Wochen-Zeitung, Werner Haller

Schluss mit der Schönspielerei

Den schwedischen Trainern Bengt-Ake Gustafsson und Peter Andersson bleibt bis zum Playoff nicht mehr viel Zeit, um dem Grossteil des Teams die Schönspielerei auszutreiben.

Presse •


Nur noch fünf Qualifikationsspiele und drei Wochen, dann beginnt in der NLB das Playoff. Für die Endrunde der besten acht Mannschaften haben sich die SCL Tigers definitiv qualifiziert, am letzten Samstag mit einem bemerkenswerten 4:3-Sieg beim heimstarken Martigny. Vor und nach dem Dreipunkteerfolg im Wallis waren die Emmentaler in ihren beiden letzten Heimspielen gegen Ajoie (0:2) und Visp (2:4) allerdings meilenweit von einer playofftauglichen Leistung entfernt und wurden von den jeweils über 4700 Zuschauern am Schluss der schwer enttäuschenden Spiele ausgepfiffen.



Berechtigte Zweifel am Heimvorteil
Fünf Runden vor Schluss der Qualifikation haben die Langnauer eine Reserve von nur fünf Punkten auf das drittklassierte Langenthal. Headcoach Bengt-Ake Gustafsson spricht von einem nach wie vor offenen Kampf um den zweiten Platz, «und den wollen und müssen wir bis zum Schluss um jeden Preis verteidigen.» Er weiss auch weshalb. Position zwei bedeutet für die Best-of-7-Playoffserien Heimvorteil im Viertel- und im Halbfinal. Nicht unwesentlich, wenn man die grosse Ausgeglichenheit der NLB und die heimstarken Aussenseiterteams der unteren Tabellenhälfte betrachtet. Allerdings muss man sich nach den beiden letzten Auftritten der SCL Tigers im Ilfisstadion die Frage stellen, ob der Heimvorteil auch tatsächlich ein Vorteil ist.



Flott mitspielen, das funktioniert
Die letzten drei Spiele haben die offensiven Probleme der Langnauer mit aller Deutlichkeit bestätigt. Gegen die spielerisch starke, dafür nicht ganz so disziplinierte Mannschaft von Martigny konnten die SCL Tigers das tun, was sie am besten können – flott mitspielen. Gegen Ajoie und Visp aber hätte der Weg zum Erfolg nicht über Schönspielerei, sondern über pickelharte Arbeit vor allem auf den letzten Metern bis zum gegnerischen Tor geführt. «Dort kamen wir jedoch mit unserer umständlichen Spielweise meistens gar nicht hin», meinte selbstkritisch Martin Stettler, der sich in den letzten Wochen zu einem der sichersten Werte in der Defensive entwickelt hat. «Ajoie und Visp muss man ein Kompliment machen – sie haben die Zone vor und rund um ihr Tor ausgezeichnet verteidigt und damit auch ihre Torhüter wirkungsvoll unterstützt.»



Zwanzig Schüsse für ein Tor
Damit ist auch gesagt, was in dieser Zeitung bereits vor Wochen als Schwachpunkt herausgestrichen wurde: Den SCL Tigers fehlen ein oder noch besser zwei robuste, zweikampfstarke Stürmer, die sich auf den entscheidenden letzten Metern durchsetzen können und für genügend «Verkehr» vor dem gegnerischen Tor sorgen. Das offensive Defizit wird bestätigt durch zwei bedenkliche Werte. In den letzten sieben Heimspielen benötigten die Langnauer 284 Schüsse um 14 Tore zu erzielen oder rund zwanzig Abschlussversuche für einen Treffer. Oder das Powerplay: In den letzten fünf Begegnungen konnten die Emmentaler 25mal in Überzahl spielen und erzielten in 39 Minuten und 26 Sekunden kein einziges Tor. So darf man sich über gar nichts mehr wundern – auch nicht über drei Niederlagen in drei Heimspielen gegen Visp, einem möglichen Gegner im Playoffviertelfinal.