SCL Tigers-Torhüter mit kanadischem Massstab

Das kanadische Eishockeymagazin “Goalies World”, welches seit Mitte letzten Jahres nicht mehr produziert wird, nahm sechs Mal pro Saison auf jeweils 50 Seiten rund 700 Torhüter der wichtigsten nordamerikanischen Profi- und Juniorenligen unter die Lupe. Wir nehmen nach denselben Massstäben die SCL Tigers-Torhüter Thomas Bäumle und Jaroslav Hübl unter die Lupe.

News • • von Werner Haller

 

Vom Schweizer NHL-Star Jonas Hiller (Anaheim) bis zu den völlig unbekannten Ersatzgoalies der Federal Hockey League - alle wurden bis ins kleinste Detail analysiert. In einer der zahlreichen Statistiken mit dem Titel „Red Hot“, „Hot“, „Okay“, „Bad“ und „Poor“ wurden die Leistungen der Torhüter anhand der in den einzelnen Spielen erzielten Abwehrquoten in „Ganz heiss (über 95 Prozent)“, „Heiss (90 bis 95 Prozent)“, „In Ordnung (85 bis 90 Prozent)“, „Schlecht (80 bis 85 Prozent)“ und „Armselig (unter 80 Prozent)“ eingeteilt.

 

Wendet man den kanadischen Massstab von „Goalies World“ auf die beiden SCL Tigers-Keeper Jaroslav Hübl und Thomas Bäumle an, so haben die Statistiken von „Red Hot“ bis „Poor“ nach 20 Runden folgendes Aussehen:

 

Jaroslav Hübl: Red Hot, Hot, Okay, Bad, Poor

 

 

Sp

Si

OT-Si

Ni

OT-Ni

P

 

 

 

 

 

 

 

Red Hot (über 95 %)

3

1

0

0

2

5

Hot (90 bis 95 %)

7

1

2

3

1

8

OK (85 bis 90 %)

2

0

0

2

0

0

Bad (80 bis 85 %)

1

0

0

1

0

0

Poor (unter 80 %)

3

0

0

3

0

0

 

 

 

 

 

 

 

 

16

2

2

9

3

13

 

Thomas Bäumle: Red Hot, Hot, Okay, Bad, Poor

 

 

Sp

Si

OT-Si

Ni

OT-Ni

P

 

 

 

 

 

 

 

Red Hot (über 95 %)

1

1

0

0

0

3

Hot (90 bis 95 %)

0

0

0

0

0

0

OK (85 bis 90 %)

2

0

0

2

0

0

Bad (80 bis 85 %)

0

0

0

0

0

0

Poor (unter 80 %)

1

0

0

1

0

0

 

 

 

 

 

 

 

 

4

1

0

3

0

3

 

Die Abwehrquoten von Hübl und Bäumle stehen natürlich in einem ganz engen Zusammenhang mit den Leistungen und der Unterstützung der Mannschaft. So kassierte Hübl beispielsweise ein „Poor“ im Heimspiel gegen Fribourg (3:6), als die Langnauer nach nur 19 Minuten bereits mit 0:5 im Rückstand lagen. Ähnlich schlecht erging es Bäumle in Kloten (0:8), als er nach 32 Minuten und fünf Gegentoren das Handtuch warf und durch Remo Giovannini ersetzt wurde.

 

Punkte gibt’s nur ab 90 Prozent

 

Die „Red Hot-bis-Poor“-Statistiken von Hübl und Bäumle zeigen vor allem eines mit aller Deutlichkeit: Die SCL Tigers punkteten bisher nur, wenn ihre beiden Startinggoalies Abwehrquoten in den Bereichen „Red Hot“ und „Hot“ erzielten, also 90 und mehr Prozent. In den 16 Spielen mit Hübl im Tor wurden 13 Punkte gewonnen, in den vier Spielen mit Bäumle im Tor drei Punkte. Bei Torhüter-Leistungen unter 90 Prozent gingen die Emmentaler bisher völlig leer aus.

 

Weltweit fordern die Headcoaches von den Torhütern ihrer Mannschaften, „dass sie uns eine echte Chance zum Sieg oder zum Punktgewinn geben. Mehr kann man von einem Goalie nicht verlangen.“ Jaroslav Hübl beispielsweise wurde diesem Anspruch in den beiden letzten Heimspielen gerecht. Gegen den SCB wehrte er 92,8 Prozent aller Schüsse ab (Hot), aber das Spiel ging trotzdem mit 0:2 verloren. Gegen Biel steigerte sich der Tscheche sogar auf 94,4 Prozent (ebenfalls Hot) und das Derby wurde mit 3:2 nach Penaltyschiessen gewonnen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Hübl sieben von acht Penalties abwehrte. In den fünf bisherigen Penaltyschiessen wurde er bei insgesamt 28 Versuchen nur neun Mal bezwungen, was eine Erfolgsquote von rund 68 Prozent ergibt. Dass drei der fünf Penaltyschiessen und damit auch drei Zusatzpunkte verloren gingen, lag nicht am Tschechen, sondern an den Langnauer Penaltyschützen, die bei 29 Versuchen bloss sechs Mal trafen (= 20,7 Prozent). Hübl gibt den SCL Tigers in der Regel eine echte Chance. Dies bestätigen folgende Werte:

 

- In allen ersten und zweiten Dritteln seiner 16 Spiele erzielte er trotz verschiedenen Fehlstarts der Mannschaft ein Abwehrtotal von immerhin noch 89,5 Prozent.

 

- Zweimal wurde Hübl nach 40 Minuten ausgewechselt. In den verbleibenden 14 Schlussdritteln und den fünf Verlängerungen steigerte er sich sogar auf 92,9 Prozent, wobei er in allen fünf Verlängerungen ungeschlagen blieb und damit den SCL Tigers zu einer weiteren Chance im Penaltyschiessen verhalf.