Wochen-Zeitung, Werner Haller

Schon 19 Verträge – nur noch wenig Spielraum für Kaderveränderungen

Für nächste Saison haben bereits 19 Spieler einen Vertrag. Damit ist der Spielraum für Veränderungen des Kaders schon frühzeitig stark beschränkt.

Presse •

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg ist die richtige Zusammensetzung einer Mannschaft. Teambuilding wie die Nordamerikaner sagen. Es geht um den Aufbau einer Mannschaft und die Ziele, die man mit ihr kurz-, mittel- und langfristig anstreben will. Wer wie die SCL Tigers in die oberste Spielklasse zurückkehren möchte, muss schon in der NLB ein NLA-taugliches Team mit dem entsprechenden finanziellen Aufwand bilden. Gleichzeitig müssen die Verantwortlichen erkennen, welche Spieler sich im Falle eines Aufstieges in der NLA behaupten können oder genügend Talent und Willen besitzen, um in absehbarer Zeit NLA-Niveau zu erreichen. Ziel ist ein Kader mit einer Altersstruktur und einer klaren sportlichen Hierarchie angeführt von Führungsspielern, die in guten und schlechten Phasen auf und neben dem Eis stets die Besten der Besten sind. Eine erfolgreiche Mannschaft braucht starke Individualisten, die im Rampenlicht stehen wie Torhüter, Topskorer oder Spielmacher. Aber eben so unerlässlich sind die unermüdlichen Kämpfer und die leistungskonstanten, zuverlässigen und disziplinierten Mannschafts- und Ergänzungsspieler.



Auf die Mischung kommt es an

Je besser die Mischung, desto besser die Mannschaft. Bei den SCL Tigers, das war in dieser Saison unschwer zu erkennen, könnte die Mischung besser sein. Für nächste Saison sind bereits 19 Spieler, darunter ein Ausländer, unter Vertrag (siehe linke Spalte). Zählt man beim Verbleib in der NLB den gesetzten zweiten Ausländer, zwei, drei Verlängerungen mit Spielern mit auslaufenden Verträgen sowie den einen oder anderen Elitejunior hinzu, dann bleibt nicht mehr viel Spielraum um auf Fragen reagieren zu können, die sich aufgrund der bisher gezeigten Leistungen in der Qualifikation aufgedrängt haben. Was geschieht beispielsweise mit jenen Spielern, die in wenigen Wochen das Playoffexamen nicht bestehen? Nimmt man mit ihnen einfach einen weiteren Anlauf und hofft auf eine positive Weiterentwicklung? Handlungsbedarf in Bezug auf die Zusammensetzung der Mannschaft besteht in einem Kader mit NLB-Qualität zwangsläufig immer. Die Langnauer beispielsweise benötigen neben dem Langzeitverletzten Anton Gustafsson einen gelernten, erfahrenen und entsprechend kostspieligen Mittelstürmer für den ersten oder zweiten Block, damit der eine oder andere wieder auf seiner bevorzugten Flügelposition spielen kann. Dieser Center kann in der jetzigen Situation nur ein Schweizer sein, weil der französische Internationale Kevin Hecquefeuille als sicherer Wert im eigenen Abwehrdrittel, bei der Angriffsauslösung sowie im Power- und Boxplay unentbehrlich ist. Bleiben die Langnauer in der NLB werden sie auch weiterhin mit der Ausländervariante «Ein Verteidiger/ein Stürmer» spielen. Eine Variante, für die sich in dieser Saison nur noch Martigny entschieden hat. In der dritten und vierten Sturmlinie stehen mit Adrian Gerber, Alban Rexha und Yannick Albrecht genügend geeignete und zuverlässige Zweiwegcenter zur Verfügung.



Ungenügendes Zweikampfverhalten

Ein Schwachpunkt der Langnauer ist auch die Chancenauswertung. Sie hat nicht nur mit mangelnder Kaltblütigkeit zu tun, sondern auch mit dem ungenügenden Durchsetzungsvermögen von etlichen Stürmern. Auf den entscheidenden letzten Metern zum gegnerischen Tor und damit auf dem Weg in eine Position für einen erfolgversprechenden Abschluss gehen viel zu viele Zweikämpfe verloren. Oder auf das Teambuilding bezogen: Der eine oder andere körperlich starke Stürmer mit der so oft zitierten «Wasserverdrängung» würde bestimmt nicht schaden. Aber eben…

 

 

SCL Tigers-Strategie vor- oder nachteilig?

Die SCL Tigers sind mit der Kaderbildung für nächste Saison mit 19 abgeschlossenen Verträgen schon sehr weit fortgeschritten. Diese Strategie kann sich vor-, aber auch nachteilig auswirken. Ein Blick auf die Vertragssituation.

• Neun Verträge bis 2016. Fünf Verteidiger: Hecquefeuille (29-jährig; Franzose), Lindemann (31), Rytz (29), Bärtschi (31), Müller (24; ab nächster Saison; neu von Langenthal). Vier Stürmer: Claudio und Sandro Moggi (je 31), Sterchi (19), Albrecht (19).
• Zehn Verträge bis 2015: Zwei Torhüter: Croce (30), Giovannini (22). Zwei Verteidiger: Stettler (30), Steiner (22). Sechs Stürmer: Adrian Gerber (30), Rexha (21), Schlapbach (21), Kuonen (21), Tom Gerber (20), Gustafsson (23).
• Zehn Verträge bis Ende der laufenden Saison: Vier Verteidiger: Schefer (28), Rüegg (23), Dällenbach (20), Devigus (20). Sechs Stürmer: Kolnik (33), Haas (25), Bucher (24), Wenger (21), Wyss (20), Loeffel (19).

• Trainer alle bis 2015: Gustafsson (Headcoach; Schwede), Andersson (Assistenzcoach; Verteidiger; Schwede), Sidor (Torhüter; Slowake).