Dank Kampfgeist und Selbstvertrauen

SCL Tigers kugeln Zürcher Löwen aus dem Cup.

Das haben sich die Barone von Zürich anders vorgestellt. Bissige Tiger beissen die ZSC Lions in dieser Saison bereits zum zweiten Mal und werfen den auf dem Papier favorisierten Gegner hochkant aus dem Cup.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Das war der erste Streich. Mikael Johansson bezwingt Lions-Hüter Niklas Schlegel in Überzahl zum 1:0. Es war der Beginn des Untergangs der Zürcher Löwen in Langnau. Bild: Bruno Wüthrich.

 

Dr Swiss Cup ist ein Wettbewerb, der nicht alle gleichermassen gut finden und interessiert. In Langnau zählte man immerhin 5 412 Zuschauer, obwohl sich mancheiner fragen könnte, wer denn diese - und vor alle wie - gezählt hat. Zum Teil gibt es im Cup Resultate, die erstaunen würden, wäre da nicht der Verdacht, dass eben nicht alle Mannschaften diesen Wettbewerb gleichermassen ernst nehmen. Wie ist sonst die Niederlage des des NLA-Spitzenreiters EHC Biel auswärts beim zuletzt inferioren NLB-Vertreter EHC Kloten nach einem 3:0 Vorsprung zu interpretieren? Zudem: Auch dies ist aufschlussreich - als einziger Vertreter eines Zürcher Medienhauses fand Angelo Rocchinotti vom Blick den Weg ins Emmental. Dies sagt doch einiges über die Interessenslage aus.

Doch die ZSC Lions reisten nicht nach Langnau, um zu verlieren und auszuscheiden. Und sie waren ja nach der 1:4 - Heimniederlage vom 25. September gegen den gleichen Gegner gewarnt. Doch auch diesmal reichte es den favorisierten Zürchern nicht. Die SCL Tigers stellten über das ganze Spiel gesehen sowohl das bessere, wie auch das etwas glücklichere Team. Glücklicher deshalb, weil die Gäste gerade im Mitteldrittel auch einige hochkarätige Torchancen vergaben. Allerdings schenkten die Langnauer ihrem Gegner zwei der drei Gegentore. Deim 2:1 - Anschlusstreffer durch Jérôme Bachofner versuchte Samuel Erni den Puck mit der Hand zu stoppen, lieferte aber dabei gleich die Vorlage für den Torschützen, welcher allein vor Damiano Ciaccio keine Mühe hatte, diesen zu bezwingen. Der Anschlusstreffer 7um 3:2 fiel 14 Sekunden, nachdem die Langnauer durch einen "abgestaubten" Treffer von Aaron Gagnon ihre Führung zum 3:1 ausbauen konnten. Beide Treffer fielen unmittelbar nach Wiederaufnahme des Spiels nach der ersten Pause. Wie genau das 3:2 gefallen sein könnte, entzieht sich dem Wissen des Berichterstatters. Er war nämlich zum Zeitpunkt, als dieser Treffer fiel, noch an den Notitzen des Langnauer Treffers Sekunden zuvor. Cup ist eben auch der Wettbewerb, bei welchem es auf dem Videowürfel keine Wiederholung der Tore zu sehen gibt. Ein Ärgernis, welches den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr entspricht. Der Dienst am Kunden und Zuschauer sollte in den Stadien mindestens so hoch sein wie für die zuhause gebliebenen Fernseh-Konsumenten.

Zurück zum Spielgeschehen. Überraschend scheint die Erkenntnis, dass die SCL Tigers diese Partie auch deswegen gewannen, weil sie in den Spezialsituatuionen wesentlich effizienter agierten. Drei der fünf Treffer erzielten sie bei nummerischer Überlegenheit, zwei davon (Raphael Kunonens 2:0 in der 13. Minute und Anthony Huguenins 5:2 in der 51. Minute) fielen nach sogenannten Onetimern, also Schüssen, die als Direktabnahme abgegeben wurden. Dabei traf Kuonen haargenau die nähere, Huguenin die entferntere Torecke. In der 5. Minute erzielte bereits Mikael Johansson den Treffer zum 1:0 in Überzahl, und Pascal Bergers Tor zum 4:2 fiel zu einem Zeitpunkt, als beide Teams nicht vollzählig waren. Davon waren aber beide Mannschaften gleichermassen betroffen (37.).

Dagegen konnten die Zürcher keinen der Langnauer Ausschlüsse zu einem Treffer nutzen. In der 14. und 15. Minute überstanden die Emmentaler sogar einen 99-sekündigen doppelten Ausschluss (Stefan Rüesegger + Pascal Berger) schadlos. Dass die Tiger dieses Spiel vor allem wegen der Effizienz in Spezialsituationen gewannen, vermag nur oberflächlich zu erstaunen. Zwar geht man normalerweise davon aus, dass es gerade diese Spielsituationen sind, welche den technisch besseren Mannschaften zum Sieg verhelfen. Andererseit zeigt genau dieser Umstand auf, was gesundes Selbstvertrauen bewirken kann. Die SCL Tigers gewannen in dieser Saison, - den Cup mitgezählt, - drei Ernstkämpfe mehr, als sie verloren. Sie liegen in der Meisterschaft mit einem komfortablen Vorsprung auf einem Playoff-Rang und sind im Viertelfinal des Swiss-Cup immer noch dabei. Das beflügelt.

 

Swiss Cup 1/8-Final:

SCL Tigers - ZSC Lions 5:3 (2:1, 2:1, 1:1)

Ilfishalle, 5'412 Zuschauer. SR: Eichmann/Koch, Fuchs/Obwegeser. Tore: 5. Johansson (Gagnon, Ausschluss Cervenka) 1:0. 13. Kuonen (Glauser, Johansson, Ausschluss Bodenmann) 2:0. 19. Bachofner 2:1. 21. (20.20) Gagnon (Elo, Neukom) 3:1. 21. (20.34) P. Baltisberger (Cervenka) 3:2. 37. P. Berger (DiDomenico, Ausschlüsse Prassl, Diem) 4:2. 51. Huguenin (DiDomenico, Ausschlüsse Hollenstein, Pettersson) 5:2. 59. Blindenbacher, Sutter, Wick) 5:3. Strafen: 8-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (DiDomenico,übertriebene Härte),13-mal zwei Minuten + 1-mal 10 Minuten (Bachofner (unsportliches Verhalten) gegen die ZSC Lions.

SCL Tigers: Ciaccio; Blaser, Glauser; Lardi, Erni; Huguenin, Cadenau; Leeger, Randegger; Neukom, Gagnon, Elo; Gustafsson, Johansson, DiDomenico; P. Beger, Diem, Kuonen; Weibel, Melnalksnis, Rüegsegger;

ZSC Lions: Schlegel; Marti, Noreau; P. Baltisberger, Karrer; Blindenbacher, Sutter; Berni; Cervenka, Shore, Hollenstein; Herzog, Suter, Wick; Bachofner, Prassl, Bodenmann; Hinterkircher, Schäppi, C. Baltisberger.

Bemerkungen: SCL Tigersohne Punnenovs, Dostoinov, N. Berger, Nüssli, Peter (alle verletzt), R. Gerber (Olten), Kindschi (Kloten), Pesonen (überzahlig). ZSC Lions ohne Geering, Nilsson, Flüeler (alle verletzt), Klein, Miranda (überzählig), Sigrist (Farmteam). ZSC Lions ab 58.53 ohne Torhüter. 59.28. Timeout ZSC Lions.