HC Davos - SCL Tigers 4:5 (1:2, 3:1, 0:2)

Schier unmöglich zu gewinnen - trotzdem gewonnen

Die SCL hatten in Davos sehr viel Glück. Doch sie nutzten es zum Sieg. Sie «stahlen» dem spielerisch zweitweise hoch überlegenen HCD buchstäblich auch dank hervorragender Taktik den Sieg.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Die SCL Tigers konnten sich über Arbeit vor dem eigenen Tor wahrlich nicht beklagen. Obwohl auf dem Bild nur Langnauer zu sehen sind (Sven Lindemann, Lukas Haas, Miro Zryd, Ivars Punnenovs und Massimo Ronchetti, v.l.n.r.) waren die Davoser ständig präsent und gaben ab dem Mitteldrittel ricchtig Gas. Bild: Susanne Bärtschi (Archiv). 

 

Dass die SCL Tigers dieses eigentlich unmöglich zu gewinnende Spiel gewinnen konnten, hat verschiedene Gründe. Kurz zusammen gefasst: 1.) Die beiden Torhüter, 2.) die unglaublich schlechte Verwertung der Torchancen auf Seiten des HC Davos, 3.) die taktische Geschlossenheit Langnaus, 4.) die Effizienz der Tiger bei der Verwertung ihrer eigenen Torchancen.

 

Punnenovs sackstark!

Die SCL Tigers können definitv auf zwei starke Torhüter zählen. War es im Spiel gegen den EVZ Damiano Ciaccio, der die Langnauer mit starken Paraden im Spiel hielt, war es in Davos Ivars Punnenovs. Unglaublich, was der Lette mit Schweizer Lizenz alles hielt. Trotz vier Gegentoren war das eine sensationelle Leistung. Punnenovs hat massgeblichen Anteil am Sieg seiner Mannschaft. Demgegenüber vertraute HCD-Coach Arno Del Curto für einmal seiner Nr. 2. Der erst zum dritten Mal in dieser Saison von Beginn weg spielende Gilles Senn erwies sich nicht als der gewünschte Rückhalt. Senn ist derzeit noch weit weg von dem Leistungsniveau, das nächste Saison nötig sein wird, um den zum SCB ziehenden Leonardo Genoni ersetzen zu können. Senn war an mindestens drei Gegentoren nicht unschuldig. Den Ausgleich zum 4:4 verschuldete er gleich selbst. Er liess sich hinter dem eigenen Tor den Puck abluchsen. Daniel Albrecht verwertete das Zuspiel von Tobias Bucher ohne jede Mühe (54.).

 

Die Verwertung der Torchancen

Mehr als 70 Schüsse aufs Tor von Ivars Punnenovs wollen die Statistiker des HC Davos gezählt haben. Unzählige erstklassige Chancen konnten sie zudem nicht verwerten. Gemessen am Aufwand, den die Davoser vor allem im Mitteldrittel und in der ersten Hälfte des Schlussdrittels betrieben, sind die vier Tore (wovon eines bereits nach 43 Sekunden) eine total mangelhafte Ausbeute. Doch wenn bei Langnau einer wie Punnenovs im Tor steht... - Dem gegenüber erfreuten sich die Langnauer einer eindrücklichen Effizienz. Zwar liess der HC Davos im Startdrittel, das die Langnauer durch Tore von Kyle Wilson in Überzahl (3.) und Kevin Clark, der ein Zuspiel von Anton Gustafsson am Torpfosten einschieben konnte, 2:1 gewannen, und in der zweiten Hälfte des Schlussdrittels ebenfalls mehrere gute Tigers-Chancen zu. Doch während die Emmentaler aus zehn guten Möglichkeiten fünf Tore erzielten, gelang dem HC Davos aus gefühlten 25 besten Torchancen lediglich vier Treffer.

 

Die taktische Geschlossenheit Langnaus

Bei derart vielen Torchancen des Gegners und bei dieser Anzahl von Schüssen von taktischer Geschlossenheit zu sprechen, mag etwas gewagt klingen. Doch es stimmt trotzdem. Die ganze Mannschaft musste sich während eines Grossteils des Spiels ausschliesslich mit defensiven Aufgaben beschäftigen. Im Mitteldrittel kam die Mannschaft kaum je aus dem eigenen Drittel heraus. Die mangelhafte Chancenauswertung der Davoser hatte auch mit dem aufsässigen Spiel der Besucher zu tun, die es verstanden, die Räume eng zu machen, und die Davoser zun überhasteten Abschlüssen zwangen. Viel Zeit zur Verwertung ihrer Möglichkeiten hatten die Gastgeber nie, und die Unzufriedenheit, die schliesslich beinahe zur Verzweiflung fühlte, hatte ebenfalls ihren Einfluss. Besser machten es im Mitteldrittel die Langnauer. Ihre einzige Torchance verwertete in der 38. Minute der zweifache Torschütze Yannick-Lennart Albrecht zum 3:3 Ausgleich.

 

«Wir glaubten immer an den Sieg. Natürlich brauchten wir dazu sehr viel Glück und vor allem einen sackstarken Torhüter. Aber wir sind nicht nach Davos gekommen, um schön oder gut zu spielen, sondern um zu gewinnen», sagte der überglückliche Schütze des siegbringenden Tores zum 5:4, Yves Müller. «Wir wollen bis zum Ende der Qualifikation noch möglichst viele Punkte erkämpfen, um mit guten Chancen auf den 10. Rang in die Klassierungsrunde zu steigen.» Dieser 10. Rang würde die vorzeitige Sicherung des Ligaerhaltes für die SCL Tigers bedeuten.

 

 

HC Davos - SCL Tigers 4:5 (1:2, 3:1, 0:2)

 

Vaillant Arena Davos, 5'245 Zuschauer. SR : Kurmann/Wehrli, Espinoza/Kaderli. Tore: 1. (0.43) Paulsson (Lindgren, M. Wieser) 1:0. 3. Wilson (Haas) 1:1. 6. Clark (Gustafsson) 1:2. 23. Picard (Setoguchi, Jörg, Ausschluss Gustafsson) 2:2.35. Aeschlimann (Setoguchi) 3:2. 38. Albrecht (Weisskopf, Bucher) 3:3. 40. (39.27) Picard (Du Bois) 4:3. 54. Albrecht (Bucher, DiDomenico) 4:4. 59. Müller (Haas) 4:5. Strafen: 3-mal zwei Minuten gegen Davos, 5-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

 

HC Davos: Senn; Heldner, Forster; Kindschi, Du Bois; Paschoud, Schneeberger; Rampazzo, Guerra; Picard, Egli, Ambühl; Paulsson, Lindgren, M. Wieser; D. Wieser, Walser, Setoguchi; Jörg, Aeschlimann, Simion.

 

SCL Tigers: Punnenovs; Stettler, Koistinen; Zryd, A. Gerber; Ronchetti, Weisskopf; Müller; Berger, Wilson, C. Moggi; Nüssli, Gustafsson, Clark; DiDomenico, Albrecht, Bucher; Haas, Chiriaev, S. Lindemann.

 

Bemerkungen: Davos ohne Corvi, Sciaroni, Forrer (alle verletzt), Axelsson, Jung (beide überzählig). SCL Tigers ohne Bärtschi, Murray, T. Gerber (alle verletzt), Hecquefeuille (krank), Gossweiler, K. Lindemann, S. Moggi (alle überzählig). 59.47 Timeout Davos.