Berner Zeitung

Popovics wochenlange Achterbahnfahrt endet

In dieser Saison hat Mark Popovic mehr mit seinem Brummschädel als mit Gegenspielern zu kämpfen gehabt. Nun will er den Tigers mithelfen, die Playout-Serie gegen Rapperswil zu wenden.

Presse • • von Philipp Rindlisbacher

Wochenlang hatte Mark Popovic die Langnauer Spiele auf der Tribüne oder vor dem Fernseher verfolgt. Gross war daher seine Erleichterung darüber, dass er am vergangenen Samstag in Rapperswil wieder einmal einlaufen konnte. Freilich begrüssten auch die Teamkollegen und Coach Alex Reinhard die Rückkehr, nur einer fands nicht lustig: Popovics bald anderthalbjähriger Sohn. «Ab sofort steht er wieder weniger im Mittelpunkt», sagt der Kanadier schmunzelnd.

Rückblende: Mitte November gastierten die SCL Tigers in Kloten, sie verloren das Spiel 0:8 – und Mark Popovic. Von Simon Bodenmann war der Verteidiger wuchtig ins Plexiglas gecheckt worden, er blieb benommen liegen, blutete stark. Diagnostiziert wurde eine Hirnerschütterung, die sich als gravierend erweisen sollte. Nach dem Unfall war der Profi eine Zeit lang lichtempfindlich, in gut besuchten und lärmigen Einkaufszentren fühlte er sich unwohl.

 

Diverse Rückschläge

Mitte Januar kehrte Popovic gegen Lugano in die Aufstellung zurück, die Partie gegen seine früheren Teamkollegen hätte er jedoch besser sausen lassen. Der 30-Jährige stand neben den Schuhen und verletzte sich abermals am Kopf. «Es war die falsche Entscheidung», sagt Popovic, «daraus habe ich gelernt.» Woche für Woche weilte er zuletzt beim Arzt; nicht alle rechneten damit, dass in dieser Saison noch Einsätze möglich sein würden. Der Spieler selbst blieb optimistisch, wenngleich er viele Rückschläge einstecken musste. «Es war ein ständiges Auf und Ab. Manchmal fühlte ich mich gut, manchmal schlecht. Ich befand mich auf einer Achterbahn.» Zwischenzeitlich habe er etwas die Geduld verloren. «Bei einem Bruch ergibt sich von selbst, wie lange man zuschauen muss. Bei Hirnerschütterungen hat man keine Ahnung – das ist frustrierend und mental belastend.»

 

Tabuthema Lausanne

Popovic, der die SCL Tigers wohl verlassen wird, hat die schlimmste Verletzung seiner Karriere hinter sich; während der Pause habe er bemerkt, wie sehr er das Eishockey liebe, erzählt der 81-fache NHL-Spieler. Angst vor einem Rückfall verspürt er keine mehr, «gegen Rapperswil teilte ich früh den ersten Check aus; danach fiel es mir leichter, einzustecken». Auf die Frage, ob sich Kloten-Stürmer Bodenmann einst bei ihm entschuldigt habe, meint Popovic: «Nein, aber das musste er auch nicht. Ich habe selbst schon Spieler verletzt, so ist Eishockey, damit muss man umgehen können.»

 

Mark Popovic ist ein freundlicher und eloquenter Zeitgenosse, beim Thema Ligaqualifikation wirkt er jedoch kurz angebunden. Fragen zum HC Lausanne etwa mag er keine beantworten. «Wir spielen gegen Rapperswil. Es steht erst 1:2, verloren ist noch gar nichts.» Ob er heute (19.45 Uhr) in der Ilfishalle erneut Angreifer Mark Bomersback vorgezogen wird, liess sich in der gestrigen Einheit nicht eruieren. Der Rückkehrer hofft auf ein rasches Saisonende, woran sein Filius Freude haben dürfte. Dieser wird die väterliche Aufmerksamkeit indes bald teilen müssen – erwartet Popovics Frau im Juni doch ihr zweites Baby.