Solche Spiele bringen den Tiger weiter

Ich tue es nicht gerne, aber ich mache es trotzdem: Wer erinnert sich an das 6. Spiel der Playout Finalserie der SCL Tigers gegen die Rapperswil-Jona Lakers? Bis 54 Sekunden vor Schluss dieser Partie standen die Langnauer als Teilnehmer der NLA-Meisterschaft 2013/14 fest. Denn Etienne Froidevaux hatte sein Team exakt 103 Sekunden vor dem vermeintlichen Schluss der Partie in Führung geschossen. Doch die naiven Langnauer liessen in der letzten Minute nochmals den Ausgleich durch Adrian Wichser zu, und verloren die Partie schliesslich in der Verlängerung.

Doch die dramatische Entwicklung in den Schlussminuten ist nicht der Grund, weshalb ich an dieses Spiel erinnere. Zurecht wird diese Partie als der wahre Ausgangspunkt für den späteren Abstieg der SCL Tigers in die NLB betrachtet. Diese Niederlage nahm den Langnauern den Mut und die Zuversicht, sich im siebten Spiel und in der Ligaqualifikations-Serie gegen den HC Lausanne erfolgreich gegen den sportlichen Untergang zu stemmen. Doch dieses Spiel ist auch aus einem andern Grund für den Abstieg mit verantwortlich.

Die Lakers wehrten sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, mit fairen, aber auch mit unfairen gegen die Niederlage in dieser Serie, welche ohne jeden Zweifel auch die Seebuben den Ligaerhalt gekostet hätte. So gewannen sie nicht nur das spiel in den Schlussminuten, sondern nahmen durch unfaire Attaken auch die Langnauer Schlüsselspieler Claudio Moggi, Joel Genazzi und den kanadischen Verteidiger Bryce Lampman aus dem Spiel und aus dem ganzen Rest der Saison. Claudio Moggi befand sich bis zum Zeitpunkt seiner durch einen Ellbogencheck gegen den Kopf verursachten Gehirnerschütterung in der Form seines Lebens. Auch Joel Genazzi war in blendender Verfassung, und in Bryce Lampman hatten die Tigers einen Verteidiger, der vor allem defensiv grundsolide war und zudem im Powerplay eine gute Rolle spielte. Alle drei fehlten fortan den Emmentalern im Kampf gegen den Abstieg.

Solche Spiele erwarten die SCL Tigers in der Ligaqualifikation, falls sie den EHC Visp in der Playoff Finalserie besiegen, NLB Meister werden und den Verlierer der NLA-Playout Finalserie zwischen dem EHC Biel und den Lakers aus Rapperswil herausfordern dürfen. Bei den Lakers spielen immer noch weitgehend die gleichen Spieler, und es steht mit anders Eldebrink auch der gleiche Trainer an der Bande wie bei diesem angesprochenen, fatalen sechsten Spiel des letztjährigen Playout-Finals. Und die Rapperswiler zeigen gegen die Bieler, dass sie sich erneut nicht zu schade sind, auch sportlich unfaire Mittel anzuwenden, um sich erneut vor dem zu retten, was für die ganze NLA das Beste wäre.

Es wäre deshalb fatal, wenn sich die SCL Tigers mit Siegen Kindergeburtstagsserien wie gegen den HC Thurgau oder wie gegen La Chaux-de-Fonds für die Ligaquali qualifizieren. Denn so hätten sie in dieser pickelharten Serie keine Chance. Nur wenn sie vom EHC Visp echt herausgefordert werden, und nur, wenn sie wie gestern in der Liternahalle mit allen Fazetten geprüft werden, und nur, wenn sie sich gegen den mit allen Wassern gewaschenen Superstar Alexej Kovalev durchsetzen können, haben sie eine reelle Aufstiegschance. Gestern liessen sie die Langnauer provozieren und aus dem Konzept bringen. Deshalb bestanden sie den Test nicht. Wenn Visp so weiter spielt, ist der NLB-Meistertitel für die Langnauer keine Formsache und auch noch längst nicht sicher. Bestehen die Tiger jedoch den Härtetest in der Serie gegen Visp nicht, so macht auch die Ligaqualifikation keinen Sinn.

Morgen Sonntag Abend um 18.15 Uhr findet in der Ilfishalle das dritte Spiel dieser Serie statt. Die Visper haben nun ihrerseits festgestellt, dass die Langnauer durchaus in ihrer Reichweite liegen. Die Kraftreserven dürften in diesem dritten Spiel noch kein Thema sein. Der Tiger wird also erneut getestet. Freuen wir uns auf ein emotionales Spiel. Wir sind gespannt, wie weit sich das Team von Bengt-Ake Gustafsson bei diesen harten Visper-Tests steigern kann. Hockey-Experte Klaus Zaugg sagt den SCL Tigers eine 65-prozentige Aufstiegschance voraus, für den Fall, dass sie die NLB-Meisterschaft gewinnen. Hockey-Laie Bruno aber sagt, dass die Tiger die NLB-Meisterschaft noch längst nicht gewonnen haben, und dies zuerst einmal schaffen müssen.