättet wissen müssen, dass die geplante Halle nicht den Normen entspricht. Ihr hättet frühzeitig Gegensteuer geben müssen, wenn ihr dies gewollt hättet.

 

Dass ihr nun – wohl gerade noch rechtzeitig - auf einen andern Zug aufspringen wollt, ist verständlich und – wie eingangs erwähnt – sogar lobenswert. Aber nach dieser Vorgeschichte liegt das Risiko hierfür bei euch. Es kann und darf nicht sein, dass dieses Risiko diejenigen tragen müssen, die euch gefolgt sind und die euch geholfen haben, euer ursprüngliches Projekt durch zu boxen. Also bitte: Seid Emmentaler und tragt Verantwortung, wo ihr diese zu tragen habt!

 

Ihr seid deshalb aufgefordert, per sofort auf euer Baurecht zu verzichten. Euer Präsident Toni Bichsel vermutet auf Anfrage nur ein minimales Risiko, dass das Projekt in Zollbrück scheitert: «Natürlich weiss man nie was passiert, aber ich rechne aus folgenden Gründen nicht mit einem Referendum: 1.) Die Gemeinde Langnau macht Einsparungen in der Grössenordnung von 1,4 Mio. 2.) Die Gemeindebürger von Langnau haben in Ihrer Volksabstimmung den Rechtsanspruch des CCL auf Realersatz für den Verzicht des Baurechts, bzw. Ablösung des Stockwerkeigentums mit überwältigendem Mehr anerkannt. 3.) Wir sind im Emmental! Ich vertraue darauf, dass sich Bürger von Langnau an den Grundsatz von Treu und Glauben halten.» Dazu gilt es Folgendes zu bemerken: Treu und Glauben sind im Emmental ein hohes Gut. Die Bürger der Gemeinde Langnau haben in Treu und Glauben ein Projekt gutgeheissen, das ihr Curler so gewollt habt. Sowohl Langnau wie auch Zollbrück liegen im Emmental, und der Curling Club Langnau ist ein Emmentaler Verein. Treu und Glauben sind nicht nur für die Bevölkerung von Langnau, sondern auch für die Mitglieder des CCL ein hohes Gut. Toni Bichsel bekräftigt zudem: «Für den CC Langnau war und ist klar, dass er die Sanierung des Stadions nicht gefährden will.»

 

Fazit: Wenn wir die Worte von Toni Bichsel, dem Präsidenten des CCL, ernst nehmen (und wir alle wollen seine Worte ernst nehmen), dann ergibt sich daraus nur eine logische Konsequenz: - Der sofortige Verzicht der Curler auf ihr Baurecht. Sofort heisst, in den nächsten drei Tagen (und nicht erst Ende Januar)!

 

Ich danke euch im Voraus dafür.

 

Freundliche Grüsse

 

Bruno Wüthrich