Peter Jakob: «Die Chance, dass wir bauen, liegt bei weit über 90 Prozent»

Gegen die Curlinganlage und den Schwingkeller im alten Coop ist keine Einsprache eingegangen. Deshalb geht Tigers-Präsident Peter Jakob davon aus, dass der Stadionumbau im März beginnt – auch wenn bei den Curlern noch Unklarheit herrscht.

Presse • • von Berner Zeitung

 

Herr Jakob, eine private Gruppe hat ausserhalb von Langnau einen Alternativstandort für die neue Curlinghalle im Auge. Seit wann wissen Sie von diesen Plänen?


Peter Jakob: Der Initiant hat mich vor gut einer Woche telefonisch informiert. Ich werde mich dort aber nicht einmischen. Für mich ist einfach wichtig, dass sich eine gute Lösung für den Curling Club findet, da seine heutige Anlage ja dem neuen Stadionanbau Platz machen soll. Was eine «gute Lösung» ist, müssen Curler und Behörden entscheiden.



Ändert diese Entwicklung etwas an den Stadionplänen?
Eigentlich nicht. Es stellt sich höchstens die politische Frage, ob Langnau einen Gemeindebeitrag für ein Projekt sprechen will, das nicht auf ihrem Gebiet steht. Andererseits wäre es theoretisch auch möglich, dass das Curling-Alternativprojekt günstiger wäre als der Einbau im alten Coop – dann müsste auch die Gemeinde weniger zahlen. Eine Alternative in der Hinterhand zu haben, ist so gesehen nicht nur negativ.



Aber liesse sich dieses alternative Curlingprojekt innert so kurzer Zeit realisieren?
Das ist tatsächlich die grosse Frage. Eine Verzögerung wäre fatal: Die Tigers brauchen die Stadionsanierung, um mehr Geld generieren zu können. Würden wir es nicht schaffen, dieses Projekt zu realisieren, wäre ich der falsche Mann an der Spitze des Klubs. Dann sähe ich keine Zukunftsperspektive mehr.



Im Moment sieht es ja gut aus. Gegen den Stadionumbau ist keine Einsprache eingegangen, gegen das Baugesuch der Curler und Schwinger ebenfalls nicht.
Ja, das freut mich sehr. Sie müssen sich einmal vorstellen: Im Januar 2010 fand die erste Bausitzung zur Stadionsanierung statt. Seither wurde ein fertiges Projekt ausgearbeitet, eine Volksabstimmung gewonnen, mit der Detailplanung begonnen, und die Einsprachefristen haben wir nun ebenfalls überstanden. Für schweizerische Verhältnisse und für ein derart komplexes Projekt ist das rekordverdächtig schnell. Hätte mir im Januar 2010 jemand gesagt, dass die Tigers Mitte Oktober 2012 in einem sanierten Stadion spielen: Ich hätte ihn für verrückt erklärt.



Dann steht der Stadionsanierung nun also definitiv nichts mehr im Weg?
Nach menschlichem Ermessen sollte aus bewilligungs- und behördentechnischer Sicht alles klappen. Was jetzt noch schiefgehen könnte, ist die Finanzierung. Die Jakob AG kann den neuen Stadionanbau nicht vollständig aus eigenen Mitteln bezahlen. Wir brauchen also Fremdkapital – und das in einer Zeit, in der die Banken mit Krediten zurückhaltend geworden sind. Ich hoffe jedoch, dass sie die Wichtigkeit dieses Projekts erkennen und uns unterstützen.



Wie steht es denn um die Finanzen der Firma Jakob?
Wegen des starken Frankens haben wir zwar schon bessere Jahre erlebt. Und natürlich wissen auch wir nicht, wie sich die Weltwirtschaft in nächster Zeit entwickelt. Aber zum Glück sind wir weltweit vernetzt, haben eine breite Produktpalette und einige interessante Projekte. Und: Unsere Firma hat seit Jahren keinen Franken Schulden. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir die Finanzierung für das Stadionprojekt sichern können. Ich würde sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bauarbeiten Ende März beginnen, liegt deutlich über 90 Prozent.



Was passiert, wenn die Tigers Ende März 2012 – sei es in den Playoffs oder Playouts – immer noch am Spielen sind?


Dafür würde sich schon eine Lösung finden. Dann müssten wir die letzten zwei, drei Spiele der Saison in einem anderen Stadion austragen. Der Zeitplan ist extrem ehrgeizig: Wenn die Bauarbeiten Ende März nicht beginnen können, ist die Ilfishalle Mitte Oktober 2012 auch nicht spielbereit – und das wäre für die SCL Tigers fatal. Dann wäre sogar ihr Überleben infrage gestellt.



Warum?


Die Nationalliga ist einverstanden, dass wir nächste Saison bis Mitte Oktober auswärts spielen und die Heimspiele danach nachholen. Wäre das Stadion erst Ende November bereit, müssten wir x Spiele an einem anderen Ort austragen. Die Ticket-, Werbe- und Cateringeinnahmen, die uns dadurch verloren gingen, könnten wir kaum verkraften.



Die Tigers sind in einer Übergangssaison, müssen eine gute wirtschaftliche Basis schaffen. Der sportliche Erfolg ist momentan eher zweitrangig, oder?


Das sehe ich anders. In einem Eishockeyunternehmen hängt der wirtschaftliche Erfolg stark vom sportlichen ab. Die Leute sollen die Freude an den Tigers behalten, damit sie später auch ins sanierte Stadion kommen. Es ist wichtig, dass wir diese Saison möglichst lange um die Playoffs kämpfen können. Wenn es am Schluss reicht: Umso besser.



Wie sind Sie mit der bisherigen Saison zufrieden?


Abgesehen von der Niederlagenserie bin ich zufrieden. Aber noch mehr als die 28 gewonnenen Punkte freut mich, dass die SCL Tigers wieder zu einer guten Adresse geworden sind, zu einem Klub mit Zukunft. Die Spieler glauben wieder an uns, das beweisen die Vertragsverlängerungen von Simon Moser, Lukas Haas sowie unserem Trainerduo John Fust/Alex Reinhard. Und von auswärts kommen begehrte Spieler wie Etienne Froidevaux nach Langnau, weil sie wissen, was sie hier haben. Das stimmt mich sehr hoffnungsvoll. (Berner Zeitung)



Erstellt: 23.11.2011, 10:26 Uhr