Watson, Klaus Zaugg

So droht den Lakers der Abstieg

Nullkommanull Leidenschaft, nullkommanull Wille, nullkommanull taktische Disziplin. Der SC Bern gewann gegen die Lakers 6:0 und steht wieder auf einem Playoffplatz. Weil es ganz einfach nicht möglich war, gegen diese Lakers zu verlieren.

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Wenn ein Schwede ausrastet, dann muss etwas vorgefallen sein. Dann stimmt irgendetwas nicht mehr. Nicklas Danielsson, einst beim SCB ausgemustert und jetzt bei den Lakers, kommt nach dem 0:6 im Berner Hockeytempel vom Eis und versucht in seiner Wut, den Stock an der Wand zu zertrümmern. Aber auch das gelingt ihm nicht. Das Arbeitsgerät bleibt heil. 

 

Der SC Bern musste gewinnen um seine Playoffchance zu wahren und gewann 6:0. Wer zum Sieg verdammt ist und 6:0 gewinnt, hat alles richtig gemacht.

 

Lakers chancenlos, wie seit Jahrzehnten kein Team mehr

Der SCB lässt sich nach diesem Sieg nicht beurteilen. Der Gegner war einfach zu schwach. Der SCB hat jetzt unter dem neuen Trainer Guy Boucher zwei der ersten drei Spiele gewonnen. Zum ersten ganz grossen Test für Boucher wird am Freitag die Partie in Biel. 

 

Im SCB-Matchprogramm zum Spiel gegen die Lakers ist auf der ersten Doppelseite ein schönes Inserat abgedruckt. Die Schlagzeile: «Mal ehrlich, wo gibt’s heute noch was gratis?» Die Botschaft passte zum Spiel. Es gab nämlich für den SCB den Sieg und die drei Punkte gegen die Lakers gratis. Selbst Matchbesucher, die schon seit den 1970er Jahren zu den SCB-Heimspielen kommen, konnten sich nicht erinnern, je in einem offiziellen Meisterschaftsspiel einen so schwachen Gegner gesehen zu haben

 

Die Lakers existierten in Bern gar nicht

Um es in einem Satz zu sagen: Die Lakers existierten in Bern gar nicht. Nullkommanull Leidenschaft, nullkommanull Wille, nullkommanull taktische Disziplin. Und dazu mit David Aebischer, (36) dem statistisch schwächsten Torhüter der Liga.

 

So wie bei Kaisers neuen Kleidern niemand zu sagen wagt, dass der Kaiser gar keine Kleider anhat, so wagt es offensichtlich niemand zu sagen, dass die Lakers gar keinen richtigen Goalie haben. Das gehört sich nicht. Denn David Aebischer ist ein ehemaliger WM- und Olympia-Held. 1998 hexte er uns an der U20-WM zu Bronze, anschliessend in Zürich und Basel ins WM-Halbfinale und noch 2006 in Turin zu einem sensationellen Sieg (3:2) über den damaligen Weltmeister Tschechien. Zudem gewann er 2001 als erster Schweizer den Stanley Cup (Colorado) und er war unser erster Dollar-Millionär in der NHL.

 

Niemand wagt das Goalie-Problem anzusprechen

Aus Respekt vor dieser Karriere sagt in Rapperswil-Jona niemand, dass die Lakers auf der Goalieposition keine Kleider mehr tragen. Und erstaunlich: Die Lakers hatten diese Saison keine Hemmungen, sich von Spielern zu trennen. Aber ausgerechnet dort, wo der grösste Handlungsbedarf besteht (Torhüter) ist nichts passiert.

 

Ist es ein böses Omen, dass sich die Lakers die B-Lizenz von Damiano Ciaccio gesichert haben? Der Torhüter des HC La Chaux-de-Fonds spielte vor einem Jahr in der Endphase der Saison leihweise für die SCL Tigers – und stand in der Liga-Qualifikation bei der entscheidenden Niederlage gegen Lausanne im Tor. Er weiss bereits, wie man absteigt. 

 

Die Angst steckt bereits in den Knochen

Vielleicht wäre ja David Aebischer hinter einer soliden Abwehr immer noch ein guter Goalie. Aber die Lakers haben eine der schlimmsten Lotterverteidigungen seit Einführung des Playoff-Modus (1986). Cheftrainer Anders Eldebrink sagt, im Training funktioniere das Spiel laquo;Aber wir können die guten Trainings im Spiel nicht umsetzen.»

 

Für die Lakers ist die Saison zu einem zu einem verzweifelten Wettlauf mit der Zeit geworden. Irgendeinmal müsste es ja schon gelingen, aus guten Trainings gute Spiele zu machen. Aber Angst vor dem Abstieg steckt bereits allen in den Knochen.

 

«Wir müssen einfach in der Liga bleiben» 

Michel Zeiter, der Assistent von Cheftrainer Anders Eldebrink, spricht mit Sorge von einer Verlierermentalität. «Diese Mentalität ist überall spürbar. Sie steckt in unserem Stadion in den Wänden.» Michel Zeiter sagt, es gehe darum, diese Mentalität zu verändern. Deshalb habe man sich im Laufe der Saison von einigen Spielern getrennt (Burkhalter, Earl, Camichel, Collenberg). Und er sagt beschwörend: «Wir müssen einfach in der Liga bleiben.»

 

 

«Wir müssen einfach in der Liga bleiben.» 

Lakers-Assistenz-Trainer Michel Zeiter.

 

Es zeichnet sich ab, dass es nicht nur fast unmöglich ist, diese Verlierermentalität zu verändern. Immer drängender wird das Torhüterproblem. Nicht ganz zufällig haben drei der vier Teams unter dem Strich (Lakers, Biel, Zug) diese Saison keine überdurchschnittlichen Goalies. Diese Probleme haben Zug und Biel die Playoffs gekostet. Den Lakers aber droht wegen des Goalieproblems der Abstieg.

 

Der Krug geht in die Playouts bis er bricht

David Aebischer mahnte in Bern einmal mehr an den Ritter von der traurigen Gestalt, an Don Quijote. Er kämpfte gegen den SCB so aussichtlos wie die Romangestalt gegen die Windmühlen. Wenigstens sorgte er mit Provokationen gegen die SCB-Stürmer für ein wenig Unterhaltung. Aber seine Abwehrquote war einmal mehr miserabel: 83,33 Prozent. Er spielte wie ein Abstiegsgoalie.

 

Die Lakers sind noch nie aus der NLA abgestiegen. Sie gelten inzwischen als «unabsteigbar». Aber der Krug geht in die Playouts bis er bricht. Die Langnauer haben es erfahren. Und sie waren vor einem Jahr zum gleichen Zeitpunkt der Saison eine Klasse besser als jetzt die Lotter-Lakers. Und stiegen ab.