SCL TIGERS: Einmal mehr ein erster Schritt

Nach vier Niederlagen in Serie taten die Langnauer endlich wieder einmal etwas für ihr angeschlagenes Selbstvertrauen. Sie schlugen Biel mit 3:2 nach Penaltyschiessen.

Presse • • von Wochen-Zeitung, Werner Haller

Der erst dritte Sieg im achten Heimspiel und der Gewinn von zwei Punkten waren absolut verdient. Die Langnauer waren die aktivere Mannschaft und mit einer besseren Chancenauswertung hätten sie sich sogar drei Punkte sichern können. Bester Mann war Torhüter Jaroslav Hübl. Wie schon gegen den SC Bern (0:2) liess sich der Tscheche nur zweimal bezwingen und wehrte zudem sieben von acht Penalties ab. Der Sieg war wieder einmal ein erster Schritt, mehr allerdings nicht. Von einem zweiten Schritt in die richtige Richtung kann erst die Rede sein, wenn das Leistungsniveau über einige Spiele hinweg in einem gewissen Bereich gehalten werden kann.

Die Bestätigung muss folgen
Man darf gespannt sein, was die Mannschaft aus dem Erfolgserlebnis gegen Biel macht, ob es ihr endlich gelingt, kontinuierlich ihr Spiel zu spielen. Nicht wie in den letzten drei Spielen innerhalb von nur fünf Tagen: Zuerst die Blamage in Kloten (0:8). Dann die wenigstens kämpferische Steigerung zuhause gegen den SCB (0:2). Und zuletzt gegen Biel die solide Mannschaftsleistung, die in den restlichen 30 Runden zur Selbstverständlichkeit werden müsste. Seit der Eröffnung des modernisierten Ilfisstadions ist es jetzt bereits das dritte Mal, das man auf eine Leistungsbestätigung hofft. Dem 3:2-Sieg gegen Leader Servette folgten drei Niederlagen, dem vielerorts zu hoch eingeschätzten 5:1-Heimsieg gegen Rapperswil gar deren vier. Deshalb ist die Frage „Und was kommt jetzt?“ durchaus berechtigt.
Der 3:2-Sieg gegen Biel nach Penaltyschiessen kann über die sportliche Realität nicht hinwegtäuschen. Die Zwischenbilanz nach zwanzig von fünfzig Qualifikationsrunden ist ernüchternd. Sie ist so schlecht wie noch nie seit der Einführung der Dreipunkteregel in der Saison 2006/07. Die Mannschaft liegt auf dem letzten Tabellenplatz, sechs Punkte hinter dem Zweitletzten Ambri und schon 14 Punkte hinter dem Drittletzten (Rapperswil). Die Differenz zum achten und letzten Playoffplatz beträgt 19 Punkte. Der bisherige «Rekord» liegt bei zehn Punkten Rückstand auf den Letzten der Top 8 und datiert aus der Meisterschaft 2006/07.

 


Heimvorteil mit zu wenig Profit
Einer der Hauptgründe für die enttäuschende Situation ist der ungenügende sportliche Profit seit der Eröffnung des Ilfisstadions. In den letzten zehn Runden hatten die Langnauer acht Mal Heimvorteil und blieben mit nur acht Punkten deutlich unter den Erwartungen. Zum Vergleich: Aus den ersten zehn Spielen, die alle auswärts ausgetragen werden mussten, wurden ebenfalls acht Punkte herausgeholt. Die beiden Coaches John Fust und Alex Reinhard konnten schon damals ihr Team nicht in bester Besetzung antreten lassen. Während der Auswärtsserie zu Meisterschaftsbeginn fehlte verletzungshalber Simon Moser in neun von zehn Spielen, Sandro Moggi in vier und Lukas Haas in drei Begegnungen. Und die beiden NHL-Lockout-Kanadier Tyler Ennis und Jared Spurgeon kamen erst ab der fünften Runde zum Einsatz.


Alban Rexha ist erstmals kein Globetrotter
In den vergangenen Jahren war der SCL Tigers-Stürmer Alban Rexha in der ersten Novemberhälfte stets ein Globetrotter gewesen. Unterwegs zu Länderspielen und Turnieren mit der U17-, U18-, U19- und U20-Nationalmannschaft. In dieser Saison ist er erstmals nicht mehr Junior und damit auch nicht mehr ständig auf Reisen. Dafür steht er in seiner ersten Saison als Vollprofi. Im Sommer hat er seine Lehre als Heizungsmonteur abgeschlossen. Nun kann er sich darauf konzentrieren, seine grosse Leidenschaft, das Eishockeyspiel, zu hundert Prozent als Beruf auszuüben. Alban Rexha, der vor wenigen Wochen 20 Jahre jung wurde und wie Lukas Haas einen bis 2015 dauernden Vertrag besitzt, ist kein Ausnahmetalent. Im Vergleich mit anderen Langnauer «Eigengewächsen» ist er aber trotzdem eine Ausnahme. Ihm ist der Sprung von den Elitejunioren in den NLA-Kader ohne Umweg gelungen. Simon Moser spielte im Nachwuchsalter bei Martigny, Bruder Christian und Martin Stettler bei Visp, Simon Lüthi bei Olten und Langenthal, Adrian Gerber bei Visp, Basel und Langenthal und Lukas Haas bei Langenthal, Thurgau, Olten und Sierre. «Die SCL Tigers», ist Alban Rexha überzeugt, «sind für einen Nachwuchsspieler der ideale Klub, um den direkten Weg gehen zu können. Ich durfte schon mit 17 Trainings mit der ersten Mannschaft absolvieren und habe dabei von der Intensität und Qualität der Trainings auf NLA-Stufe profitiert.» Drei Wegbegleiter haben einen besonders grossen Anteil an der Entwicklung des furchtlosen und mit viel Herz kämpfenden Stürmers: «Alfred Bohren überzeugte mich bereits als Novize, später einmal den Schritt zum Profi zu wagen. Headcoach John Fust gibt mir immer wieder Chancen für NLA-Spiele. Und die Firma Roth, bei welcher ich meine Lehre absolvierte, zeigte sehr viel Verständnis für mein Hobby. Ich hatte stets genügend Zeit für Trainings, Spiele und Auslandreisen.»


Freizeit in Zukunft investieren
Im Juniorenalter waren die Tage für Alban Rexha jeweils fast zu kurz: Ausbildung, Trainings, Spiele und Reisen mit den Elitejunioren und der ersten Mannschaft, Trainingscamps, Spiele und Reisen ins Ausland mit den Junioren-Nationalmannschaften. Jetzt, im ersten Jahr als Vollprofi, hat er umso mehr Freizeit. Diese investiert er in seine Zukunft, für individuelle Extras neben dem Mannschaftstraining. Besteht nicht die Gefahr, dass man übertreibt? Die Erholung ist ja schliesslich auch ein Bestandteil von Leistung und Fortschritt. Alban Rexha befindet sich noch auf dem Weg zum Stammspieler. Sein Ziel ist es, jede Chance, die er erhält, möglichst optimal zu nutzen: «Dazu muss ich auch genügend frisch sein, wenn ich umsetzen will, was der Trainer von mir verlangt.»