Retten die SCL Tigers Arnos Job?

Peinliche Niederlage der SCL Tigers gegen den HCD

Die SCL Tigers fanden die richtige Einstellung zum Spiel und Gegner für einmal nicht und bezogen gegen den bisher inferioren HC Davos eine peinliche Heimniederlage.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Er war der glückliche Held dieser Partie. Der bisher viel gescholtene HCD-Hüter Anders Lindbäck zog einen excellenten Tag ein und hatte zudem das nötige Glück. Bild: Bruno Wüthrich.

 

Spengler Cup - Eishockey zeichnet sich dadurch aus, dass an diesem Turnier, bei dem es eigentlich nur um die goldene Ananas geht, ein von taktischen Fesseln befreites Eishockey durch potentiell starke Teams zelebriert wird. Weil es um nicht viel geht, und das Turnier vor allem spass bereiten und Unterhaltung bieten soll, treten die Mannschaften ohne grösseren Druck an und zeigen dem begeisterten Publikum Sahne-Eishockey.

Wohl noch unter dem Eindruck des formidablen 7:0 - Auswärtssieges in Davos vom 29. September und im Wissen um die inferiore Leistung des HCD im Spiel vom Tag zuvor gegen den EV Zug fanden die SCL Tigers heute die richtige Einstellung zu diesem Gegner zu keinem Zeitpunkt. Vielmehr versuchten sie im ersten Drittel Spengler Cup - Eishockey zu zelebrieren, das zwar mit technischen Raffinessen gewürzt durchaus Spektakel bot, aber letztendlich brotlos bleib.Was jedoch viel schlimmer war, dass die Langnauer ihre sonst so vorbildliche defensive Disziplin fast vollständig vermissen liessen. Sie erlaubten sich viele Gegner. In der 5. Minute bot sich dem Langnauer Publikum in der ausverkauften Ilfishalle ein ungewohntes Bild. Dass ein Gegner im Slot so frei zum Schuss kommen kann, wie Luca Hischier, ist wahrlich in dieser Saison selten. Von Inti Pestoni von hinter dem Tor angespielt, hatte Hischier keine Mühe, Damiano Ciaccio zu bezwingen.

FANTIGER hatte noch davor gewarnt, dass der HC Davos ein gefährlicher Gegner sein würde. Es wäre durchaus möglich gewesen, dass auch diesmal wieder ein deutlicher Sieg der Emmentaler zustande hätte kommen können. Aber dafür wäre eine konzentrierte Leistung und der Führungstreffer nötig gewesen. Einmal in Rückstand, läuft die Davoser Mannschaft Gefahr, auseinander zu brechen. Doch nachwievor ist beim HCD viel Potential vorhanden, auf jeden Fall genügend, um - wenn es einmal läuft, - jeden Gegner schlagen zu können. Auch wenn die Bündner, wie dies heute der Fall war, lediglich mit zwei Ausländern antreten mussten. Meistens ist es schwieriger, gegen einen personell reduzierten Gegner antreten zu müssen als gegen eine Mannschaft in Vollbestand. Erstens ist ein solcher Gegner unberechenbarer, und zudem stehen diejenigen, die dann spielen, umso enger zusammen und geben noch etwas mehr als 100 Prozent. Und wenn eine Mannschaft, wie heute die SCL Tigers, selbst beste Tormöglichkeiten fahrlässig vergibt, und zudem hinten patzt, wird eben selbst der HCD zum unüberwindbaren Hindernis.

In der ersten Pause dürfte Coach Heinz Ehlers deutliche Worte gefunden haben. Die Langnauer kamen deshalb vorerst disziplinierter aus der Kabine und leisteten sich weniger Fehler. Trotzdem ging in der 29. Minute Marc Wieser an der entfernten Torecke vergessen. Entlang der Torlinie und durch den Torraum von Tino Kessler angespielt, hatte Wieser keine Mühe, den Treffer zu erzielen. Hühnerhaufen-Hockey dann zwei Minuten später auf Seiten der Langnauer. Dies ermöglichte es Inti Pestoni, gleich nachzudoppeln. Bereits zu diesem Zeitpunkt (31. Minute) war klar, dass die Tiger heute keinen Blumentopf gewinnen würden. Pech hatten Chris DiDomenico in der 35. Minute, als er nach einem schnell vorgetragenen Angriff nur den Pfosten traf. Man kann nie wissen, was ein Treffer zu diesem Zeitpunkt noch hätte bewirken können.

