Frage vor dem Spiel gegen die Kloten Flyers

Richtig oder falsch: Martin Gerbers «retired Number 26»?

Im Spiel von morgen Abend in der Ilfishalle zwischen den SCL Tigers und den Kloten Flyers kommt es zu einem wohl weltweiten Novum. Torhüter Martin Gerber tritt in der Ilfishalle, wo seine Nummer unter dem Hallendach hängt und nicht mehr vergeben wird, gegen seinen seinen Stammverein an.

Blog • • von Bruno Wüthrich

 

28_gerber

Martin Gerber im für uns ungewohnten Dress der Kloten Flyers. In Langnau trug er die Nr. 26, für Kloten spielt er mit er 28. Bild: Homepage Kloten Flyers

 

Ohne ihn wären die SCL Tigers 1998 nicht in die NLA aufgestiegen. Mit seinen Leistungen war er in den beiden darauf folgenden Saisons massgeblich daran beteiligt, dass die Tiger nicht gleich wieder abstiegen. Danach war er in Schweden und in der NHL unter Vertrag, wo er für die Anaheim Mighty Ducks, die Carolina Hurricanes, die Ottawa Senators, die Toronto Maple Leafs und die Edmonton Oilers insgesamt 229 Spiele in der wichtigsten Liga der Welt bestritt und mit den Hurricanes 2006 den Stanley Cup gewann. Er war der Held beim 2:0 – Sieg der Schweizer Nationalmannschaft über Kanada an den Olympischen Spielen 2006 und gehörte zu unseren «Silberhelden» 2013. Seine Nummer 26 wird in Langnau nicht mehr vergeben und hängt unter dem Dach der Ilfishalle. Doch morgen Freitag Abend tritt Martin Gerber mit den Kloten Flyers erstmals in eben dieser Halle gegen die SCL Tigers an.

 

Üblicherweise werden Nummern verdienstvoller Spieler erst nach deren Karrierenende unter das Hallendach gezogen. In Langnau machte man in der Saison 2004/05, als Gerber während des NHL-Lockouts nochmals ein paar Spiele für die SCL Tigers absolvierte, bevor er nach Schweden wechselte, eine Ausnahme. Man ging davon aus, dass «Tinu» in der Schweiz nie für einen andern Klub als die SCL Tigers, und vor allem nie gegen diese spielen würde. Doch Gerber kam am 18. September dieses Jahres gegen die Tiger bereits einmal zum Einsatz, und hexte die Kloten Flyers zum 3:2 - Sieg. Doch das war in Kloten. Trotzdem eigentlich schon schlimm genug. Aber eben: Morgen, sofern er eingesetzt wird, ist Premiere in der Ilfishalle.

 

Haben die damaligen Verantwortlichen der SCL Tigers einen Fehler gemacht, als sie die Nummer von Martin Gerber lange vor dessen Karrierenende unter das Hallendach zogen? Dafür spricht, dass er mit seinen Leistungen bei den Kloten Flyers dazu beitragen könnte, die Tiger nach deren erneutem Aufstieg im Frühjahr 2015 gleich wieder in der NLB zu versenken. Selbst ein Playout-Final zwischen den SCL Tigers und den Kloten Flyers ist, wenn auch sehr unwahrscheinlich, nicht völlig auszuschliessen.

 

Andererseits hat Tinu in Langnau Grosses geleistet, und uns danach sowohl als Nationaltorhüter als auch als NHL-Hüter und Stanley-Cup – Sieger stolz gemacht. Er hat Langnau in die Welt hinaus getragen. Er ist einer von uns! Aber eben: Morgen Freitag spielt er gegen uns.

 

Martin Gerber ist der einzige aus dem Haus des SC Langnau und der SCL Tigers, der eine derart grosse internationale Karriere hingelegt hat. Wie gut er ist zeigt auch der Umstand, dass er auch heute, mit 41 Jahren, noch Stammtorhüter in der NLA ist. Doch für die SCL Tigers, oder noch viel mehr den SC Langnau, haben auch andere Grosses geleistet. Noch heute ist kein einziger der Langnauer Meistermannschaft von 1976 für seine Leistungen mit dem Hochziehen seiner Nummer geehrt worden. Es hängt noch nicht einmal eine Flagge, die auf diesen Meistertitel und die Meistermannschaft hinweist. Dabei ist das Grösste, was ein Klub erreichen kann, immer noch die Meisterschaft. Dass Langnau diesen Titel hat, unterscheidet es von Genf, Ambri, Fribourg und Lausanne, die alle noch keinen Titel haben.