Nachfolge von Reto Bertolotti

Schwarzgeld-Sünder als Schiri-Boss?

Beat Kaufmann soll als neuer Schiedsrichter-Boss den abtretenden Reto Bertolotti ersetzen. Dies behaupten zumindest mehrere Online-Portale. Damit würde die SIHA beweisen, dass sie auch ohne Philippe Gaydoul Skandal-Entscheide fällen kann.

News • • von Bruno Wüthrich

 

Kaufmann und Schwarz

Man kennt sich: Beat Kaufmann, damals noch Geschäftsführer des EHC Basel, mit seinem Vorgänger Ueli Schwarz (Bild: 20 Minuten online)

 

2006 flog in Lugano der Schwarzgeld-Skandal auf. Jahrelang wurden Spieler des HCL mit Schwarzgeld bezahlt. Mittendrin: Beat Kaufmann, damals Präsident des Verwaltungsrats der Tessiner. Unter Kaufmanns Führung und wohl vom Schwarzgeld-Vorteil profitierend, wurden die Luganesi drei mal Schweizer Meister (1999, 2003 und 2006). Seit der Aufdeckung dieses Skandals gewann der HCL jedoch nie mehr eine Playoff-Serie.

 

Beat Kaufmann als Schiri-Boss überhaupt vorzuschlagen, ist ungefähr gleich bedeutend, wie wenn man seinerzeit die beiden legendären Tessiner Politrabauzen Giuliano Bignasca und Flavio Maspoli zu Bundesrichtern hätte ernennen wollen. Dass die beiden Einsitz in den Nationalrat nehmen konnten, war angesichts der Grösse dieses Gremiums kein Problem, und sie trugen ja auch Wesentlich zu unser aller Polit-Unterhaltung bei. Leider sind sie beide inzwischen verstorben. Aber man stelle sich die beiden als Richter vor, die wegweisende Urteile zu fällen haben.

 

Es ist allein schon ein Skandal, dass beim SIHV keine Gewaltentrennung mehr herrscht. Der Langnauer Ueli Schwarz steht als Chef Leistungssport der National League (NL), den Nationalmannschaften und dem Schiedsrichterwesen vor. Dies ist so, seit Skandal-Präsident Philippe Gaydoul den Verband «reformierte». Seit dieser Reform ist die Gewaltentrennung im Verband nicht mehr gegeben, und das Schiedsrichterwesen ist nicht mehr unabhängig. Dies müsste es aber sein, will man sicherstellen, dass nicht einzelne, mächjtige Klubs zu ihrem eigenen Vorteil Einfluss nehmen können. Dass Reto Bertolotti entnervt seinen Hut nimmt, ist sicher zum Teil diesem Umstand zuzuschreiben. Und dass an den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi erstmals seit langer Zeit keine Schweizer Schiedsrichter nominiert sind, muss zwar nicht zwingend, aber kann ebenfalls an dieser Fehlreform liegen. Es liegt nun an Ueli Schwarz, zu Handen des Verwaltungsrates einen neuen Schiri-Boss vorzuschlagen. Welchen Teufel Schwarz geritten hat, ausgerechnet den Schwarzgeld-Sünder Beat Kaufmann vorzuschlagen, weiss wohl nur er selber. Gewählt oder nicht gewählt wird Kaufmann von den Herren Marc Furrer (Präsident), Piud-David Kuonen, Jean-Marie Viaccoz, Peter Althaus, Erwin Füllemann und Fabio Oetterli. Sie bilden derzeit den Verwaltungsrat des Schweizerischen Eishockeyverbandes.

 

 

Die jüngsten Skandale des SIHA

 

- Die Aufhebung der Gewaltentrennung im Schweizerischen Eishockey: Sie hat zur Folge, das das Schiedsrichterwesen nicht mehr unabhängig ist und somit die mächtigen Klubs versuchen können, diesen über eine einzelne Person (Ueli Schwarz) zu manipulieren. Damit sei nicht behauptet, dass Ueli Schwarz manipulierbar sei, denn dies entzieht sich unser aller Kenntnis, und dafür gibt es auch keinerlei Hinweise. Doch allein nur die Möglichkeit, dass er es sein könnte, jagt uns kalte Schauer über den Rücken.

 

- Die Verweigerung des Aufstieges der Huttwil Falcons: Im Frühjahr 2011 verweigerte der Verband den sportlich einwandfrei aufgestiegenen Huttwil Falcons wegen einer Spitzfindigkeit (Unterlagen für Aufstiegsgesuch zu spät eingereicht) die Teilnahme an der NLB-Meisterschaft. Bereits für sich allein stehend ist dieser verhinderte Aufstieg der grösste Skandal in der jüngeren Geschichte des Schweizer Eishockeys.

 

- Die Rettung der Kloten Flyers: Unter totaler Umgehung derselben Reglemente, die im Jahr zuvor für die Huttwil Falcons noch Anwendung fanden, winkten die Verbandsgeneräle die Rettung der Kloten Flyers durch. Dass ausgerechnet Verbandspräsident Philippe Gaydoulls als Retter auftrat, erklärt die Vorgehensweise des Verbandes zwar, tolerierbar ist sie unter der Berücksichtigung der Entscheide von einem Jahr zuvor jedoch nicht. Die Rettung der Kloten Flyers macht den Skandal um die Versenkung der Huttwil Falcons noch grösser, als er dies ohnehin schon war.

 

- Die Ernennung des Schwarzgeld-Sünders Beat Kaufmann zum neuen Schiri-Boss? Wir hoffen, dass da noch nichts entschieden ist, und dass sich die Verwaltungsräte ihrer Verantwortung und der Tragweite einer solchen Wahl bewusst sind.