Doch selbst in Überzahl fanden die Langnauer kaum ein Mittel, die Davoser Defensive zu knacken. Höhepunkt der Demütigungwar dann der Shorthander durch Anton Rödin in der 54. Minute. Davyd Barandun sass gerade eine Strafe ab. Immerhin gelang den Langnauern beim gleiche n Ausschluss lediglich 25. Sekunden später der Eherntreffer. Trotzdem: Die Partie war natürlich gelaufen.

Wer den SC Langnau und die SCL Tigers kennt, ist ab dieser Niederlage keinesfalls überrascht. Denn je klarer die Favoritenrolle bei den Langnauern liegt, desto grösser ist die Gefahr der Niederlage. Doch auch heute war nicht alles schlecht. Die Tiger erspielten sich eine Unzahl bester Tormöglichkeiten. Doch sie gingen einerseits fahrlässig damit um, oder sie scheiterten an HCD-Hüter Anders Lindbäck, der für einmal einen formidablen Tag einzog und die Emmentaler fast zur Verzweiflung trieb. Dass die Mannschaft von Heinz Ehlers heute die richtige Einstellung vermissen liess, erkannte man an der defensiven Leistung der Mannschaft. Diese war über das ganze Spiel gesehen meistens fahrig und viel zu fehlerhaft. Einmal mehr bewahrheitete sich, dass ein Team, das mit der falschen Einstellung in ein spiel geht, diese in diesem Spiel nicht mehr ändern kann.

Aus Sicht des HCD stellt sich die Frage, was bei einer weiteren Niederlage mit Davos-Coach Arno Del Curto geschehen wäre. Es folgt die Natipause. Eine ideale Gelegenheit, den Trainer zu wechseln. Dies wird nun wohl nicht geschehen. Weshalb denn auch, nach einem Sieg? Doch wenn die Bündner weiterhin nur gelegentlich ein spiel gewinnen, wird durch diesen Sieg möglicherweise eine Gelegenheit verpasst. Findet die Mannschaft aus der Krise, ist aus in Davos die Welt in Ordnung, der Kult-Status von Del Curto ein weiteres Mal zementiert. Doch wenn leistungsmässig weiter geht wie bisher, könnte sich dieser Sieg möglicherweise im Nachhinein negativ auswirken. Denn wann wäre ein wechsel besser vorzunehmen, als in einer Natipause?

 

SCL Tigers - HC Davos 1:4 (0:1, 0:2, 1:1)

Ilfishalle, 6'000 Zuschauer (ausverkauft). SR: Eichmann/Wiegand, Duarte/Schlegel. Tore: 5. Hischier (Pestoni, Baumgartner, Strafe angezeigt) 0:1. 29. M. Wieser (Kessler, Ausschluss Johansson) 0:2. 31. Pestoni (Ausschlüsse Johansson, Jung) 0:3. 54. (53.26) Rödin (Ausschluss Barandun!) 0:4. 54. (53.51) Gustafsson (Erni) 1:4. Strafen: 1-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers, 3-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Davyd Barandun, Bandencheck) gegen den HC Davos.

SCL Tigers: Ciaccio; Blaser, Glauser; Lardi, Erni; Huguenin, Cadonau; Leeger; Neukom, Diem, Elo; Pesonen, Johansson, Kuonen; P. Berger, Gustafsson, DiDomenico; Randegger, Rüegsegger.

HC Davos: Lindbäck; Jung, Du Bois; Paschoud, Ambühl; Barandun, Heldner; Kessler, Payr; Egli, Corvi, Rödin; Hischier, Baumgartner, Pestoni; D. Wieser, Bader, M. Wieser; Meyer, Aeschlimann, Frehner.

Bemerkungen: SCL Tigers ohne Dostoinov, N. Berger, Nüssli, Peter (alle verletzt), Gagnon, Melnalksnis, Weibel (alle überzählig), Gerber (Olten), Kindschi (Kloten). Davos ohne Prince, Nygren, Stoop, Lindgren (alle verletzt). 35. Pfostenschuss DiDomenico.