Zwiespältiger Auftritt

SCL Tigers verlieren in Davos deutlicher, als das Resultat vermuten lässt

Die SCL Tigers erbringen in Davos lange Zeit eine schwache Leistung. Erst ein Nachlassen des HC Davos im Schlussdrittel lässt die Langnauer noch am Punktgewinn schnuppern.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

37. Minute: Hier scheitert Benjamin Neukom am Davoser Hüter Gilles Senn. (Bild: Susanne Bärtschi)

 

Ein Nachfragen bei HCD-Coach Arno Del Curto lohnte sich: Er sagte: «Wir könnten unseren Spielern eine Million zahlen, sie hören trotzdem bei einem 4:1 Vorsprung auf zu spielen.» Ob denn sein Timeout nicht gehört worden sei, wurde Del Curto weiter gefragt. «Das wären ja alles Deppen, wenn sie nicht hören würden, was ich ihnen sage. Doch es ist schwierig, wenn du mal zurück gefahren hast, wieder hochzufahren.» Und dann seine überraschende Aufforderung: «Deshalb sagen Sie den Fans der SCL Tigers, dass sie nicht aufhoren sollen, ihre Mannschaft anzufeuern, auch wenn wir nächstes Mal, wenn wir in Langnau sind, sogar 4:0 führen. Gegen uns lohnt es sich immer, nicht aufzugeben.»

Verschlossener präsentierte sich Langnaus Coach Heinz Ehlers. Er war verständlicherweise frustriert. Doch er redete die beiden Gegner dieses Wochenendes stark, womit er zweifellos recht hatte. Gestern rief in Langnau der SC Bern vor allem defensiv eine tadellose Leistung ab und liess vor dem eigenen Tor überhaupt nichts zu, heute überforderte der HC Davos die Langnauer zeitweise mit ihrem Tempospiel. Doch die Gründe für die Niederlage liegen letztendlich ganz woanders. Zum einen kamen zwei der vier Davoser-Tore auf recht glückliche Art zustande. Beim Davoser-Führungstreffer bringt Torschütze Broc Little die Scheibe im zweiten Anlauf via Damiano Ciaccios Hinterteil im Gehäuse unter (7.). Und beim Treffer zum 3:1, erzielt nach einer halben Minute im Mitteldrittel durch den gleichen Schützen, springt die Scheibe via Stock von Damiano Ciaccio über dessen Schulter hinweg ins Tor. Daraufhin wird Ciaccio durch Ivars Punnenovs ersetzt.

Ein weiterer Grund liegt aus der Sicht des Berichterstatters in der mangelhaften Passqualität auf Seiten der Langnauer. Sogar völlig unbedrängt abgegeben, finden zu viele Zuspiele nicht oder nur ungenügend den Weg zum Abnehmer. Hoffnungsvolle Angriffe werden so immer wieder gebremst, oder noch schlimmer, führen zu Gegenstässen des Gegners. Heinz Ehlers sagt dazu: «Dies ist ein Thema bei uns. Das liegt ganz klar an der Qualität». Ob damit die Qualität des Spiels oder der Spieler gemeint ist, bleibt offen. Doch Tempo hin oder her. Den Weg, den die SCL Tigers hin zum gegnerischen Tor wählen, scheint mir komplizierter zu sein als bei den meisten anderen Teams. Hinzu kommt natürlich, - und dies ist keine Überrasung, - dass in den Reihen der Langnauer die Knipser-Qualitäten zu wenig vorhanden sind. «Soll ich die Tore selber schiessen?», fragt Heinz Ehlers konsterniert. Viel mehr ist an diesem Abend nicht aus ihm heraus zu bekommen.

Die Niederlage hätte auch höher ausfallen können. Irgendwie wird man aus dem heutigen Auftritt der Langnauer nicht schlau. Zeitweise waren die Tiger recht gut. Zu Beginn des Spiels - bis zum ersten Gegentreffer, konnte man sogar den Eindruck gewinnen, dass heute etwas drinn liegen könnte. Dieser Eindruck kam zum Schluss des Spiels nochmals auf, als in der 48. und 50. Minute Alexei Dostoinov und Yannick-Lennart Albrecht innerhalb von etwas weniger als zwei Minuten von 1:4 auf 3:4 verkürzten. Die Tiger hatten danach noch einige gute Momente und auch die eine oder andere gute Torchance. Vor allem auch, weil die Davoser durch Dino Wieser in der 54. Minute ihre einzige Strafe einzogen (auch die Emmentaler mussten nur zwei kleine Strafen nehmen), und auch zum Schluss, als Ivars Punnenovs seinen Kasten verliess und einem sechsten Feldspieler Platz machte. Aber zwischen den Start- und den Schlussminuten war einfach zu vieles Flickwerk. Da nützte es auch nicht, dass die Langnauer in der Mittelzone kompakt spielten und versuchten, dem HCD das Leben so schwer wie möglich zu machen. Das Team von Heinz Ehlers scheiterte heute nicht nur am HCD. Es scheiterte auch an sich selber.

 

HC Davos - SCL Tigers 4:3 (2:1, 2:0, 0:2)

Vaillant Arena Davos, 4'409 Zuschauer. SR: Vikman (FIN)/Wehrli, Borga/Gurtner. Tore: 7. Broc 1:0. 18. Kousal (Nygren, Ausschluss Erni) 2:0. 20. Koistinen (Kuonen) 2:1. 21. (20.34) Broc (Paschoud) 3:1. 25. Kousal (Broc) 4:1. 48. Dostoinov (Nüssli, Albrecht) 4:2. 50. Albrecht 4:3. Strafen: 1-mal zwei Minuten gegen Davos, 2-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

HC Davos: Senn; Du Bois, Grossniklaus; Nygren, Aeschlimann; Paschoud, Schneeberger; Jung, Furrer; Broc, Corvi, Simion; Jörg, Ambühl, M. Wieser; D. Wieser, Walser, Sciaroni; Eggenberger, Kousal, Kessler.

SCL Tigers: Ciaccio (ab 20.35 Punnenovs). Koistinen, Zryd; Blaser, Erni; Huguenin, Lardi; Müller, Randegger; Erkinjuntti, Gagnon, Elo; Neukom, Gustafsson, Kuonen; Nüssli, Albrecht, Dostoinov; Haas, Peter, Gerber.

Bemerkungen: Davos ohne Heldner, Lindgren, Egli, Kindschi, Barandun. SCL Tigers ohne P. Berger, N. Berger, Stettler (alle verletzt), Seydoux, Himelfarb, Rüegsegger (alle überzählig). 31. Pfostenschuss Walser, 39. Pfostenschuss Corvi. 49.39: Timeout HC Davos. SCL Tigers ab 58.42 ohne Torhüter. 59.17: Timeout SCL Tigers.