Bruno's Blog:

So gehören die SCL Tigers nicht in die NLA

Sechs Spiele, ein einziger Punkt! «Schlechter als beim Abstieg», findet der Blick heraus. «Eine Frechheit gegenüber den Fans», titelt die Berner Zeitung. In der Tat ist die höchste Alarmstufe bereits erreicht. So darf es nicht weiter gehen.

Blog • • von Bruno Wüthrich

In vier der sechs Spiele zogen die SCL Tiger jeweils ein schwaches Drittel ein, das dann in die Niederlage führte. Bei den Kanterniederlagen in Bern (2:6) und gestern in Lausanne (0:5) war es jeweils das Startdrittel (1:4 in Bern, 0:3 gegen Lausanne). Bei den knappen Niederlagen gegen Zug und Lugano (jeweils 3:4) waren es die Schlussdrittel (0:4 gegen Zug nach einer 3:0 – Führung nach 40 Minuten, sowie 1:3 nach einer 2:1 Führung nach zwei Dritteln). Bei der 1:2 Heimniederlage gegen die ZSC Lions fehlten 100 Sekunden zum Sieg, in Genf verloren die Langnauer nach einer ebenso sensationellen wie nach der vorherigen Leistung völlig unerwarteten Aufholjagd vom 0:2 zum 2:2 in den letzten Minuten und ohne Torhüter danach in der Verlängerung.

Bei einem längeren Gespräch gestern Mittag mit zwei Experten (einem der wichtigsten Spieleragenten und einem Journalisten, dessen Name mir gerade entfallen ist) trat ich deren besorgniserregenden Meinung über die Langnauer Eishockeyaner entschieden entgegen mit dem für mich entscheidenden Faktum, dass die Tiger ein sehr schweres Startprogramm zu absolvieren hatten. Klar, wer in die Playoffs will, muss auch aus solchen Spielen mehr Punkte holen. Doch auch «mein» Budget aus diesen Partien belief sich auf höchstens drei bis vier Punkte. Weil die Tiger mehrmals ganz knapp scheiterten, wurde daraus nur einer. Na und, dachte ich mir. Wenn das Team es fertig bringt, Leistungen, wie es sie zeitweise gegen Zug, Lugano und Zürich gezeigt hat, künftig über die vollen 60 Minuten zu erbringen, würde als Folge davon auch das Punktekonto gefüttert. Davon, dass die Mannschaft dies fertig bringen würde, ging ich aus, und dies war für mich der Punkt. Ich wollte nicht in Panik verfallen. Wegen zwei oder drei Punkten Differenz auf «mein» Budget fordere ich weder Köpfe noch gröbere Massnahmen. Ich lasse mich doch nicht verrückt machen. Doch dies war gestern, vor 19.45 Uhr.

Ein bisschen besorgt war ich allerdings auch zuvor schon ob der Tatsache, dass sich die Tiger gleich drei Mal mit einer ungenügenden Leistung in einem Drittel den Sieg rauben liessen. Die Pleite gegen Zürich mit zwei Gegentoren zum Umschwung in den letzten zwei Minuten kommt ja da noch hinzu.

Doch seit gestern bin ich wirklich besorgt. Bereits zum zweiten Mal nach der Startpleite in Bern war gestern gegen den HC Lausanne die Mannschaft zu Beginn des Spiels schlicht und ergreifend nicht bereit, und vor allem gestern agierte sie viel zu passiv und ohne jede Leidenschaft und mit viel zu wenig Kampfbereitschaft und Entschlossenheit. Wie Schulbuben liessen sich die Langnauer im Startdrittel vorführen und der 0:3 – Rückstand zur ersten Pause war die logische Folge dieser absolut inakzeptablen Leistung. Die Partie war danach gelaufen. Alles, was danach kam, ist deshalb völlig unerheblich und der Erwähnung nicht wert.

