Auswärts nach 0:3 Rückstand:

Sensationelle SCL Tigers bodigen den SCB

Die SCL Tigers landen in Bern einen grossen Sieg. Nach einem 0:3 - Rückstand bodigen sie den unangefochtenen Leader dieser Meisterschaft mit 5:3. Der Sieg war am Ende absolut verdient.

Spielbericht • • von Bruno Wüthrich

Szene aus dem erst3n Drittel: Ivars Punnenovs und seine Vorderleute hatten viel zu tun. Bild: Bruno Wüthrich

 

Das Spiel bewegte sich auf seine Mitte zu, als Berns Jérömy Kamerzin wegen Spielverzögerung auf die Strafbank musste. Weil dor bereits Eric-Rey Blum sass, konnten die SCL Tigers während etwas mehr als einer Minute zu fünft gegen drei Berner spielen. Was sie dabei zeigten, war jämmerlich und gipfelte in einer Strafe gegen Aaron Gagnon. Es ging also vorerst mit vier Langnauern gegen drei Berner weiter. Doch als Blum die Kühlbox wieder verlassen konnte, schickte ihn Simon Moser gleich auf die Reise, auf welcher er durch Marc Arcobello begleitet wurde. Die beiden tauchten alleine auf weiter Flur vor Ivars Punnenovs auf und hatten keine Mühe, den Tiger-Hüter zu bezwingen. Es war das 0:3 aus der Sicht der Gäste aus Langnau, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht viel zu bestellen hatten und zu Beginn der Partie richtiggehend überfahren wurden. Die beiden Tore innerhalb von 43 Sekunden in der 5. und 6. Minute durch Simon Moser und Simon Bodenmann waren eine zu magere Ausbeute aus Berner Sicht in den ersten 20 Minuten. In der 10. Minute traf Andrew Ebbett noch die Latte.

Ich suchte bereits nach Wörtern, wie man diese Niederlage beschreiben könnte. Klar, der SCB ist unangefochtener Leader. Es ist eine grosse Mannschaft. Aber mit derart viel Respekt sollten die Langnauer trotzdem nicht nach Bern reisen. Es schien zeitweilig, als wäre das Kaninchen vor der Schlange - pardon, dem Bären erstarrt. Die Berner konnten schalten und walten, wie sie wollten. Auch Heinz Ehlers war nach dem Spiel der Ansicht, dass sein Team zu viel Respekt gezeigt habe. Dies habe er in der ersten Pause auch angesprochen. «Ich wollte, dass meine Spieler den Respekt ablegen und zu laufen beginnen.»

Die Partie war natürlich spätestens nach dem 3:0 entschieden. So schien es zumindest. Doch dreieinhalb Minuten später stand es bereits 2:3. Kurz nach Spielmitte lies Leonado Genoni einen Puck fallen, der bissige Alexei Dostoinov war zur Stelle und schob ein. Und lediglich anderthalb Minuten danach traf Ville Koistinen von der blauen Linie. Die Tiger waren im Spiel. Und wie sie im Spiel waren.

Denn von da weg waren sie die bessere Mannschaft. Sie hielten nicht nur den knappen Rückstand, sondern man spürte bereits im Mitteldrittel, dass noch etwas gehen könnte. Oder würde der Bär im Schlussdrittel wieder aufdrehen?

Nun gut, die Berner versuchten es. Vehement suchten sie die Entscheidung, drückten die Langnauer in die eigene Zone zurück. Doch anders als im Startdrittel waren nun die Tiger gefährlich. Abgefangene Pucks fanden den Weg zu Mitspielern und mit ihnen vor das gegnerische Tor. Und nach genau 48 Minuten war es dann so weit. Yannick-Lennart Albrecht schoss den Ausgleich. Er war von ville Koistinen perfekt bedient worden. Weit oben auf den Rängen war der Jubel der Langnauer Anhängerschaft zu hören, doch sonst beherrschte lähmende Stille in der PostFinance-Arena. Doch es sollte für die Langnauer noch besser, bzw für die Berner noch schlimmer kommen. Denn lediglich 28 Sekunden später war es der Bissigkeit von Benjamin Neukom zu verdanken, der sich gegen mehrere Gegenspieler von hinter der Torlinie vor das Tor tankte und Leonardo Genoni den vierten Gegentreffer aufs Fell drückte. Der Tiger führte tatsächlich in Bern nach einem 0:3 - Rückstand. Und sie liessen danach die Berner nicht mehr aufkommen. Das Team von Coach Heinz Ehlers liess nichts mehr zu, und gewann am Schluss - wer hätte dies zur spielmitte gedacht? - dieses völlig verrückte Spiel absolut verdient.

«Wir waren im ersten Drittel nicht gut, aber man darf nicht vergessen, dass der SC Bern eine sehr gute Mannschaft ist. Doch nach dem 3:0 spielten wir stark. Ich bin unheimlich stolz auf diese Mannschaft», freute sich Heinz Ehlers.

 

SCB - SCL Tigers 3:5 (2:0, 1:2, 0:3)

PostFinance-Arena, 16'003 Zuschauer. SR: Massy/Stricker, Castelli/Kovacs. Tore: 5. Moser (Arcobello) 1:0. 6. Bodenmann (Piörälä, Andersson) 2:0. 29. Arcobello (Blum, B. Gerber, Ausschlüsse Kamerzin, Gagnon) 3:0. 31. Dostoinov (Gagnon) 3:1. 33. Koistinen (Elo) 3:2. 48. Albrecht (Koistinen, Neukom) 3:3. 49. Neukom 3:4. 60. (59.34) Koistinen (Gagnon, ins leere Tor) 3:5. Strafen: je 2-mal 2 Minuten.

SC Bern: Genoni; Blum, Untersander; B. Gerber, Andersson; Krueger, Kamerzin; Burren; Moser, Arcobello, Ruefenacht; Piörälä, Ebbett, Bodenmann; Scherwey, G. Haas, Raymond; G.-A. Randegger, Hischier, A. Berger.

SCL Tigers: Punnenovs; Koistinen, Zryd; Lardi, Blaser; Huguenin, Randegger; Seydoux; Erkinjuntti, Gagnon, Elo; Nüssli, Albrecht, Dostoinov; Neukom, P. Berger, Kuonen; Weibel, L. Haas, R. Gerber.

Bemerkungen: SC Bern ohne Kämpf (krank), Noreau, Wolf, C. Gerber, Heim, dubois, Meyer (alle überzählig oder NLB). SCL Tigers ohne Stettler, Peter, Gustafsson, Erni, N. Berger (alle verletzt), Müller (Langenthal), Himelfarb (überzählig). 10. Lattenschuss Ebbett. 48.28: Timeout SC Bern. SCB von 57.57 bis 59.36 ohne Torhüter.