Immerhin ein Punkt:

SCL Tigers verlieren Spiel und Topscorer Erkinjuntti

Dieses Spiel hätte auch mit einem andern Sieger enden können. Die SCL Tigers verlieren nach einer guten Leistung in Bern in der Verlängerung. Bereits in 18 Stunden beginnt in Langnau die Revanche.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

 

Es fing gut an in Bern. Bereits in der 4. Minute bezwang Langnaus Kanadier Aaron Gagnon Berns Hüter Leonardo Genoni in Unterzahl. Bild: Susanne Bärtschi.

Ein schönes Tor von Raymond Mason entschied nach genau 79 Sekunden in der Verlängerung die umstrittene Partie zwischen dem SC Bern und den SCL Tigers zugunsten der Platzherren. Dabei waren die Gäste nahe am Erfolg, hätten den Sieg ebenfalls verdient gehabt. Zehn Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit hatte Philippe Seydoux die Entscheidung auf dem Stock. In der eigenen Zone luchste er einem Berner den Puck ab, zog Richtung Berner Tor, und zog ab. Er verfehlte jedoch das Ziel ganz knapp, und so ging es beim Spielstand von 2:2 in die Verlängerung. «Wir wollten bis zuletzt den Sieg, Nun ist es ein Punkt geworden», gab Miro Zryd später zu Protokoll. Der Berner Oberländer im Dress der SCL Tigers hatte in der 48. Minute den Ausgleich erzielt. Eero Elo und Andreas Thuresson blieben hinter Leonardo Genonis Tor hartnäckig, gaben nicht auf und den Puck nicht verloren, Dieser landete schliesslich auf der Schaufel von Zryd, der sich nicht zwei Mal bitten liess.

«Hättet dir eventuell Inträsse amene Lösli?» Sehr freundlich fragte mich vor der PostFinance-Arena ein etwa zehnjähriger Bub. Schon allen wegen seiner Nettigkeit und seiner Freundlichkeit hätte es der Junge verdient gehabt, dass ich ihm ein Los – es wäre für den SCB-Nachwuchs gewesen – abgekauft hätte. Etwas humor- und auch etwas gedankenlos gab ich ihm jedoch einen Korb. Wohlwissend, dass ich, dem normalerweise im Zahlenlotto zwei Zahlern zu einem Dreier fehlen und der in den seltenen Fällen, an der ich an einer Verlosung oder einem Wettbewerb teilnehme, nie etwas gewinne, ausgerechnet dann Glück habe, wenn ich mit dem Gewinn absolut nichts anfangen kann. Was will ich denn mit einem SCB-Shirt? Oder einer SCB-Jacke?

Doch – so dachte ich mir – wenn der SCB heute Abend auch auf dem Eis so freundlich sein wird wie dieser Bub vor dem Stadion, werden die SCL Tigers heute gewinnen. Damit war freilich nicht unbedingt zu rechnen. Denn die Mutzen hatten eine Scharte auszuwetzten. Bei der letzten Begegnung an gleicher Stätte verloren sie das Spiel nach einer 3:0 – Führung noch mit 3:5. Es war eine der spektakulärsten Wende in einem Derby zwischen diesen beiden Mannschaften, zumal ja die Wende zugunsten des Underdogs erfolgte.

Ob die Berner auf dem Eis wirklich ebenso nett gestimmt waren, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Wohl eher nicht. Es hatte wohl wenig mit Nettigkeit zu tun, dass die SCL Tigers ein ebenbürtiger Gegner waren, sondern eher mit der Spielweise der Emmentalern, die den Städtern nicht sonderlich gut zu liegen scheint.

Die Partie begann dann für die Gäste verheissungsvoll. Yannick Blaser sass gerade eine Strafe ab, als Eero Elo sich den Puck behändigte, und Aaron Gagnon auf die Reise schickte. Mit etwas Glück realisierte Langnaus Kanadier den Shorthander. «Dieser Treffer in Unterzahl gab uns schon Schub», erinnerte sich Miro Zryd. Doch zweieinhalb Minuten später war die schöne Führung bereits wieder Geschichte. Luca Hischier zog nach einem Zuspiel von Gian-Andrea Randegger direkt ab und erwischte Tiger-Hüter Ivars Punnenovs zwischen den Beinen hindurch. Mit diesem Resultat ging es in die erste Pause.