Ganz erschreckend dabei: In bloss sechs Spielen schaffen es die Tiger, dass sich im Publikum ob einer solchen Leistung kaum mehr jemand aufregt. Hätte sich Benoît Laportes Team letzte Saison ein solches Startdrittel «gegönnt», wäre der Kessel am kochen gewesen. Gestern nahm das Publikum das Debakel – sollen wir jetzt sagen gelassen, oder war das bereits resigniert? - zur Kenntnis. Kaum vorstellbar, dass sich bei einer solchen Entwicklung künftig noch gegen 5'000 Zuschauer in die Ilfishalle verirren sollen. Zum Glück wurden in der Vorsaison viele Dauerkarten verkauft. Doch wer soll die Würste essen und das Bier trinken, wenn keiner mehr kommt, oder nach den Spielen einfach keine Lust mehr hat, noch länger dazubleiben?

Wo liegt der Hund begraben?

Dem Laien und aufmerksamen Beobachter fällt auf, dass die SCL Tigers die meiste Zeit und gegen fast jeden Gegner tempomässig am Limit laufen. Manchmal, wie gegen Bern und Lausanne, wird dies bereits zu Beginn eines Spiels offensichtlich, in andern Partien, wie beispielsweise gegen Zug, Lugano und auch die ZSC Lions, höhlt steter Tropfen sozusagen jeden Stein. Wer ständig am Limit läuft, macht irgendwann Fehler oder bricht gar auseinander. Da lief offenbar entweder bei der Rekrutierung des Personals oder bei der Vorbereitung auf die Saison etwas schief. Die aktuelle Ausgabe der Mannschaft ist derzeit weit entfernt von derjenigen der letzten Saison zur gleichen Zeit. Dabei wurde sie doch – wie man sagt – verstärkt, oder es wurden zumindest die Schwachstellen ausgemerzt. Doch davon ist derzeit rein gar nichts zu erkennen.

Gegen bisher jeden Gegner leisteten sich die Tiger viel zu viele technische Mängel (Zuspielfehler, mangelnde Puckkontrolle, Scheibenverluste zur Unzeit etc.). Diese technischen Mängel sind meines Erachtens eindeutig auf die Überforderung beim Tempo zurückzuführen. Umso mehr, als in den meisten Partien irgendwann die Ordnung verloren ging. Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der Kämpfe um die Scheibe an der Bande verloren gehen. Liegt hier der Grund in einer mangelnden physischen Präsenz, oder ist es schlicht und ergreifend der Kampfgeist, der fehlt? Dass in jedem Spiel ein Wechselfehler «passiert», müssen wir ob der anderen Baustellen (die hier längst nicht alle aufgezählt sind) schon fast als unerheblich abtun. Doch derjenige von gestern führte zum 0:2 und war so etwas wie der definitive Wegweiser in die Niederlage.

Ambri, so habe ich mir berichten lassen, sei gestern dem EV Zug in praktisch allen Belangen unterlegen gewesen. Nicht jedoch beim Kampfgeist. Und so fuhren die leidenschaftlichen Leventiner gestern Abend verdientermassen ihren ersten Sieg, wenn auch nur im Penaltyschiessen, ein. Das Team von Hans Kossmann liegt zwar immer noch auf dem zweitletzten Rang, doch der Vorsprung auf die Langnauer beträgt jetzt drei Punkte.

Die Leistung der Tiger im gestrigen Spiel zeigt vor allem eines: Das Selbstvertrauen ist bereits jetzt im tiefsten Keller. Alles Schönreden bringt nichts. Egal, wie die Resultate zustande gekommen ist, und egal, gegen welche Gegner: ein einziger Punkt aus sechs Spielen ist völlig ungenügend. Das 0:5 gegen den Lausanne HC ist ein Zeichen der höchsten Alarmstufe. Das Team sendete zumindest im Startdrittel beängstigende Signale aus. So darf es nicht weiter gehen.

Und egal, welche Massnahmen die sportliche Führung und der Verwaltungsrat jetzt ergreifen: Sie müssen greifen! Und zwar schnell!

Jedes Zu- und Abwarten kann ins Verderben führen. Das, was die Langnauer bisher zeigten – wir sprechen vom grossen Ganzen – reicht nicht für die NLA!