Vorschau auf den NLB Playoff-Final

Sichern sich die die SCL Tigers den Heimvorteil?

Wollen die SCL Tigers aus dem Heimrecht in der Finalserie der NLB-Playoffs einen Vorteil ziehen, müssen sie zuerst eine Serie brechen. Denn in der bisherigen Saison verloren die Langnauer alle drei Heimspiele gegen Finalgegner Visp.

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Jubel Gerber 

 

Wie wenig die Playoffs mit der Qualifikation zu tun haben, bewiesen in der NLB zwei Serien. Der EHC Visp gewann gegen den HC Red Ice Martigny keine einzige von fünf Qualifikationspartien, aber in den Playoff-Viertelfinals hatten die Unterwalliser gegen die Oberwalliser nicht den Hauch einer Chance und verloren gleich mit 0:4. Fast noch eindrücklicher der HC La Chaux-de-Fonds. Die Neuenburger schlugen als Achte den überlegenen und unangefochtenen Qualisieger EHC Olten mit 4:2 Siegen, hatten dann aber gegen die SCL Tigers, gegen welche sie in der Qualifikation stets auf Augenhöhe spielten, zu keinem Zeitpunkt eine realistische Chance, die Serie zu gewinnen.

 

Nun geht es also in die Finalserie zwischen den zwei Teams, die ihre Formkurve am besten planten, bzw. die zum wichtigsten Teil der Saison ihre beste Form erreichten.

 

Für den EHC Visp spricht:

Der EHC Visp bestritt fünf der sieben Halbfinalspiele gegen den SC Langenthal ohne Superstar Alexej Kovalev und damit nur mit einem Ausländer. Der Russe war lediglich bei Spiel 3 in Langenthal (6:5 n.V. nach einer 5:0 Führung) und Spiel 4 (0:5) mit von der Partie. Ob und wann er wieder spielen kann, ist unbekannt. Doch die Oberwalliser rückten durch das Fehlen des Russen noch näher zusammen, und James Desmarais, der andere Ausländer bei den Vispern, wurde seiner Leaderrolle noch besser als zuvor gerecht. Visp beeindruckte in der Defensive und im Powerplay. Zudem spielte Torhüter Matthias Schoder eine starke Serie. Coach Kim Collins setzte mehr als sein Gegenüber Olivier Horak, der bei jedem zweiten Einsatz seine 1. Linie brachte, auf alle vier Linien, und sparte so entscheidend Kräfte. Diesem Umstand dürfte es zu verdanken sein, dass die Visper im entscheidenden siebten Spiel mehr Reserven hatten als die Oberaargauer.

 

Ähnlich wie die Langnauer wurde der EHC Visp nach einem Trainerwechsel (Kim Collins löste Michel Zeiter ab) nach und nach stärker und befindet sich derzeit physisch und mental im Hoch. Die Walliser sind nach einer durchzogenen Saison noch längst nicht satt. Sie werden die Emmentaler bis zum letzten fordern.

 

Für die SCL Tigers spricht

Das Team von Bengt-Ake Gustafsson beeindruckte vor allem in den ersten beiden Spielen gegen den HC La Chaux-de-Fonds. Die Neuenburger, nach dem beeindruckenden Sieg in der Serie gegen Qualifikationssieger Olten, wurden klar kontrolliert und hatten in diesen beiden Partien keine Siegchance. Kopfzerbrechen bereitete damals lediglich die Dominanz der «Atom-Sturmlinie» mit Tobias Bucher, Chris DiDomenico und Raphael Kuonen. Wer schiesst die Tore, falls es einer Mannschaft gelingen sollte, diese Linie aus dem Spiel zu nehmen? Doch diese Bedenken sind inzwischen zerstreut. Denn vor allem im vierten und fünften Spiel erwachten die andern Linien aus ihrer respektvollen Erstarrung und besannen sich wieder darauf, dass sie es ja auch können.

 

Die SCL Tigers belegten in der Qualifikation den 2. Rang. Doch sie waren in den ersten 45 Spielen nicht halb so stark, wie sie es nun in diesen Playoffs sind. Das System Gustafsson/Andersson greift, und ist für jeden Gegner, sofern sich die Langnauer konzentrieren und jeder seinen Job macht, äusserst schwierig zu spielen. Mit der Verpflichtung von Chris DiDomenico kam der Mosaikstein ins Team, der zuvor noch fehlte. Der Kanadier mit italienischen Wurzeln hat das ganze Team stärker gemacht. Dies ist sogar dann zu sehen, wenn es ihm selbst gerade mal nicht so läuft. Die SCL Tigers verbrauchten bisher weniger Kräfte als Visp. Je länger die Serie dauert, desto wichtiger könnte dieser Umstand werden.

 

Die Erwartungen

Mit dem EHC Visp steht den SCL Tigers ein echter Herausforderer gegenüber. Es ist alles angerichtet für eine heisse und spannende Finalserie mit völlig offenem Ausgang. Beide Teams verfügen über das nötige Selbstvertrauen, um sich den NLB Titel zu sichern. Wer aus dieser Serie als Sieger hervor geht, wird zur grossen Hürde für den NLA-Letzten. Grosse Bedeutung könnte bereits dem ersten Spiel vom Dienstag Abend zukommen. Weil die Langnauer sämtliche drei Heimspiele gegen den EHC Visp verloren, würde eine neuerliche Heimniederlage wohl nicht spurlos an der Mannschaft vorbei gehen. Dies wissen die Langnauer, aber dies wissen auch die Visper. Gewinnen die SCL Tigers das erste Spiel, so ist die Qualifikation definitiv abgehakt. Doch ein erneuter Auswärtserfolg für den EHC Visp wäre ein empfindlicher Nadelstich in die Seele der Tiger. Es wird deshalb bereits von Beginn weg recht zur Sache gehen. Vor allem wegen dieser speziellen Ausgangslage mit den lauter Auswärtssiegen in der Qualifikation (auch die Langnauer gewannen ihre beiden Spiele in Visp) kann in dieser Serie kein Favorit ausgemacht werden.