Erkinjunttis Ausfall

Das Bemerkenswerteste im Startdrittel sollte indes erst 46 Sekunden vor Drittelsende folgen. Mit einem Check erwischte Berns Topscorer MarK Arcobello Langnaus Torpscorer Antti Erkinjuntti, der danach mit einer Schulterverletzung ausfiel und auch in der Revanche von morgen Nachmittag nicht eingesetzt werden kann. Arcobbello wurde danach mit einer Fünfminuten-Strafe mit Restausschluss belegt und unter die Dusche geschickt. Schiedsrichter Daniel Stricker begründete das Verdikt wie folgt: «Erkinjuntti war beim Check nicht mehr am Puck. Deshalb war die Aktion zu ahnden. Weil sich der Gecheckte dabei verletzte, war die Fünfminutenstrafe zwingend.»

Doch die Langnauer sind keine Powerplay-Spezialisten. Fehlt dazu noch ihr Topscorer, sind sie in Überzahl nicht nur harmlos, sondern sogar anfällig. Die fünfminütige Überzahl gab deshalb nicht viel her, zumal Pascal Berger in der 22. Minute mit einer strafbaren Aktion Schlimmeres verhindern musste. Die restliche Zeit in Überzahl „überstanden“ die Tiger dann nur mit viel Glück. Tristan Scherwey vergab in Unterzahl eine Reisenmöglichkeit.

Dass es dann in Überzahl hinter Ivars Punnenovs doch noch schepperte, war Berns Andrew Ebbett zu verdanken, der bei einer Strafe gegen Beat Gerber von Ramon Untersander auf die Reise geschickt wurde und dem Tiger-Hüter keine Chance liess. Es blieb der einzige Treffer im Mitteldrittel, obwohl in der 38. Minute Gaetan Haas und Mika Pyörälä allein vor Punnenovs auftauchten. Sie vergaben jedoch diese Topmöglichkeit kläglich. Bern war im Mitteldrittel das bessere Team, machte jedoch zu wenig aus seinen Möglichkeiten.

Langnau im Schlussdrittel besser

Das Bild änderte sich im Schlussdrittel. Die Gäste steigerten sich wieder und setzten die Berner phasenweise arg unter Druck. Oft fehlten jedoch den Ideen die nötige Portion Genialität. Doch ihre Hartnäckigkeit und der Wille, trotz des Ausfalls ihres Topscorers nicht aufzugeben, brachten dann immerhin einen Punkt. «Antti ist ein genialer Spieler. Wenn so einer ausfällt, merkt man dies in der Mannschaft», bestätigte Miro Zryd die Wichtigkeit dieses Ausfalls. Er ist für das Spiel von morgen Sonntag trotzdem zuversichtlich. Wir haben gezeigt, dass wir an Bern dran sind. Unser Spiel liegt den Bernern nicht. Morgen ist Revanche angesagt.»

 

SC Bern - SCL Tigers 3:2 n.V. (1:1, 1:0, 0:1)

PF-Arena Bern, 17'031 Zuschauer (ausverkauft). SR: Stricker/Urban, Kaderli/Obwegeser. Tore: 4. Gagnon (Elo, Ausschluss Blaser!) 0:1. 7. Hischier (G-A. Randegger, A. Berger) 1:1. 36. Ebbett (Untersander, Scherwey, Ausschluss B. Gerber!) 2:1. 48. Zryd (Elo, Thuresson) 2:2. 62. Raymond (Undersander) 3:2. Strafen: 2-mal zwei Minuten + 1-mal fünf Minuten (Arcobello, Behinderung) gegen den SC Bern, 4-mal zwei Minuten gegen die SCL Tigers.

SC Bern: Genoni; Blum, Undersander; B. Gerber, Andersson; Krueger, Kamerzin; Burren; Kämpf, Arcobello, Bodenmann; Scherwey, G. Haas, Raymond; Pyörälä, Ebbett, Meyer; G-A. Randegger, Hischier, A. Berger.

SCL Tigers: Punnenovs; Zryd, Seydoux; Blaser, Huguenin; Erni, Lardi; F. Randegger; Erkinjuntti, Gustafsson, Thuresson; Dostoinov, Gagnon, Elo; Neukom, P. Berger, Kuonen; N. Berger, Albrecht, Nüssli; R. Gerber.

Bemerkungen: SC Bern ohne Moser, Ruefenacht (beide verletzt), Noreau, Wolf, C. Gerber, Dubois, Heim (alle überzählig. SCL Tigers ohne Stettler, Peter (beide verletzt), Müller (Langenthal), Haas, Rüegsegger, Himelfarb (alle überzählig).